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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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diesem Leben, und ich habe gelernt, sie zu akzeptieren.«
    Rue hauchte der alten Frau einen leichten Kuss auf die Wange. »Danke, Mrs Blake, und auf Wiedersehen.«
    Eine knappe Stunde später war Rue wieder in Pine River. Ihre Augen waren geschwollen und brannten. Allein in dem Landrover, hatte sie aus Wut und Gram über den unfairen Tod ihres Mannes geschrien. Tränen hatten brennende Spuren auf ihren Wangen hinterlassen, und ihre Kehle war so zugeschnürt, dass sie kaum atmen konnte.
    Rue fuhr auf den Friedhof und fand Farleys Grab unter der alten Eiche, wie ihr die Angestellte in dem Kirchenbüro gesagt hatte. Sollte es jemals einen Stein oder ein Holzkreuz gegeben haben, war keine Spur geblieben.
    Rue trauerte um einen Mann, der seit einem Jahrhundert tot war, und es gab nicht einmal eine Gedenktafel, um sein Andenken zu ehren.
    Auf dem Friedhof war es kalt, und Rues Kraft war fast aufgebraucht. Die Gräber von Elisabeth und Tante Verity wollte sie ein anderes Mal besuchen. Sie ging zurück zu ihrem schmutzbedeckten Landrover, bewegte sich wie eine Gestalt aus einem Dokumentarfilm über Voodoo, kaufte Lebensmittel ein und fuhr zu dem Haus, in dem alle ihre Abenteuer begonnen hatten.
    Die Post stapelte sich knietief hinter dem Briefschlitz, und auf dem Anrufbeantworter waren so viele Nachrichten, dass das Band zu Ende war. Rue spielte nichts ab. Sie räumte ihre Vorräte weg, aß eine Kleinigkeit, duschte und fiel auf ihr Bett. Sie schlief vierzehn Stunden durch, stand auf, machte sich Suppe und schlief noch einmal sieben Stunden.
    Als sie endlich ausgeruht, aber taub vor Kummer erwachte, nahm sie Elisabeths frühere Briefe aus ihrem Versteck in dem Schreibtisch im Salon und las sie noch einmal.
    Ihr Herz begann zu hämmern. Die Zeit lief nicht notwendigerweise parallel zwischen damals und jetzt, erinnerte sie sich mit wachsender Erregung. Wenn sie einen Weg zurückfand, kam sie möglicherweise an, nachdem Farley angeschossen worden war. Sie konnte aber auch eintreffen, bevor es passierte.
    Vielleicht konnte sie eingreifen.
    Sie holte ihre Handtasche, die sie auf den Dielenboden im Erdgeschoss geworfen hatte, zog den Brief hervor, den Mrs Blake für sie aufbewahrt hatte, und überflog ihn.
    Ihr Blick saugte sich an einem bestimmten Satz fest. »… erinnere Dich an jenen regnerischen Nachmittag, als wir dreizehn waren und beschlossen, eine Zeitkapsel zubauen.«
    Rue stieß einen frustrierten Ruf aus und begann hin und her zu gehen. Ihr Gedächtnis war in solchen Dingen nicht gut.
    »Zeitkapsel, Zeitkapsel, Zeitkapsel.« Sie wiederholte das Wort wie eine Litanei und hoffte, es würde einen eingerosteten Riegel tief in ihrem Gedächtnis lösen.
    Plötzlich war die Erinnerung da.
    Regen auf einem leckenden Dach. Geruch von Staub und moderigem Heu. Zwei halbwüchsige Mädchen, sie und Elisabeth, im Stall auf dem Heuboden, wie sie über die ferne Zukunft sprachen. Sie wollten der Nachwelt Bescheid über ihr Leben geben, weshalb sie eine Plastikschüssel mit Deckel aus Tante Veritys Küche stibitzten und Dinge hineinlegten, die sie für repräsentativ für den Planeten Erde in den siebziger Jahren hielten. Lipgloss. Bilder ihrer Lieblingsrockgruppe, sorgfältig aus Fanmagazinen ausgeschnitten. Schokoriegel mit Erdnüssen und Karamell.
    Rue eilte ins Freie und überquerte mit langen Schritten das tote Wintergras. Der Stall war alt und wackelig und hätte schon vor Jahren abgerissen werden sollen, aber Sicherheit war das letzte, woran Rue dachte, als sie hineinging.
    Sie überprüfte flüchtig die Leiter, die zu dem Heuboden führte. Die Bretter unter ihren Füßen schwankten ein wenig, als sie oben ankam, aber das hielt sie nicht auf. Sie und Elisabeth hatten ihre Zeitkapsel mit großer Zeremonie in das knarrende Balkenwerk geschoben.
    »Das war es!«, sagte sie atemlos, als sie das Versteck fand und sich hinkniete, um ein Verschalungsbrett wegzuziehen. Der ganze Dachboden schien zu wackeln, aber Rue ließ sich auch jetzt nicht einschüchtern.
    Hinter dem schmutzigen, verwitterten Brett verbarg sich der staubbedeckte Plastikbehälter, an dem sich Zahnabdrücke irgendeines Wesens befanden, das möglicherweise in einem Spitzenhorrorfilm hätte auftreten können. Rue schleuderte den Behälter beiseite, ohne den Deckel anzuheben, und spähte in den Spalt dahinter.
    Zuerst konnte sie nichts sehen außer Dunkelheit, Schmutz und Spinnweben, aber nach ein paar Sekunden schien sich ihr Blick zu schärfen. In der Dunkelheit

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