Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
den bremsenden Part, was dazu führte, dass die beiden sich immer häufiger stritten. Sie besuchten schließlich ein Paarseminar, um die ungeklärte Kinderfrage endlich rascher zu einer Klärung zu bringen.
Der gute Stern
Wenn Paare miteinander reden, ist das Gold wert, ganz im Gegensatz zu dem bekannten Sprichwort. So gesehen praktizieren Rita und Eberhard ein mutiges Gegenmodell zu vielen anderen Paaren. Sie tappen nicht im Dunkeln und müssen dauernd überlegen, was der andere wohl gerade erwartet. Besonders wenn die erste Verliebtheitsphase vorbei ist und die Sensibilität für den anderen aus ganz praktischen Gründen nicht mehr so hoch ist, weil der Alltag von beiden Partnern eine Menge Kraft und Aufmerksamkeit fordert, ist es sinnvoll, sich häufiger auszutauschen.
Reden schafft auch eine klare Orientierung. Ich weiß, woran ich beim anderen bin, und kann selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass meine Partnerin mich rücksichtsvoll behandelt. Es entstehen weniger Missverständnisse und damit auch weniger Enttäuschungen. Meist gibt es auch weniger Anlass zu schlechter Atmosphäre oder gar Streit.
Reden reduziert auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich geheime Verletzungen und damit offene Rechnungen ansammeln, die später teuer bezahlt werden müssen. »Hättest du das doch damals gesagt, dass ich bei dir bleiben soll, als du im Krankenhaus lagst«, »Hättest du doch deutlicher deine Ressentiments gegen ein Leben auf dem Land geäußert«, »Hättest du doch bloß früher gesagt, dass du gern mit mir gemeinsam in einem Chor singen würdest.«
Solchen Ungeklärtheiten beugen Rita und Eberhard höchst achtsam vor. Reden hilft schließlich auch der Selbstklärung. Wer weiß denn immer so genau, was er eigentlich möchte? Oftmals blenden wir bei unseren Ideen und Wünschen, die wir dem Partner vortragen, auch wichtige Konsequenzen und Randbedingungen aus. Da kann ein aufmerksamer Zuhörer, wie es Rita und Eberhard füreinander sind,auf fehlende Einsichten aufmerksam machen oder hilfreiche Hinweise geben. Das trägt sehr dazu bei, dass die Zahl von Fehlentscheidungen reduziert wird.
Viel Reden bedeutet auch viel in Kontakt sein. Die Partner fühlen sich wie im warmen Wasser. Immer mit Rückhalt und lückenloser Begleitung des anderen vorsichtige Schritte zu tun vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit.
Wenn der Stern vom Himmel fällt
Jede noch so gute Medizin ist in der Überdosis schädlich. Bei Eberhard und Rita ist es doch anders gekommen als beide sich erträumt hatten, weil vor lauter Reden über die Beziehung das
Leben
der Beziehung selbst auf der Strecke geblieben. Eine Partnerschaft braucht außer guten Gesprächen auch die lebendige Erfahrung, etwas durchlebt und durchlitten zu haben. Wenn immer alles endlos gedreht und gewendet wird, wenn jeder Schritt der Paarentwicklung dauert, bis er schließlich vollzogen wird, dann verpufft die Energie, bevor es losgehen kann, und die Beziehung läuft sich leer. Es ist, als würden sich die Partner über eine atemberaubende Wanderung nur in allen Einzelheiten unterhalten, aber nie losgehen und damit auch das erhoffte Abenteuer nicht erfahren. Die Zögerlichkeit bei Rita und Eberhard war zudem ungleich verteilt. Wenn Rita einmal mehr Mut hatte, endlich nach einer Wohnung zu suchen, hatte Eberhard einen Einwand, und wenn Eberhard entschlossener war, das Leben nun endlich gemeinsam zu organisieren, wurde er von Rita gebremst. Still und leise baute sich bei beiden Ärger gegen den anderen auf, da jeder den Verdacht hatte, das fehlende Beziehungsglück habe der andere zu verantworten – »Weil Rita dies nicht wollte …«, »Weil Eberhard dazu nicht bereit war …« Als die biologischeUhr bei Rita lauter zu ticken begann, also eine lebenszyklisch bedingte Veränderung hinzukam, erhöhte sich der Druck, da der Kinderwunsch für beide ein existenzielles Thema war. Elternwerden ließ sich nicht so leicht kontrollieren und durch noch so ausgiebiges Abwägen erfassen.
Entwicklungsschritte verschieben verursacht Unzufriedenheit
Die Unzufriedenheit der beiden hatte zuvor schon im Bereich der Sexualität deutlich zugenommen, da sich das Paar auch hier jegliche spontane Lust versagte. Das Gefühl, auf der Stelle zu treten und nicht voranzukommen, wuchs bei beiden und keiner übernahm die Verantwortung für eine Entscheidung, deren Folgen nicht zu 100 Prozent absehbar waren. »Das Kind könnte behindert sein oder einfach nur
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