Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
Vom Netzwerk:
und überlegt habe, ob er ein Kissen nehmen und mich ersticken soll.«
    Meng Pos Augen blitzten. »Wie konnte er!« Kiki sprang von seinem Schoß, erschrocken vom Zorn des Jungen.
    »Im Morgengrauen hatte er entschieden, mich leben zu lassen, aber unter der unumstößlichen Bedingung, dass meine wahre Identität für immer geheim bleiben muss.«
    »Liebste Schwester, du darfst nicht vergessen, dass unser Vater ein Barbar war –«
    »Und zeit seines Lebens Schüler des Begründers unserer Gesellschaft. Ko T’ung Jen glaubte fest daran, dass die Ankunft des Lung-Hu der Anfang vom Ende für unser Volk sei.«
    »Aber …«, seufzte Meng Po. »Das war in der Vergangenheit – vor vielen Jahrhunderten. Wie viele denken noch heute so?«
    »Ich kenne in Jou P’u T’uan mindestens eine Person, die den Lung-Hu ebenso sehr hasst und fürchtet, wie Vater es tat.«
    Meng Po hob die Augenbrauen. »Wie lautet ihr Name? Schick sie zu mir, ich werde mit ihr darüber reden.«
    Beschämt senkte seine Schwester den Blick. »Ihr Name lautet Hsiang K’un-Chien.«

23
    Ein etwa dreizehnjähriges Mädchen öffnete das Palasttor und führte Mason über einen abschüssigen Steinpfad und durch einen Zierbogen in einen mit hoch liegenden Fenstern versehenen Wohnraum, der zum Innenhof offen war. In einem großen runden Badetrog seiften sich vier Frauen ein und schrubbten einander den Rücken; eine fünfte Frau schwamm nackt in einem rechteckigen Schwimmbecken. Domino Cruz, der venezolanische Zoologe des HARVEST-Teams, saß mit halb geschlossenen Augen auf einem niedrigen Bambusschemel; er trug nur einen Lendenschurz aus roher Seide. Drei seiner jungen Frauen umsorgten ihn: Eine, in einen rosafarbenen Kimono gewandet, kämmte sein schwarzes Haar und seinen Bart mit Kokosöl; die anderen beiden, in bunte Saris gehüllt, massierten seine Füße.
    Domino war gedrungen und stämmig, nicht dick, und doch erinnerte er Mason irgendwie an eine fette, haarige Raupe, die sich bis zum Platzen mit den weichen Blüten einer Rose vollgestopft hatte.
    »Amigo! Que tal?«, sagte Domino, ohne aufzustehen. »Willkommen im Paradiso de la Cruz. Möchtest du einen Pflaumenwein? Einen Haarschnitt? Eine Massage? Oder etwas Handfesteres?« Er zwinkerte ihm zu und drückte die kleine Brust der Frau, die vorgebeugt dastand und seinen dichten Bart kämmte.
    »Ich bin gekommen, um dir etwas Wichtiges mitzuteilen«, sagte Mason, »und ich möchte, dass du genau hinhörst. Ich habe nicht viel Zeit, und ich werde es nur einmal sagen.«
    Domino verscheuchte die Frauen mit ein paar Handbewegungen und stand auf. »Was ist los? Stimmt etwas nicht?«
    »Tree und ich werden heute Nacht fliehen. Wir glauben, dass du böse Schwierigkeiten bekommen könntest, wenn du uns nicht begleitest.«
    »Mann, bist du verrückt? Ich will hier nicht weg. Sieh dich doch um.« Er schwang einen Arm herum und deutete auf den grünen Innenhof. Ein Dutzend bildschöner junger Frauen kniete im Kreis auf dem Rasen; jede bürstete das lange schwarze Haar der Frau, die vor ihr saß. Mehrere waren schwanger. Wie alle Einwohner Jou P’u T’uans sahen Dominos Frauen für Mason aus, als stammten sie aus der Karibik, wo weite Teile der Bevölkerung eine Mischung aus europäischen, afrikanischen, chinesischen und indianischen Wurzeln hatten; die genetischen Hauptmerkmale dieser Frauen hier waren eindeutig chinesisch, doch er erkannte die multi-ethnischen Einflüsse an den Haar- und Augenfarben und an den verschiedenen Gesichtsformen. Variationen eines entzückenden Themas.
    »Hier bin ich im Muschihimmel – Tierra de las Conchas.« Domino lachte und griff sich in den Schritt. »Ist es besser dort, wohin ich zurück soll? Wohl kaum. Hier bin ich ein kastilianischer König. Ein Eroberer.«
    Mason wurde wütend. »Denk mal eine Sekunde mit deinem Hirn und nicht mit deinem Schwanz und schau dir unsere Lage an. Trees Leben ist in Gefahr; meines auch. Wenn wir flöhen und dich hier ließen, würdest vermutlich auch du in höchster Gefahr schweben.«
    Domino schüttelte den Kopf. »Nein. Glaube ich nicht. In dieser Stadt bin ich der große Bankdirektor – der Samenbank. Sie werden mir nichts tun. Wenn man einen Stall voller Zuchtstuten hat, tut man seinem einzigen Hengst nichts an.«
    »Nun, dann lass mich dir ein paar Neuigkeiten mitteilen. In zwei Tagen findet im Tempel-der-Gebetsmatte eine rituelle Vollmondfeier statt, und von dir und mir wird erwartet, mit der Kaiserin zu schlafen.«
    »Sagt

Weitere Kostenlose Bücher