Das Geheimnis am goldenen Fluß
wer?«
»Glaub es einfach. Wir sollen sie schwängern.«
Domino zupfte an seinem Bart. »Okay.« Er rieb seinen Mund. »Okay. Warum nicht? Ich werde die Lady bedienen.« Er zuckte mit den Schultern. »Solange sie ihre Maske auflässt – ich hörte, ihr Gesicht sei eine einzige Narbenlandschaft. Aber ihr Körper sah unter dem gelben Gewand recht ansehnlich aus. Große mamitas.« Er wölbte die Hände vor der Brust. »Hauptsache, sie sticht mich nicht mit ihren langen Fingernägeln.«
Mason verdrehte die Augen. »Warst du immer so romantisch, oder hat es eine Weile gedauert, bis du deine zarte Ader bei Frauen entdeckt hast?«
Domino runzelte die Stirn. »Was soll die Scheiße? Wer bist du – San Francisco?«
»Nein, aber trotzdem finde ich dein Macho-Gehabe widerwärtig. Wahrscheinlich kapiere ich nicht, warum du ständig deine Männlichkeit unter Beweis stellen musst, warum du dich aufführst, als wären Frauen dein Spielzeug.«
»Was faselst du da? Ich liebe Frauen. Es mit einem schönen Mädchen zu treiben ist eine der wenigen Freuden, die mir das Leben bietet. Findest du es ein Verbrechen, gerne zu vögeln? Wer sind denn meine Opfer, bitte schön?« Er deutete auf die im Kreis sitzenden Frauen auf dem Rasen; sie hatten mit dem Haarebürsten aufgehört und steckten einander jetzt weiße Orchideen und rote Lotusblüten in die Mähnen. »Bevor ich herkam, hat niemand diese Mädchen rangenommen. Und eins lass dir sagen, sie hassen es nicht, auf einem harten Schwanz zu reiten, ganz im Gegenteil. Ich bereite ihnen Lust, ich schwängere sie. So wie ich die Sache sehe – und sie auch –, erweise ich ihnen einen Dienst. Und dafür soll ich mich deiner Meinung nach schuldig fühlen? Wach auf, Hombre. Ich spreche noch nicht viel Chinesisch, aber meine Antennen stehen voll auf Empfang – jeder in der Stadt hat von dir und deinen mickrigen zwei Frauen gehört, und alle finden das unverschämt und selbstsüchtig.«
Mason wich einen Schritt zurück, überrascht von Dominos wütendem Ausbruch. »Ich habe wohl aufs Knöpfchen gedrückt, was, Domino?«
Domino trat dichter an ihn heran, und Mason roch das Kokosöl in seinem Haar. »Weißt du, du hast dieses typische Anglo-Ding drauf – diese Gringo-Einstellung –, als wärst du mir auf irgendeine Art in allem überlegen. Nun, dann lass dir mal was über Domino Cruz erzählen: Ich bin das einzige Kind – aus einer fünfzehnköpfigen Familie –, das aufs College gegangen ist. Ich habe mich wie ein Idiot abgerackert, um meinen Abschluss zu schaffen und in der Fakultätshierarchie aufzusteigen – und wofür? An jeder Straßenecke in Caracas machen die Drogendealer – wie einer meiner Brüder – mehr Kohle als ich und genießen ein höheres Ansehen.« Er ließ seinen Blick durch den Innenhof schweifen. »Aber jetzt, Amigo, habe ich meinen eigenen Palast. Ich lebe jetzt wie ein Kartell-Boss. Besser sogar. Ich habe meinen eigenen Harem. Und du erwartest allen Ernstes, dass ich von hier verschwinden möchte? Das wäre so, als würde man von Wolke sieben springen und auf der Erde aufschlagen.«
»Domino, jetzt mal ernsthaft. Ich verstehe ja, was du sagst, aber um deinetwillen, ich glaube, es wäre sicherer für dich, wenn du mitkämest.«
»In den Scheißdschungel runter, wo Kopfjäger mit Blasrohren warten – das nennst du sicherer? Mi Dio! Sicherer als mich in einem großen Bett herumzurollen und mit einem Schwarm ausgehungerter Schönheiten zu vögeln? Zum Teufel mit dir. Ich bleibe hier. Wenn die Kaiserin ein bisschen Spaß braucht, kann sie sich gerne an mich wenden.«
Mason seufzte. »Wie du meinst. Viel Glück.« Er wandte sich um und wollte gehen.
»Warte einen Moment, Amigo«, sagte Domino und legte eine Hand auf Masons Schulter. Mason blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Danke, dass du gekommen bist, um mich zu warnen. Okay?« Er reichte ihm die Hand. »Lass uns im Guten auseinander gehen.«
»Okay.« Mason schüttelte Dominos Hand; sie war klein, kräf tig und voller Schwielen. Dominos dichter Pancho-Villa-Schnauzbart kräuselte sich, als er lächelte und seine kleinen weißen Zähne zeigte.
»Schau, wenn sie mich an die Piranhas verfüttern«, sagte Domino, »werde ich an deine Warnung denken.«
Mason nickte und wandte sich zum Ausgang. Domino folgte ihm. »Hey, Hombre, noch eine Frage.«
Mason ging weiter.
»Wenn du einen hochkriegen könntest«, begann Domino, »würdest du dann nicht auch bleiben?«
Mason wirbelte herum und
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