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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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unseren obersten Aufgaben.« Sie sah ihn aufmerksam an. »Vergebt mir meine Offenheit, Ihr seht aus, als könntet Ihr Ruhe dringend gebrauchen.«
    Er winkte ab. »Eine Erkältung, weiter nichts.«
    »Ihr habt Fieber.«
    »Ach was! Das Feuer in Eurem Kamin heizt mir ein. Wir müssen morgen weiter. Landgraf Hermann wartet auf mich.«
    Sie nickte. »Der neue Landgraf von Thüringen. Sein Bruder starb auf diesem unglücklichen Kreuzzug.«
    »Er wurde vom Fieber dahingerafft. Was für ein schmählicher Tod für den Helden von Akkon.« Seine heisere Stimme klang bitter. »Gott ist diesmal nicht auf unserer Seite. Der schwarze Tod und diese grauenvolle Seuche machen reiche Beute unter den letzten Kreuzfahrern. Vergangene Woche erhielten wir die Nachricht vom Tod meines Bruders Friedrich.«
    »Das tut mir sehr leid.« Sie schwieg einen Moment. Der junge Friedrich, der die Magd Melina geliebt und so unglücklich verloren hatte.
    Die Männer am Tisch begannen lauter zu werden, der Wein erwärmte ihr Gemüt. »Was wird jetzt aus dem Kreuzfahrerheer?«
    Er hob mutlos die Schultern. »Es gibt niemanden, der es anführt. Es sind allerdings auch nicht mehr viele Ritter am Leben. Das Heer des lebendigen Kreuzes zerfällt.« Er trank seinen Becher aus. »Ich habe gehört, Ihr kanntet meine Mutter?«
    »Ja. Sie war nur wenig älter als ich.« Sie bemühte sich um einen unverfänglichen Ton.
    »Sie starb nur einige Monate nach unserer Schwertleite. Das Hoffest in Mainz, erinnert Ihr Euch daran? Friedrich und ich, wir waren so glücklich an diesem Tag. Und Mutter strahlte vor Stolz. Nun sind sie alle tot …«
    Judith hatte zwar vom frühen Tod der Kaiserin gehört, doch gab es viele widersprüchliche Gerüchte über ihre Todesursache. »Ihr habt recht, sie war in Mainz gesund und glücklich. Woran starb sie?«, fragte sie leise.
    »Es war ein schweres Fieber am Hof. Meine beiden Schwestern folgten ihr nur wenige Tage darauf.« Er verstummte.
    Wie seltsam, dachte Judith, sie überleben den Sturm wie durch ein Wunder, um nur Wochen später an einem banalen Fieber zu sterben.
    Er suchte nach einem anderen Gesprächsthema. »Eure Brüder Ludwig und Beringar werden hoffentlich mit mir nach Italien ziehen, sobald ich die Verträge mit Landgraf Hermann gesiegelt habe.«
    Kreuzzüge, Heerzüge, Italienzüge, hört denn das nie auf?, dachte sie und hob die Schultern. »Ludwig leidet an einer Gallenerkrankung. Ich weiß nicht, ob er reiten kann.«
    »Hat er deshalb das Kreuzfahrerheer schon nach Pressburg verlassen?« Ein leichter Vorwurf lag in seiner Stimme.
    Sie staunte, wie gut er informiert war, obwohl er selbst nicht an diesem Kreuzzug teilgenommen hatte. Tatsächlich hatte Ludwig wegen starker Schmerzen im Bauch umkehren müssen. Sie nickte. »Bis heute hat er sich nicht von seiner Krankheit erholt. Ich glaube, Ihr werdet in Italien mit Beringar vorliebnehmen müssen.«
     
    In der Nacht wurde Judith von einer Mitschwester geweckt. »Mutter Oberin! Unten an der Tür steht ein Knappe. Er sagt, es geht dem König sehr schlecht.«
    Sie war sofort hellwach. Hastig zog sie sich ihr Habit über. Auf dem Hof stand ein junger Bursche, dem die nackte Angst aus dem Gesicht sprach. »Er phantasiert, Mutter. Er erkennt niemanden mehr.«
    Im Gästehaus herrschte Unruhe trotz der tiefen Nacht. Vor der Kammer des Königs hatten sich seine Ritter versammelt.
    »Legt euch schlafen, ihr Herren. Ich kümmere mich um ihn.« Sie eilte an ihnen vorbei.
    Heinrich warf sich auf seinem Lager hin und her. Ungeachtet der bitteren Kälte im Raum waren seine Decken nass und schwer von seinem Schweiß.
    »Geh hinüber in die Küche und wecke einen Knecht. Er soll ein Kohlebecken bringen und Glut«, befahl sie dem Knappen.
    »Konstanze?«, murmelte der Kranke mit geschlossenen Augen. Seine trockenen Lippen waren aufgeplatzt und voller Grind. »Konstanze!«
    »Durchlaucht!« Vorsichtig rüttelte sie an seiner Schulter. »Wacht auf!« Sie wandte sich an die Novizin, die abwartend an der Tür stand. »Wir brauchen warmes Wasser und Leinentücher. Und weck Schwester Uta, sie soll Teewasser kochen.«
    Als die junge Frau hinauseilte, betrat Ritter Markward den Raum. Er beugte sich besorgt über Heinrich. »Judith, was ist mit ihm?«
    »Ich glaube, es ist eine starke Erkältung, die er schon lange mit sich herumschleppt. Der Körper rächt sich jetzt für die Vernachlässigung.«
    »Gebe Gott, dass Ihr ihm helfen könnt. Wenn er uns auch noch verlässt, versinkt das Reich in

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