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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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er ahnungslos, wie eng sie wirklich mit seinem Schicksal verwoben war, und dabei sollte es auch bleiben. Als sie weiterging, sah sie Beatrix am Eingang der Festhalle stehen. Sie verbeugte sich leicht, doch die Kaiserin blickte durch sie hindurch, als wäre sie Luft.
    »Die Kaiserin scheint Euch nicht besonders wohlgesinnt«, ließ sich Markward neben ihr vernehmen. »Sagtet Ihr nicht, Ihr seid einmal in ihrer Begleitung gewesen?«
    Sie horchte auf. Begann jetzt das Verhör? Vorsichtig formulierte sie ihre Antwort. »Das ist lange her. Seitdem haben wir uns aus den Augen verloren.«
    »Warum seid Ihr nicht in den Diensten der Kaiserin geblieben?«
    »Ich zog mit ihr nach Crema, weil sie eine Heilerin brauchte und weil sie mich darum gebeten hat. Ich war ihr nicht untertan, sondern reiste aus freien Stücken.« Ein wenig Schärfe lag jetzt in ihrer Stimme.
    »Vergebt mir meine Unwissenheit, Schwester Judith.« Sie spürte, wie er sich innerlich zur Ordnung rief. »Lasst uns zum Reitplatz hinübergehen, der Buhurt wird gleich beginnen.«
    Auf dem Weg über das Festgelände sahen sie noch weitere Verteilungsstätten, eine davon für die Spielleute. Großzügig wurden Kleidungsstücke, Weinkrüge und Lederschuhe von mehreren Planwagen heruntergereicht.
    Um den Buhurtplatz herum sammelten sich allmählich die Zuschauer, wiederum bestrebt, eine schattige Stelle zu finden. Längs des Feldes waren große Stoffbahnen über Gerüste gespannt worden, darunter standen bereits viele Leute. Als Judith ebenfalls dorthin strebte, zog Markward sie weiter. »Als Heinrichs Ausbilder steht mir ein Platz auf der Tribüne zu. Kommt, Ihr seid mein Gast.«
    Zwar war es auch auf den erhöhten Reihen der Tribüne sehr warm, doch Judith genoss das Privileg, denn sie konnte sich setzen, und sie sah wesentlich besser als von ebener Erde aus. Dankbar lächelte sie Markward zu, als er ihr einen Becher mit kühlem Wein reichte. »So gut habt Ihr noch nie beim Schaureiten gesessen, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Kein Wunder, es ist mein erster Buhurt.«
    »Ich dachte, als Begleiterin der Kaiserin habt Ihr öfter …«
    »Nein. Beatrix ist eine Zeitlang mit mir zusammen auf Lare erzogen worden. Dort fanden weder Buhurte noch Turniere statt. Als die Schwertleiten meiner Brüder durchgeführt wurden, war ich bereits im Kloster.«
    »Oh. Na dann …« Sichtlich froh über die Ablenkung zeigte er auf den Platz. »Seht!«
    Zwei dunkelhäutige Mädchen, offensichtlich Sarazeninnen, rollten vier große hölzerne Kugeln auf den Platz. Unter der flotten Melodie von Zimbeln und Sackpfeifen setzten sie ihre nackten Füße auf jeweils zwei Kugeln und glitten darauf über das Gras. Dabei lachten sie und klatschten in die Hände, so dass der Eindruck entstand, es sei kinderleicht. Sie bewegten sich im Kreis und drehten ihre schlanken Körper im Takt der Musik, was sehr schön anzusehen war. Ein Spielmann warf ihnen eine Zimbel und Klanghölzer zu, die sie geschickt auffingen und mit denen sie in die bereits klingende Melodie einstimmten. Das Publikum johlte begeistert und wollte die beiden Mädchen nicht mehr vom Platz lassen.
    Doch am Ende der langen Wiese hatten inzwischen die Reiter Aufstellung genommen. Die Pferde scharrten unruhig im Gras, die Wettkampfatmosphäre weckte ihre Aggressivität. Die Knappen hatten Mühe, die um sich beißenden Hengste zu halten. Die Ritter schwitzten unter Kettenhemden, Harnischen und Visierhelmen. Es war völlig windstill, die vielen bunten Fahnen und Wimpel hingen matt und bewegungslos von den Stangen hinab.
    Während erwartungsvolle Ruhe einkehrte, hörten die Menschen nur das leise Scheppern der Rüstungen, das Schnauben der Pferde und die Kommandos der Pferdejungen. Schließlich sprengte von der Seite der mehlgraue Hengst des Kaisers heran, der Purpurmantel wehte über dem glänzenden Harnisch seines Reiters. Das Pferd ging gut, nur ein Kenner bemerkte den leicht unregelmäßigen Lauf. Den großen goldenen Schild mit dem schwarzen Adler hoch erhoben, setzte Friedrich sich an die Spitze des Zuges und gab damit das Signal zum Beginn. Eilig stoben die Knappen aus der Reichweite der scharfen Hufe, und der gewaltige Tross aus Leibern setzte sich in Bewegung. Unter dumpfem Donnern galoppierten die mächtigen Tiere vorwärts. Die erste Formation war die des Kaisers. Wie die Blätter eines Baums bei einer plötzlichen Windböe bewegten sich alle Adlerschilde rhythmisch nach rechts und links. Mit der Schwerthand schwenkten die Ritter

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