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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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duldete. Da er mit dem Rücken zu ihr stand, hatte sie ihn nicht erkannt. Sollte sie umkehren? Doch dazu war es bereits zu spät. Einer der Männer hatte sie erblickt und sah ihr neugierig entgegen. Jetzt wandten sich auch die anderen um.
    Sie konnte unmöglich nach Silas fragen. Oder doch? Fieberhaft arbeiteten ihre Gedanken, während sie langsam auf die Gruppe zuschritt. Am Ende trennte sie nur noch der Zaun. Sie verneigte sich. »Durchlaucht!«
    Er stutzte einen Moment, sah ihr nachdenklich ins Gesicht, dann fiel sein Blick auf das kleine Kreuz an ihrem Hals, und plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Judith von Lare! Was führt Euch hierher?«
    Sie bemerkte, dass sein ehemals rötlicher Bart fast weiß geworden war. Tiefe Falten hatten sich auf seiner Stirn und um die nach wie vor lebhaft leuchtenden Augen eingegraben. »Ich wollte mir die herrlichen Pferde ansehen, Durchlaucht, bevor sie morgen von Harnisch und Schabracke verhüllt sind.«
    Friedrich lachte. »Da habt Ihr recht. Es ist wahrlich eine Schande, diese Prachtstücke unter einem Haufen Stoff und Eisen zu verstecken.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie und deutete auf den grauen Hengst, der den rechten Vorderhuf nur sehr behutsam aufsetzte.
    »Eine Hufentzündung!«, knurrte Friedrich verärgert. »Ausgerechnet er. Er ist das fähigste Tier, das ich habe.«
    »Kein Wunder, er stammt von Lare«, entgegnete sie selbstbewusst.
    Der Kaiser nickte zerstreut, schon wieder mit den Gedanken bei seinem Problem.
    »Warum fragt Ihr nicht Euren Leibarzt um Rat?« Sie musste sich bemühen, bei dieser hoffnungsvollen Frage nicht allzu breit zu grinsen. »Er kennt sich auch mit Pferden sehr gut aus.«
    Friedrich hob den Blick und sah sie überrascht an. »Beim Bart des Teufels, kein schlechter Einfall. Vielleicht sieht er eine Möglichkeit …« Ein Wink mit der Hand ließ einen der Knappen herantreten.
    »Geh den Mauren suchen. Er soll schleunigst herkommen.« Der Junge stob davon. Interessiert verfolgte Judith, wie er die Uferwiese entlang auf das Erlenwäldchen zulief. Fernes Wiehern bestätigte ihre Vermutung, dass dahinter weitere Koppeln angelegt waren. Bestimmt graste dort auch ihr rabenschwarzer Bellus.
    Es dauerte nicht lange, da trat der Arzt unter den Bäumen hervor. Der Knappe an seiner Seite redete auf ihn ein und deutete schließlich auf den mehlgrauen Hengst inmitten der Männer. Silas sprang über den Zaun und verneigte sich, nur ein kurzes Aufglühen in seinen Augen zeigte ihr, dass er sie gesehen hatte.
    Dann beugte er sich unter den großen Hengst, um sich den Huf anzusehen.
    Judiths Herz schlug heftig. Nur mit Mühe zwang sie sich, still zu stehen. In ihrer Phantasie sah sie sich zu ihm laufen und den vertrauten Körper umarmen, ihre Finger in seinem Haar vergraben und mit ihm ins Gras fallen. Stattdessen krallte sie ihre Finger in den rauhen Stoff des Habits, damit niemand sah, wie sie zitterte. In ihren Ohren rauschte das Blut, und so entging ihr, was Silas den Pferdeknechten empfahl. Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass der Kaiser sich zufrieden brummend abwandte und ihr zunickte. »Das war eine gute Idee von Euch. Ich reite jetzt zurück. Ihr könnt mich begleiten.«
    Einer der Knappen brachte ihr eine kleine kräftige Stute, half ihr in den Sattel, und sie schaffte es gerade noch, einen kurzen Blick aus zwei unergründlichen Augen aufzufangen, dann lenkte der Kaiser sein Pferd neben das ihre, und sie ritten mit zwei Begleitern auf die Zeltstadt zu.
    Das ist ja gründlich schiefgelaufen, dachte sie verstimmt, dann versuchte sie sich auf das Gespräch mit Friedrich zu konzentrieren, der sie nach ihren Eindrücken von diesem Hoffest befragte. »Ihr müsst heute Abend unbedingt Gast an meiner Tafel sein. Ich bin überzeugt, dass auch Beatrix sich freuen wird, Euch wiederzusehen.«
    Diese Überzeugung teilte sie nicht, doch was blieb ihr, als zuzustimmen? Neugierige Blicke streiften sie, als sie in solch hoher Begleitung ins Zentrum des Lagers kam, wo sie sich höflich bedankte, das Pferd einem Knappen überließ und zu ihrer Unterkunft eilte. Bis zum Essen war nicht mehr viel Zeit. Sie wollte wenigstens den Staub von ihrer Kleidung bürsten. Vielleicht käme Silas auch? Sofort verbot sie sich diese schwachsinnige Hoffnung, denn Friedrich würde kaum seinen Leibarzt an die Tafel bitten. Außerdem hatte der sicher die ganze Nacht zu tun, um den Huf des Turnierpferdes einigermaßen wiederherzustellen.
    Die Witwe von Rothenburg staunte nicht

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