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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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K’un-Chien. »Was meinst du mit ›persönliche Schrift‹?«
    »Die essenzielle Schrift im Innern, die dem Körper sagt, wie er sich reparieren und neu bauen soll.«
    Mason schnippte mit den Fingern. »DNA«, sagte er. »Genau das beschreibt sie. Irgendwie … O Mann, das muss ich mir klarmachen.« Er stand auf und begann, in dem kleinen Raum in engen Kreisen umherzuwandern. »Irgendwie funktioniert die DNA im Pilz wie ein genetischer Schalter –«
    »Sie reprogrammiert die DNA im Zellkern –«, sagte Tree.
    »Und reaktiviert dieselben Gene, die das Gewebe ursprünglich haben wachsen lassen. Yeah. Gliedmaßen-Regeneration. Salamander sind dazu imstande. Selbst Hasen kann man mit elektrochemischer Stimulation dazu bringen. Mensch. Überleg mal, was das bedeutet.«
    »Das tue ich, und es macht mich ganz schwindlig.«
    »Krebsforscher experimentieren seit Jahren mit Schleimpilzen, um herauszufinden, wie sie ihre Gene reprogrammieren, um die verschiedenen Wachstumsphasen ihres Lebenszyklus zu aktivieren«, sagte Mason. »Einen Teil der Zeit sind sie wie ein Tier und können sich fortbewegen, dann sind sie eine Zeit lang nichts als ein einzelliger Schleimhaufen mit einem ganzen Bündel voller Zellkerne, und irgendwann nehmen sie plötzlich feste Gestalt an und erblühen in allen möglichen Formen. Genetische Schalter. Schleimpilze können Signale ein- und ausschalten wie ein Kind Signallampen an einer Spielzeug-Eisenbahn.«
    Tree nickte. »Einer meiner Profs hat sich mit Schleimpilzen beschäftigt. Er fand, dass sie ihr eigenes Königreich verdienten – weder Tier noch Pflanze. Es gibt fünfhundert verschiedene Gattungen.«
    »Fünfhundert und eine«, sagte er und sah auf den Bambusbehälter, in dem der Ling-Chih lagerte. »Oh, das ist eine Riesensache. Das ist der größte Durchbruch, den es in der modernen Medizin je gegeben hat. Dagegen ist Penicillin das reinste …« Er ging schneller, und seine Kreise wurden enger und enger, dann blieb er stehen, warf den Kopf zurück und rief aus voller Brust: »Waa-hoooool«
    K’un-Chien lächelte. »Ehemann ist zufrieden?«
    »Ehemann ist … Mason, nenne mich Mason. Ich bin entzückt. Hellauf begeistert. Tree, wie sagt man ›völlig aus dem Häuschen‹ auf Mandarin?« Er ging auf die Knie und ergriff K’un-Chiens Hände. »Ling-Chih ist eine wundervolle Medizin, Doktor.«
    K’un-Chien lachte, perfekte weiße Zähne offenbarend. »Ja, May-Son.«
    Tree sah noch lebhaft ihre Vision vor Augen. »Habe ich wirklich meine eigene Zukunft gesehen?«
    »Du warst mit dem Geflecht des Lebens verbunden und bist seinen Fäden zu einer Zukunft gefolgt. Was du gesehen hast, ist nicht unumstößlich, wie zum Beispiel dass die Sonne im Osten aufgeht und im Westen versinkt. Es ist so, als sähe man zu, wie tröpfelndes Wasser eine Furche in den Sand gräbt, und man weiß schon vorher, dass die Furche in drei Monden ein kleiner Graben sein wird.«
    »Klingt wie eines dieser Statistikmodelle, nach denen Computer das Wetter vorausberechnen«, sagte Mason zu Tree. »Sie sagt, du hättest den wahrscheinlichsten Ausgang gesehen, die wahrscheinlichste Kulmination der vielen Möglichkeiten, die in diesem Augenblick vor dir liegen.«
    »Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass das, was ich gesehen habe, geschehen wird?«, fragte Tree K’un-Chien.
    »Ja, erste Frau. Wenn die Fäden des Lebensgeflechts nicht neu verwoben werden, werden sie an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit zusammenlaufen und deine Vision manifestieren.«
    Tree studierte K’un-Chiens Augen und entsann sich des emotionalen Inhalts der Vision. Die Beziehung zwischen ihnen war unzweifelhaft sexueller Natur gewesen. Tree empfand Verwirrung, als würde ein Schatten ihrer Psyche nur darauf warten, sie hereinzulegen. Ich bin nicht der Typ Frau, der sich in eine andere Frau verliebt. Zumindest – mein Gott, zumindest habe ich das bisher immer geglaubt.
    Tree nahm sich fest vor, diesen bestimmten Teil einer möglichen Zukunft nicht wahr werden zu lassen.
    »Wieso hat die Kaiserin nicht den Ling-Chih benutzt, um ihr Gesicht wiederherzustellen?«, fragte Mason.
    K’un-Chien zuckte zusammen und wich zurück.
    »Entschuldige, das war schrecklich unhöflich von mir«, sagte Mason. »Verzeih mir.«
    K’un-Chien beruhigte sich. »Ich darf nicht vergessen, dass du unsere Bräuche nicht kennst, May-Son.«
    »Bitte, erhelle meine Ignoranz.«
    »Durch ihr Opfer erhält die Kaiserin die Kraft, männliche Kinder zur Welt zu

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