Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
und Sinclair war vermutlich einer der einflussreichsten Männer in der Stadt.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie und hoffte, sich zu täuschen. Sie täuschte sich nicht.
    Sein wurstartiger Daumen strich über ihren Mund. »Nur eine Stunde Ihrer Zeit, das ist alles.«
    Rue stieß sich von ihm ab. »Ihnen würde ich nicht einmal einen Moment geben!«, presste sie hervor.
    Mit einem herzlichen Lächeln hakte Sinclair seine Daumen in seine Westentaschen. »Das ist schade. Noch mehr Zeit im Gefängnis wird zerstören, was von Ihrem Ruf überhaupt noch übrig ist.«
    Rue schob sich zu der Treppe, die zur Küche führte. »Ich werde alles abstreiten. Und Farley wird mir glauben.«
    Seine buschigen Augenbrauen hoben sich amüsiert. »Dummes Kind! Was der Marshal glaubt, zählt überhaupt nichts. Nicht gegen das Wort eines Mannes, der die Finanzen aller Leute kontrolliert.«
    Rue hatte die Treppe erreicht, wirbelte herum und jagte die Stufen hinunter. Sie holte ihre Tasche aus dem kleinen Raum, den sie so kurze Zeit bewohnt hatte, und floh zur Haustür hinaus.
    Jetzt war sie obdachlos, und da Farley vermutlich Sinclairs Wort höher wertete als ihres, stand ihre Verhaftung unmittelbar bevor.
    Sosehr sie auch Farleys Gesellschaft schätzte, sie wollte sich nicht wieder einsperren lassen. Leise suchte sie sich ihren Weg durch das tiefe Gras hinter dem Laden und dem Galgenvogel-Saloon, hielt gelegentlich an und duckte sich, wenn sie Stimmen hörte. Nach fast einer halben Stunde erreichte sie den kleinen Stall hinter dem Haus des Marshals und schlüpfte hinein.
    Farleys Pferd, der große rotbraune Wallach, wieherte freundlich in seiner Box.
    »Wenigstens einer mag mich hier«, sagte Rue, sah sich in dem kleinen Gebäude um und entschied, dass der Heuboden das beste Versteck darstellte.
    Nach einem langen Seufzer warf sie ihre Tasche hinauf und kletterte auf der wackeligen Leiter nach oben, keine leichte Aufgabe in einem langen Rock.
    Das Heu duftete süß, und das Licht des Nachmittags strömte durch ein Loch im Dach herein. Rue setzte sich und öffnete den Reißverschluss an der Seite ihrer Sporttasche, wo sie ihr Geld versteckt hatte.
    Das Geld war genau wie Tante Veritys Halskette verschwunden.
    Rue stieß einen frustrierten Ruf aus und fiel rücklings ins Heu. Minuten später überprüfte sie den Hauptteil der Tasche, aber hier fehlte nichts. Offenbar hatte der Dieb – möglicherweise sogar Sinclair selbst – das Geld entdeckt und war damit zufrieden gewesen.
    Die Sonne ging unter, und Grillen zirpten vor dem Schuppen, als sie von unten Geräusche hörte. Sie rollte sich herum und spähte durch eine Ritze zwischen den Fußbodenbrettern des Heubodens.
    Farley war da. Er füllte den Futtersack und hängte ihn dem Wallach um. Dann begann er, das Tier zu bürsten. Das anmutige Spiel der Muskeln am Rücken und an den Schultern des Marshals stellte alle möglichen sonderbaren Dinge mit Rues Herzschlag an, aber sie musste ihm ganz einfach bei der Arbeit zusehen.
    Der Gesetzeshüter überrumpelte sie vollständig, als er plötzlich herumfuhr, seinen Revolver zog und auf die Unterseite des Heubodens zielte.
    »Kommen Sie von da oben herunter«, befahl er. »Und halten Sie Ihre Hände so, dass ich Sie sehen kann.«
    An manchen Tagen, dachte Rue verdrossen, lohnt es sich einfach nicht, aus dem Bett aufzustehen.
    »Nicht schießen, Marshal«, sagte sie. »Das bin nur ich, Rue Claridge, die meistgesuchte Verbrecherin von Pine River.«
    Er schob den Revolver in das Halfter zurück, als sie über die Leiter nach unten spähte. »Was machen Sie da oben, zum Teufel?«, fragte er und stützte die Hände in die Hüften.
    Seufzend schwenkte Rue ihre Beine über die Kante des Heubodens und packte die rosa Sporttasche. »Ich verstecke mich, was sonst? Als Mr Sinclair einen Annäherungsversuch machte, sagte ich ihm, er sollte abhauen, und er sagte, er würde mich unverzüglich von Ihnen verhaften lassen …«
    Farley kratzte sich sichtlich ungeduldig und verwirrt am Kopf.
    Rue warf die Tasche nach unten und kletterte die Leiter herunter, um sich ihrem Schicksal zu stellen. »Hier.« Sie streckte ihm die Hände entgegen. »Legen Sie mir Handschellen an.«
    Der Marshal betrachtete sie ernst. »Sie sind aus der einzigen Pension hinausgeworfen worden, die Sie aufnehmen wollte?«
    Farbe stieg Rue in die Wangen. »Haben Sie nicht gehört, was ich sagte? Sinclair wollte, dass ich intim mit ihm bin. Ich weigerte mich natürlich, und er sagte, er würde mich

Weitere Kostenlose Bücher