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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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und zu hellem Rosa verblasst. Die Zusammensetzung des entzündungshemmenden Mittels war nur eine Facette des medizinischen Wissens, das Mason gerne aus ihrem Kopf gepflückt hätte.
    »Ich zeige es dir, du wirst dich gleich viel besser fühlen.« Sie stieg auf das Bett und hockte sich hinter ihm hin. Die Spannung in seinen Schläfen zerschmolz unter ihren sanft kreisenden Fingern.
    »Ich fühle mich schon besser. Ein Teil der Schmerzen ist verschwunden.«
    »Dies ist nicht die Behandlung. Es dient nur dazu, dich an meine Berührung zu gewöhnen, damit du mir vertraust und dich entspannst.«
    »Nun, ich vertraue dir – völlig.«
    Sie stieg vom Bett und setzte sich vor seinen Füßen auf den Boden. »Es wird zuerst wehtun, aber danach wirst du dich wie neu geboren fühlen.« Sie hob seinen rechten Fuß und drückte mit dem Daumen in einen schmerzenden kleinen Knoten in seiner Fußsohle.
    »Au!«, flüsterte Mason. Er wollte Tree nicht aufwecken. »Fühlt sich an wie ein Blitz, der mitten ins Zentrum meiner Kopfschmerzen schießt.«
    K’un-Chien fuhr fort, die Stelle mit dem Daumen zu massieren. Er griff sich mit beiden Händen an den Kopf, um zu verhindern, dass der aufblitzende Schmerz ihm ein Loch in die Schädeldecke sprengte. Plötzlich begann der Schmerz abzuklingen.
    »Drückst du noch so kräftig wie am Anfang?«
    »Ich übe sogar noch mehr Druck aus.«
    Seine Kopfschmerzen lösten sich nun auf wie Salz in heißem Wasser. »Weg«, sagte Mason. »Verschwunden.«
    »Indem ich eine bestimmte Stelle in deiner Fußsohle drückte, schickte ich einen Boten los, der die blockierte Pforte in der Leitbahn öffnete. Sie ist nun wieder im Gleichgewicht.«
    Er blickte sie mit unverhohlener Bewunderung an. »Es gibt viele Aspekte in deiner Heilkunst, von denen westliche Ärzte wie ich noch nicht einmal zu träumen begonnen haben.«
    Sie lächelte. »Und zweifellos ist auch das Gegenteil deiner Feststellung wahr. Wir könnten voneinander eine Menge lernen.«
    Mason wollte die Frage stellen, die ihm schon die ganze Zeit auf der Seele lag, doch er war zu verlegen.
    »Frag mich, Ehemann.«
    »Nein … Ich … Schon gut. Dank dir –«
    »Möchtest du wissen, ob ich ein Heilmittel gegen männliche Impotenz habe?«
    Er schluckte. »Hast du eins?«
    Sie erhob sich vom Boden und setzte sich neben ihm aufs Bett. »Liebster Ehemann, eines musst du wissen – du bist nicht impotent. Ich habe dich oft morgens daliegen sehen – du bist hart wie Teakholz.«
    Er seufzte und senkte den Kopf. »Ja, aber …«
    »Aber du bist nicht in der Lage, deine Männlichkeit zu manifestieren, wenn du mit Tree schlafen willst.«
    »Genau.«
    »Hör mir zu. Ich habe zwei Dinge über dich gelernt. Das Erste ist, du bist ein Mann mit großen und starken Gefühlen. Das Zweite, was ich an dir beobachtet habe, ist, dass du deine Gefühle zurückdrängst, sie in deiner Brust gefangen hältst. Du fürchtest dich davor, die Trauer zu fühlen, die in dir verborgen ist, und dadurch hast du ihr die Macht verliehen, dich deines Lebens und deiner Männlichkeit zu berauben. Wenn jemand so starke Gefühle hat wie du, kostet es unendlich viel Kraft, diese Gefühle zu unterdrücken.«
    Er seufzte. »Das hast du treffend ausgedrückt.« Dann fuhr er sich mit den Fingern durch die schwarzen Locken, von neuem verblüfft, wie schnell K’un-Chien seine Kopfschmerzen weggezaubert hatte.
    »Hast du dich jemals gefragt, wie du deine Gefühle zurückdrängst, wie du vermeidest, dich mit ihnen zu konfrontieren?«
    »Nun, Tree und einige gute Freunde haben mich beschuldigt, empfindungslos zu sein. Und es ist wahr, oftmals empfinde ich nicht sonderlich viel. Nicht so wie früher.«
    K’un-Chien nickte. »Du fühlst dich oft empfindungslos«, sagte sie, »aber meine Frage lautet, wie stellst du das an? Wie schaffst du es, so zu sein? Welcher Mechanismus ist es, der dir ermöglicht, dich zu betäuben, wenn Trauer in dir aufsteigt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.«
    »Natürlich weißt du es. Du bist gut darin«, sagte sie. »Versuch es. Denk an etwas Trauriges, und dann lass das Gefühl verschwinden. Beobachte dich genau, und berichte mir in allen Einzelheiten, wie du deine Gefühle blockierst.«
    Es war nicht schwierig, an etwas Trauriges zu denken. Nur ein schmaler Schutzdamm trennte Mason von einer See unendlichen Schmerzes wegen Gibs Tod. Jeder Tag war ein fortwährender Kampf, den Schutzdamm intakt zu halten, ihn aufzuhäufen, einen Finger in eine

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