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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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er.‹«
    Meng Po lachte. »Siehst du, schon hast du mich erheitert. Ich habe den ganzen Tag noch nicht gelacht.«
     »Yeah, Boss«, sagte Mason im breiten Südstaaten-Akzent der Schwarzen. »Wir schieben beide mächtig Frust.« Dann begann er Sitting on the Dock of the Bay zu singen. Meng Po lauschte gebannt. Mason beendete die letzte Strophe und pfiff die Melodie, bis er sie allmählich verklingen ließ.
    »Ein Lied kann gleichzeitig traurig und schön sein«, sagte Meng Po. »Wie ein Gedicht. Wie das Leben.«
    »Schau, ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.« Mason reichte ihm eine Scheibe, die er aus einem Stück Balsaholz zurechtgeschnitten und sorgfältig abgeschmirgelt hatte. Sie sah wie eine große, sehr flache Schale mit einem nach innen gebogenen Rand aus.
    Meng Po lächelte und nahm sie. »Vielen Dank. Ich werde sie sorgsam aufbewahren.«
    Mason lachte. »Ich wette, du hast keine Ahnung, was das Ding überhaupt ist, das du sorgsam aufbewahren möchtest.«
    »Eine Schale natürlich. Eine gute Arbeit, aber sicherlich nur als Dekoration gedacht. Viel Essen passt nicht rein, und Flüssigkeit würde durch die Poren sickern.«
    »Es ist keine Schale. Es ist ein fliegendes Spielzeug.«
    Ein Lächeln umflog Meng Pos Mundwinkel. »Du scherzt.«
    »Nein. Man kann sie fliegen lassen. Ich zeige es dir.«
    Meng Po gab ihm die Scheibe zurück. Mason deutete auf etwas und sagte: »Siehst du das Buch ganz oben auf dem Regal an der Wand? Schau her.« Er ließ das Handgelenk vorschnellen und warf die Balsascheibe durch die Luft. Sie sauste auf das Regal zu und stieß das Buch um; es fiel auf den dicken Teppich, der den Boden bedeckte. Kiki juchzte und klatschte in die Hände, dann rannte er los und brachte die Balsascheibe zurück.
    »Exzellent«, sagte Meng Po. »Zeigst du mir, wie es geht?«
    »Natürlich.« Mason nahm die Scheibe von Kiki. »Man nennt dies ein Frisbee. Nun, genau genommen ist dies die Balsa-Version eines Frisbees. Ein echtes Frisbee ist eine fliegende Scheibe aus einem Material, das wir Plastik nennen.«
    Meng Po runzelte die Stirn. »Plastik?«
    »Schon gut, das spielt keine Rolle«, sagte Mason. »Ich habe jahrelang mit Frisbees gespielt. Aus irgendeinem Grund konnte ich sie immer ziemlich gut werfen. In meinem College gab es jedes Jahr ein Frisbee-Turnier, und in einer Disziplin musste man Ziele treffen, sowohl ruhende als auch bewegliche. Wir nannten es Frisbee-Golf. Ich war bis zu meinem Examen vier Jahre hintereinander Frisbee-Golf-Champion.«
    »Plastik?«, fragte Meng Po. »So nennt ihr es? Ich dachte, es wären Teller.« Er sprang auf, und Kiki hüpfte von seinem Schoß. Meng Po eilte auf die andere Seite seines vergitterten Zimmers und klappte eine große Holztruhe auf. Er kam mit einem Stapel bunter Plastik-Frisbees in den Armen zurück. »Dann sind das also Frisbees!«, sagte Meng Po.
    »Aha«, sagte Mason. »Also sind sie nicht zu Bruch gegangen. Sie stammen aus der Bergstation, die wir ›das Floß‹ nannten.«
    »Die Soldaten brachten sie mir. Ich sammle ungewöhnliche Gegenstände, und das seltsame Material, aus dem diese ›Teller‹ bestehen, faszinierte mich. Plastik.« Meng Po bog einen Frisbee in den Händen und übte das neue Wort. »Plastik. Wie eigenartig. Und so schöne Farben.«
    »Ich brachte ein paar Dutzend mit, um sie den Wawajero-Indianern zu schenken, bei denen ich jeden Winter arbeite. Vor einigen Jahren brachte ich ihnen bei, wie man mit Frisbees spielt, und mittlerweile sind sie ganz wild nach den Dingern.«
    Als Mason im Rahmen seines medizinischen Versorgungsprogrammes zum ersten Mal bei den Wawajeros überwintert hatte, waren die Männer ständig mit Prellungen, Verstauchungen und Knochenbrüchen zu ihm gekommen, Verletzungen, die sie sich bei einem rabiaten Stock- und Ballspiel zuzogen, das sie bunjarao nannten und das in groben Zügen Lacrosse ähnelte. Vor Spielbeginn tranken die Mitglieder beider Mannschaften Unmengen einer dampfenden schwarzen Brühe aus Kaffee und goukola, bis sie total mit Koffein voll gepumpt waren, und anschließend spielten sie wie eine Horde Wahnsinniger stundenlang ihr Spiel. Mason hatte beschlossen, dass sie eine weniger rabiate Alternative zu bunjarao brauchten. Also brachte er ihnen Ultimate Frisbee bei – ein Lauf- und Werfspiel, eine Mischung aus amerikanischem Football und europäischem Fußball. Sie liebten es sofort. Nun pumpten sich die Mannschaften mit Koffein voll und fielen beim Ultimate Frisbee übereinander her;

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