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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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dem unteren Teil ihres Bauchs.
    »Krämpfe?«, fragte Rue.
    »Es ist der Fluch«, erwiderte Alice flüsternd, als würde sie eine große Sünde beichten.
    Rue erinnerte sich an das Aspirin in ihrer Tasche. »Ich glaube, ich kann Ihnen helfen. Ich komme sofort wieder.« Mit den Tabletten und einem Glas Wasser kehrte sie gleich darauf zurück.
    Das arme Mädchen war blass. »Pillen?«, flüsterte sie und betrachtete die beiden weißen Tabletten.
    »Die sind die reinste Magie.« Aspirin wirkte wahrscheinlich Wunder an jemandem, der es noch nie genommen hatte. »Schlucken Sie sie, und warten Sie ab.«
    Alice zögerte nur einen Moment, dann spülte sie die beiden Tabletten hinunter.
    Rue setzte sich auf das Bett und sah sich in dem kleinen, ordentlichen Zimmer um. An dem Kalender war der 23. Oktober umrandet.
    »Steht Ihr Geburtstag bevor?«, fragte Rue.
    Alice lächelte schwach. »Nein. An diesem Tag ist der Herbsttanz in der Schule.«
    Rue überlegte, ob Alice wie Miss Ella Sinclair ein Auge auf Marshal Haynes geworfen hatte. Diese Vorstellung nahm etwas den Glanz von ihrer wohltätigen Stimmung. »Hoffen Sie darauf, mit jemand Bestimmtem zu tanzen?«
    Farbe kehrte in Alices Wangen zurück, auch wenn Rue nicht wusste, ob das auf das Aspirin zurückzuführen war oder auf die Aussicht, mit diesem Jemand zusammen zu sein. »Jeffrey Hollis«, vertraute sie Rue an. »Er arbeitet in der Mühle.«
    »Und er macht Ihnen den Hof?«
    Alice lachte leise. »Ganz eindeutig mache ich Jeffrey den Hof«, erwiderte sie. »Aber irgendjemand wird ihm sagen müssen, dass er umgekehrt mir den Hof machen müsste.« Sie legte sich in ihre Kissen zurück, ihre Wimpern senkten sich auf ihre Wangen, und ohne weitere Umschweife sank sie in den Schlaf.
    Rue deckte ihre neu gewonnene Freundin zu, ging in ihr eigenes Zimmer und legte sich auf ihr Bett. Wenn sie in dieser Zeit festsaß, weil sie die Halskette nicht wiederfand, wollte sie das Elisabeth dadurch zurückzahlen, dass sie wie eine arme Verwandte in ihr Haus zog. Dort würde sie mindestens fünfzig Jahre bleiben und ganz bewusst daran arbeiten, mit jedem verstreichenden Tag exzentrischer zu werden.
    Rue hielt ihre Gedanken an. Sie wollte sich keine Sorgen über die Zukunft oder über die fehlende Halskette machen. Es war Zeit, Lösungen zu suchen.
    An erster Stelle stand, dass sie Elisabeth fand. Sobald sie genau wusste, dass ihre Cousine wirklich in der viktorianischen Ära bleiben wollte, konnte sie sich über ihre Heimkehr Sorgen machen. Oder über die Gründung einer Existenz hier im alten Pine River.
    Mit Farley.
    Sie stellte sich vor, wie sie für ihn kochte, seine Hemden bügelte, seinen Rücken wusch.
    Diese Bilder regten Hormone an, von denen Rue nicht einmal gewusst hatte, dass sie sie besaß, und wie ein Schulmädchen wurde sie von den Zehen bis zu den Haarwurzeln rot.
    Rue stand seufzend auf, sah nach Miss McCall und fand sie noch schlafend vor. Leise schloss sie die Tür von Alices Zimmer und wandte sich der Treppe zu.
    Mr Sinclair stand da und versperrte ihr den Weg. Er war ein massiger Mann mit grauen Haaren, verschlagenen braunen Augen und roten Wangen.
    »Miss Claridge …«
    Rue wich unbehaglich einen Schritt zurück. Sie hatte diesen Blick schon oft genug in den Augen eines Mannes gesehen. »Guten Tag«, erwiderte sie vorsichtig.
    »Erforschen Sie das Haus?« Er säuselte die Worte, und das wirkte entnervend, als wenn er geschrien hätte.
    Rue hob ihr Kinn ein wenig an und blieb auf Abstand. »Natürlich nicht«, sagte sie mit kühler Höflichkeit.
    »Ihr Zimmer ist im Erdgeschoss.« Sein Blick wanderte über ihre Haare, ihren Hals, ihre Schultern und dann zu ihren Brüsten.
    »Ich habe nach Miss McCall gesehen.« Sie verschränkte die Arme, um wenigstens einen Teil ihres Körpers seinen Blicken zu entziehen. »Sie litt unter … Beschwerden.«
    Im nächsten Moment streckte der Hausherr seine fleischige Hand aus und legte sie an Rues Kinn. Sein Griff war nicht schmerzhaft, aber eindeutig eine Beleidigung, und sie versuchte sofort, sich ihm zu entziehen.
    »Aber, aber«, murmelte Sinclair, als müsse er ein Kind besänftigen, »laufen Sie doch nicht weg. Ich möchte nicht Farley erzählen müssen, ich hätte Sie dabei ertappt, wie Sie meine persönliche Habe durchwühlten, sodass Sie unverzüglich ins Gefängnis geworfen werden.«
    Rue fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Mit einem solchen Typ wurde sie in ihrer Zeit leicht fertig, aber jetzt war das Jahr 1892,

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