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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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die Fahnen dazu, so dass Tausende Ellen Stoff wie Wellen auf dem Meer auf und ab wogten. Es liefen immer zwölf Hengste dicht nebeneinander, alle in Harnisch und Schabracke, was sehr viel Geschick beim Lenken der Tiere erforderte. Zusätzlich erschwert wurde der Ritt von der stark eingeschränkten Sicht durch Visiere und Kopfputz.
    Beatrix saß mit ihren kleineren Söhnen und Töchtern in der vordersten Reihe auf der Tribüne. Sie beugte sich zu den Kindern hinab und zeigte ihnen etwas. Aufgeregt winkten sie mit bunten Tüchern. Judith konnte jedoch nicht ausmachen, welche der Ritter die beiden Königssöhne waren. Als eines der Mädchen sich triumphierend umdrehte, erkannte sie deutlich des Kaisers Gesichtszüge, seine blauen Augen und das rotblonde Haar. Verwirrt starrte sie das Kind an. Sollte Friedrich doch noch gelungen sein, was ihm in jungen Jahren verwehrt blieb?
    »Ein hübsches Mädchen, die Prinzessin, nicht wahr?«, fragte Markward, dem offenbar nichts entging.
    »Natürlich, wie sollte es auch anders sein bei diesen Eltern.« Falls das eine Falle gewesen war – für wie einfältig hielt er sie eigentlich?
    Als die zweite Formation herandonnerte, hing bereits eine dichte Staubwolke über dem Reitplatz. Die Zuschauer zu ebener Erde hielten sich Tücher vor Mund und Nase, um besser atmen zu können.
    Nach der zweiten Gruppe stieg der Staub hinauf bis auf die Tribüne. »Gefällt es Euch?«, fragte Markward.
    »Ja, sehr!«, entgegnete Judith sarkastisch und hustete demonstrativ. »Am Donnern der Hufe erkenne ich, dass eine weitere Horde vorbeizieht.«
    Er lachte. »Ihr habt einen wahren Galgenhumor.«
    »Sagt, die Männer – sie bekommen doch sicher kaum Luft hinter ihren Visieren?«
    »Das Reiten in Formationen haben sie von Kind an geübt. Wenn sie erst im Sattel sitzen, befällt sie ein Rausch, in dem sie nichts aufhält, schon gar kein Staub.«
    Sie nickte und dachte an ihre Brüder, die sie seit ihrer Ankunft hier nur flüchtig gesehen hatte. Irgendwo dort unten saßen auch Ludwig und Beringar auf ihren Pferden und schluckten Staub. Und sie wusste, dass sie es mit Begeisterung taten.
    »Woran denkt Ihr?«
    »An meine Brüder. Sie sind auch dabei.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Staubwolke.
    Eine heftige Windböe fuhr plötzlich in die Wolke hinein und zerrte sie auseinander. Kurzzeitig waren die Akteure wieder klar zu sehen. Die dritte Formation von Reitern hatte sich in zwei Parteien aufgeteilt, die gegeneinander ritten und sich mit den Schilden vom Pferd zu drängen suchten. Ein weiterer Windstoß wirbelte die breiten Stoffbahnen der Fahnen durcheinander. Die Männer hatten sichtlich Mühe, die langen Stangen aufrecht zu halten.
    Judith sah zum Himmel und erschrak. Ritter Markward folgte ihrem Blick und pfiff leise durch die Zähne. Nicht der Staub schwächte das Sonnenlicht, wie sie bisher unbewusst geglaubt hatte. Dunkle Wolken türmten sich am Horizont zu schwarzen Bergen, die mit schwindelerregender Geschwindigkeit in ihre Richtung stürmten. Blitze zuckten bereits in der Ferne zwischen den einzelnen Wolkengipfeln. Noch war kein Donnern zu hören, weil das Geräusch der vielen tausend Pferdehufe alles andere übertönte.
    »Da bildet sich eine ganz andere Formation«, murmelte Markward besorgt. Auch die übrigen Gäste auf der Tribüne schauten jetzt zum Himmel.
    »Sollte der Buhurt nicht abgebrochen werden?«, fragte Judith. Die Ritter mit ihrer eingeschränkten Sicht unter den Visieren würden sicher nicht auf den Himmel achten.
    »Vielleicht zieht das Unwetter vorbei.« Doch ein weiterer Blick nach oben ließ ihn seine eigenen Worte bezweifeln. Die Wolken rasten unvermindert schnell in ihre Richtung, anhaltendes Donnern drang jetzt doch herüber. Die Kaiserin hatte sich umgedreht und sah ihn ratsuchend an.
    Er stand auf. »Judith, Ihr müsst mich entschuldigen. Am besten, Ihr lauft sofort in Eure Unterkunft und wartet das Gewitter dort ab. Zögert nicht!«
    Er eilte nach vorn, wo Beatrix ihre Töchter gerade den Leibwachen übergab. Entgegen Markwards Warnung blieb Judith sitzen und beobachtete, wie er Beatrix überredete, ebenfalls ihren Platz zu verlassen. Sie bat ihn offenbar darum, sie zu begleiten, doch er schüttelte energisch den Kopf und deutete auf die Ritter, die vor ihnen weiterhin ahnungslos aufzogen. Schließlich nickte sie ergeben und wurde von einem Leibwächter zur Treppe gebracht. Hinter ihr ließ Markward durch die wenigen anwesenden Herren die Tribüne räumen. Er

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