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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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setzte die Echse hinein. Der kleine Kerl blickte Judith herausfordernd an. Sein schuppiger Körper fühlte sich kühl an, im Gegensatz zu Silas’ Hand, die wie selbstverständlich noch unter ihrer lag.
    »Wie schön!«, murmelte sie, und ihr war klar, dass sie beides meinte, das muntere Tierchen und die intensive Berührung seiner Hand, die ein nur allzu bekanntes Kribbeln in ihr auslöste. Dann legte der Gecko den Kopf schief, machte einen Satz zur Seite und verschwand in den Tiefen des Wurzelgestrüpps.
    »Silas …« Sie hob den Blick und sah, dass seine schwarzen Augen glühten. »Was wird nun … aus uns?«
    Langsam, als würde sie eine unsichtbare Kraft hindern, bewegte sich seine Hand weiter. Sie legte sich warm um ihren Oberarm und übte einen sanften Druck aus, der sie an seinen Körper heranzog. Seine Augen fragten, und die ihren antworteten, ohne dass Worte nötig waren. Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen, und sein intensiver Blick brachte die Welt um sie herum ins Schleudern. Als sie glaubte zu fallen, küsste er sie leicht auf den Mund. Sie vergaß zu atmen, als seine Finger über ihren Rücken glitten. Der Wind spielte mit seinem Haar und sein vertrauter Duft nach Kräutern und Salben bekam plötzlich eine gänzlich neue, aufregende Schattierung.
    Er fasste erneut nach ihrer Hand und zog sie hinter die Wurzelscheibe. Kein einziges Wort fiel zwischen ihnen, als sie in völligem Einklang ins Gras sanken. Judith sah den Himmel über den Wurzeln, die wie mahnende Finger in die Luft ragten. Ein Falke zog hoch oben seine Kreise, und dann war da nur noch sein Gesicht. Die Welt geriet aus den Fugen, die Erde schien unter ihr zu beben. Sie vergaß, woher sie kam und wer sie war. Ihre Kleider – wer hatte sie ins Gras geworfen? Er war zärtlich und fordernd zugleich, seine Lippen erforschten voller Ausdauer ihren zitternden Leib. Augenblicke wurden zur Ewigkeit, die Ewigkeit zum Augenblick. Ihr Körper schien in Flammen zu stehen, die das Gras um sie herum versengten. Sie schrieb seinen Namen mit ihren Fingernägeln auf seinen Rücken, flüsterte ihn in das Blau des Himmels hinein. Er ließ sie keinen Moment aus den Augen, seine Blicke brannten sich wie glimmende Kohle auf ihre Haut. Seine Hände – waren es nur zwei? – schienen überall zu sein. Als sie glaubte es nicht mehr ertragen zu können, schloss sie die Augen und drängte sich ihm entgegen. Er zögerte nicht. Sie fühlte nur einen kurzen Schmerz, dann schlugen die Flammen über ihr zusammen, und ihr Leib verbrannte unter ihm. Sie schrie seinen Namen und biss in seine Hand, die plötzlich auf ihrem Mund lag, während sein Rhythmus schnell und fordernd wurde. Schließlich bäumte er sich auf, und seine Finger griffen hart in ihre Schultern. Er stieß Worte aus, die sie nicht verstand, bevor er über ihr zusammenbrach.
    Eine Glut löste das Lodern des Feuers ab, die wohlige Wärme in ihrem Inneren verbreitete. Ihrer beider Körper atmeten im Gleichklang, unfähig, sich zu bewegen. Langsam, beinahe widerwillig öffnete sie die Augen. Der Falke zog noch immer seine Kreise. War die Zeit stehengeblieben?
    Silas hob den Kopf. Dunkle, fragende Blicke musterten sie zwischen herabfallenden Haarsträhnen hindurch.
    »Ich wünsche mir, dass du niemals aufstehst«, flüsterte sie.
    Er biss sie sanft ins Ohrläppchen. »Das wäre ein sehr langsamer Tod für uns beide.«
    Der Gedanke an ein solches Ende erschreckte sie nicht.
    Mit katzenhaften Bewegungen erhob er sich und strich sich das Haar hinter die Ohren. Sie betrachtete ihn interessiert. Vorher hatte sie keine Muße dazu gehabt. Seine Haut war am ganzen Körper braun und glatt wie Kupfer, kein einziges Haar störte das Bild. Verdutzt starrte sie auf die glänzende nackte Haut über seinem Geschlecht und schielte verstohlen nach dem krausen blonden Dreieck unter ihrem Nabel.
    Er lächelte verlegen. »Was ist?«
    Wie sollte sie ihr Erstaunen in Worte fassen? Hatten die Menschen seines Volks keine Körperbehaarung? Doch danach konnte sie ihn unmöglich fragen. »Du bist schön«, stammelte sie stattdessen.
    Er schüttelte den Kopf und griff nach seinen Beinkleidern. »Wir müssen zurück, bevor sie eine Suchmannschaft aussenden.« Er hielt inne und grinste. »Bestimmt haben sie Euch schreien hören.«
    Sie erschrak und setzte sich auf. Hatte deshalb seine Hand auf ihrem Mund gelegen? Warum nur war er immer so vernünftig? Er reichte ihr die Kleider, die er aus dem Gras aufgesammelt hatte, und half ihr beim

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