Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
Schicksal stemmen, aber sie wusste, dass es sinnlos war.
    Farley würde zurückgehen. Der Brief war dafür der greifbare Beweis. Und er würde an den Verletzungen sterben, die er während des Überfalls erleiden würde. Er hatte das nicht offen ausgedrückt, aber sie hatte die Wahrheit zwischen den Zeilen gelesen.
    Sie schob den Umschlag unter die Schreibunterlage auf dem Schreibtisch. Sie wollte Farley mit ihrer Entdeckung konfrontieren, konnte es jedoch nicht. Erstens hatte er nichts Falsches getan. Es war sein Leben, und wenn er nach 1892 zurückgehen und dieses Leben in einer Schießerei mit einer Bande von Outlaws wegwerfen wollte, war das sein Vorrecht. Nein, Farley war nicht der einzige Mensch mit Integrität. Rue besaß sie auch, und in solchen Momenten war diese Eigenschaft ihr größter Fluch.
    Rue lief auf und ab. Sie konnte ihn warnen. Vielleicht konnte er dann wenigstens vermeiden, im falschen Moment in diese Bank zu stolpern und umgebracht zu werden.
    Endlich erinnerte sie sich an die Registratur auf dem Friedhof von Pine River, besorgte sich die Nummer von der Information und rief an. Nach einer halben Stunde fand die Angestellte in dem Kirchenbüro endlich ein altes Registraturbuch und entdeckte Farleys Namen darin.
    »Ja, er ist hier aufgeführt«, sagte die Frau freundlich. »Sein Grab muss im alten Teil unter der Eiche liegen. Hoffentlich hilft Ihnen das. Möglicherweise wäre es sonst schwer zu finden. Nicht jedermann hatte einen Stein, wissen Sie, und ein Holzkreuz müsste längst verschwunden sein.«
    Rue presste die Augen fest zu. »Steht in den Unterlagen die Todesursache?«, fragte sie mit dünner Stimme.
    »Schusswunde in der Brust«, erwiderte die Angestellte nach einer Pause. »Er wurde von einem Dr. Jonathan Fortner versorgt, einem Mann, der eine ziemlich wichtige Rolle in der Geschichte von Pine River spielte …«
    »Danke.« Rue ertrug nicht ein einziges Wort mehr. Ihre Augen schwammen in Tränen, als sie auflegte. Soldier kam zu ihr, lehnte sich an ihr Bein und winselte mitfühlend.
    Rue wusste, dass es Stunden dauern konnte, bis Farley zurückkam. Sie hielt es im Haus nicht aus, ging in den Holzschuppen und hackte Holz genug für eine zweite Eiszeit. Danach startete sie den Landrover und fuhr mit dem glücklich auf dem Beifahrersitz kauernden Soldier über die vereisten Straßen los.
    Eine Stunde später erreichte Rue das Krankenhaus, ließ den Hund im Wagen, ging hinein, kaufte eine Karte in dem kleinen Geschenkladen und besuchte Wilbur. Von der Schwester erfuhr sie, dass er die Nacht und den Großteil des Tages auf der Intensivstation verbracht hatte.
    Sie fand ihn in Zimmer 447. Wilbur wirkte klein und verloren. Schläuche verschwanden in seiner Nase und in den Adern seiner Handgelenke.
    »Hallo, Wilbur.« Rue legte die Karte auf den Nachttisch und beugte sich herunter, um ihn auf die Stirn zu küssen.
    Er wirkte überrascht über sein Unglück und hilflos.
    Rue unterdrückte Tränen und tätschelte seinen Arm. »Schon gut, ich weiß, dass Sie jetzt nicht sprechen können. Ich wollte nur vorbeikommen und Hallo sagen und Ihnen versichern, dass Sie sich wegen Soldier keine Sorgen machen müssen. Ich kümmere mich gut um ihn. Jetzt sitzt er draußen im Wagen. Weiter hätten ihn die Schwestern nicht gelassen.«
    Wilbur gab ein komisches Geräusch von sich, das ein Lachen sein mochte.
    »Ich sollte wieder gehen«, sagte Rue. »Sie brauchen Ruhe, und Sie wollen sicher nicht, dass ich hier bin, wenn alle Ihre Freundinnen angetanzt kommen.« Sie berührte seine Schulter und verließ das Zimmer. Als sie zurückblickte, sah sie, wie er unbeholfen nach der Karte mit den Wünschen für eine gute Besserung tastete.
    Bei all ihren Aktivitäten hatte Rue Farleys Brief keinen Moment vergessen. Sie umkreiste den Gedanken wie eine Wölfin ein Lagerfeuer, fasziniert, aber zu ängstlich, um sich näher heranzuwagen.
    Die Sonne war herausgekommen, als Rue zu dem Landrover zurückkehrte, und das Eis begann zu tauen, aber es dauerte dennoch endlos, nach Hause zu kommen, weil es unterwegs so viele Unfälle gab. Als sie und Soldier eintrafen, trieben Farley und die anderen Männer mehrere Hundert Rinder auf die große Weide westlich des Hauses, wo ein Berg Heu und Tröge mit frischem Wasser warteten.
    Rue ging auf Farley zu und wollte ihm von dem Brief erzählen, den sie im Safe gefunden hatte, aber je näher sie kam, desto unmöglicher wurde es. Sie konnte kaum daran denken, von ihm getrennt zu sein, und

Weitere Kostenlose Bücher