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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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Stroh, drängte sie dicht an den Verschlag, so dass sie sich für jemanden, der seine neugierigen Blicke über die Bretter warf, im toten Winkel befand. Zu guter Letzt legte er sich neben sie und zog eine Pferdedecke über ihrer beider Körper. Nawar tänzelte und schnaubte leise. Als ihr Herz nicht mehr ganz so laut schlug, konnte sie die Männer wieder verstehen. Sie schienen in unmittelbarer Nähe stehen zu bleiben.
    »Eure Pferde sind ihr Gold wert, lieber Graf, obwohl ich immer noch hoffe, einen deutlich geringeren Preis aushandeln zu können.«
    »Das hängt von der Menge ab, das wisst Ihr, mein Kaiser.«
    »Nun, ich brauche erneut ein Dutzend, vielleicht sogar ein etwas kleineres Tier für meinen Ältesten. Es wird Zeit, dass er …« Der Kaiser brach ab. Hatte er etwas bemerkt?
    Ihr Vater fuhr jedoch arglos fort: »Ich hörte, dass er sehr krank ist. Ihr müsst voller Sorge um ihn sein. Mit Schrecken denke ich an den Unfall meines Ältesten zurück. Wenn Euer Arzt nicht gewesen wäre …« Seine Stimme kam näher. Nawar schnaubte energisch.
    »Bei einem solchen Pferd hüpft mir das Herz in der Brust. Wenn ich ihn in meine Zucht einkreuzen könnte – nicht etwa für die Schlacht, nein, dafür ist er zu zart gebaut. Aber für Damen oder für ein Kind wie Euren Ältesten.«
    Sie hörte den Kaiser lachen. »Das schlagt Euch gleich wieder aus dem Kopf. Das haben schon andere probiert. Dieser Teufelsbraten lässt niemanden an sich heran außer dem Mauren. Außerdem ist sein Charakter viel zu feurig für ein Kind.«
    Nawar schien zu verstehen, dass er Thema des Gesprächs war. Er trat dicht an den Gang und schob seinen schlanken Hals über die Bretter. Seine Vorderhufe berührten bereits die Decke, unter der Silas und Judith eng aneinandergeschmiegt kaum zu atmen wagten.
    »Seht nur, wie freundlich er ist. Er lässt sich sogar über die Nüstern fahren«, hörten sie den Grafen über sich. »Und seine Zähne sind auch in Ordnung.«
    Judith fühlte, wie Silas’ Muskeln sich versteiften. Es gefiel ihm offenbar nicht, dass sie Nawar betasteten wie eine Ware. Bleib ruhig, dachte sie und schob vorsichtig ihren Arm um ihn.
    »Lasst Euch nicht täuschen, Graf. Er ist ein Wolf im Schafspelz. Ich habe selbst gesehen, wie er einen Pferdedieb zugerichtet hat, der ihn von der Koppel stehlen wollte. Der Mann wird sein Lebtag nie wieder laufen können.«
    Eine Weile herrschte beeindrucktes Schweigen. Auch Judith erinnerte sich zu gut an gebleckte Zähne und rollende Augen, als der wütende Nawar die anderen Pferde aus dem Stall getrieben hatte, um sie vor Heinrich dem Löwen zu retten. Und jetzt standen diese tödlichen Hufe auf Armeslänge von ihr entfernt und scharrten sacht im Stroh.
    »Aber wie kommt ein Unfreier wie er an ein solches Pferd? Es muss ein Vermögen wert sein.«
    »Mein Oheim hatte ihn im 1. Kreuzzug unter seinen Beutepferden. Niemand wusste genau, wo er herkam. Jeder wollte ihn haben. Kaiser Konrad behielt ihn zunächst selbst, doch niemand konnte dieses Pferd reiten. Der Maure war damals bereits sein Arzt. Eines Tages sahen ihn die erstaunten Knechte bei dem Hengst auf der Koppel, und die beiden wurden so etwas wie, na ja, fast könnte man sagen, Freunde. Nachts sprang der schwarze Teufel über die Koppelzäune und lief zum Zelt des Mauren. Wollte man ihn einfangen, keilte er aus und verletzte die Stallknechte. Schließlich musste Silas bei ihm auf der Weide schlafen, damit wieder Ruhe einkehrte. Zu guter Letzt beschloss Konrad, den Hengst dem Mauren zu schenken. Er ist meines Wissens der Einzige, der je auf seinem Rücken saß.«
    »Eine seltsame Geschichte.«
    »Und ein seltsames Pferd.«
    Nawar schnaufte leise. Es klang wie Zustimmung.
    »Doch jetzt will ich Euch die helle Stute zeigen, von der ich Euch erzählte. Sie fohlt in den nächsten Tagen, und ich bin sicher, es wird wieder ein prächtiges Fohlen sein.« Die Stimme verklang allmählich im hinteren Stall.
    Judith wurde sich des warmen Männerkörpers vor ihr bewusst. An Aufstehen war nicht zu denken, solange ihr Vater und Kaiser Friedrich noch im Stall waren. Sie schloss die Augen. Wie lange hatte sie sich nach einem solchen Moment gesehnt? Silas drehte sich zu ihr um, das Stroh raschelte leise. Es war vollkommen dunkel, und sie spürte nur seinen Atem auf ihrem Gesicht. Sie wollte etwas sagen, wollte flüstern, doch im selben Augenblick verschlossen seine Lippen ihren Mund. Der Kuss raubte ihr den Atem. Ohne nachzudenken, drängte sie sich

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