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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Mann lächelte und erzählte ihr, dass seine Tochter ihm soeben eine entzückende Enkeltochter geschenkt habe und dass es Mutter und Kind außerordentlich gut gehe. Lilly versicherte ihm, dass sie glücklich sei, das zu hören, und ging weiter.
    Am Tisch mit den Erfrischungen stieß ihre Tante wieder zu ihr. Schon bald gesellte sich eine elegante Matrone zu ihnen. Lilly entging nicht die Falte zwischen den Brauen von Ruth Elliott, als diese ansetzte: »Lilly, hast du schon …«
    Lilly fuhr ruhig fort: »Mrs Langtry. Natürlich. Wir haben uns letzten Sommer bei den Willoughbys kennengelernt.«
    Die Brauen der Matrone hoben sich. »Wie freundlich von Ihnen, dass Sie sich daran erinnern. Ich bin entzückt, Sie wiederzusehen, Miss …«
    »Haswell.«
    »Ach ja, richtig.«
    Als ihr Onkel sie verließ, um etwas anderes als Punsch oder Ratafia zum Trinken aufzutreiben, entschuldigte Lilly sich ebenfalls. Sie wollte ihre Freundin begrüßen.
    »Christina, da bist du ja. Was für ein hübsches Kleid du anhast!«
    »Nichts gegen deins und das weißt du sehr gut.«
    »Unsinn!«
    Christina Price-Winters, ein Jahr älter als Lilly, war recht mollig und mit einer üppigen Büste ausgestattet. Ihr mauvefarbenes, tief ausgeschnittenes Kleid enthüllte mehr, als Lilly hätte zeigen können, ohne rot zu werden – selbst wenn sie so viel zu zeigen gehabt hätte. Christina hatte ein flaches Gesicht, leicht vorstehende Augen und dichte Brauen, die sich im Gespräch oft dramatisch hoben und wieder fielen. Ihr breiter Mund schien entweder geziert zu lächeln oder er zeigte ein hämisches Grinsen, das ihr Gesicht leicht einseitig verzog.
    »Diese Robe, sie iiiist wuundervoll«, ahmte Christina ihre französische Schneiderin nach. »O la la, ees werändeert votre fille, Madame. So elegante, so ziiierlisch …« Christina schnaubte. »Sie versteht es besser, Mutter das Geld aus der Tasche zu ziehen, als eine gerade Naht zu nähen, so viel ist mal sicher.«
    »Das erklärt, warum dein Ausschnitt so tief ist«, neckte Lilly sie. »Oder ist Madame Foissant vielleicht der Stoff ausgegangen?«
    Christina grinste. »Das ist nur mein neuester Versuch, Edward dazu zu bringen, dass er mir einen Heiratsantrag macht. Glaubst du, es wird mir gelingen?«
    Lilly warf einen Blick zu dem kahlköpfigen Lord hinüber, der seine körperlichen Mängel immerhin durch die Zugehörigkeit zum Adel wettmachen konnte und Christina mit unverhohlener Bewunderung anstarrte. »Ich glaube, es ist dir schon gelungen.«
    Christina war zwar keine Schönheit, aber ihre Familie, ihre Verbindungen und ihre reiche Mitgift sorgten dafür, dass sie eine vielversprechende Anzahl höchst annehmbarer Verehrer hatte. Sehr viel mehr jedenfalls, als Lilly vorweisen konnte.
    Christinas rothaariger Bruder William kam quer durch den Raum auf sie zu. Insgeheim hatte Lilly die tiefe Enttäuschung ihrer Tante geteilt, als er letztes Jahr seine Heiratspläne bekannt gab. Er war der erste Mann in London gewesen, der ihr Interesse erregt und Hoffnungen in ihr geweckt hatte. Sie fand ihn amüsant und gutmütig und hatte eine Zeit lang geglaubt, dass er sie auch bewundere. Vielleicht hatte er das sogar. Doch durch Will und die wenigen Verehrer, die auf ihn folgten, hatte sie rasch gelernt, dass sie weder die gesellschaftliche Stellung noch den Reichtum mitbrachte, um das Interesse eines Herrn von Format – oder vielmehr das seiner Eltern, die in der Regel das Geld besaßen – nicht nur zu wecken, sondern auch dauerhaft zu fesseln. Die Männer tanzten und flirteten mit ihr, aber was eine Heirat betraf, so fiel ihre Wahl stets auf ein Mädchen mit besseren Verbindungen und größerer Mitgift.
    Will Price-Winters verbeugte sich vor ihr. »Miss Haswell.«
    Sie knickste. »Guten Abend, Mr Price-Winters. Ist das nicht ein wundervoller Ball? Wo ist denn Ihre entzückende Frau?«
    Er zuckte die Achseln. »Irgendein welterschütterndes Unglück mit ihrem Haar, sagte man mir. Sie wird sicher gleich herunterkommen.« Stirnrunzelnd sah er zu einem Mann hoch, der oben an einer Brüstung stand. »Wer ist das denn?«
    Christina folgte seinem Blick und verdrehte die Augen. »Mr Alban.«
    »Dein alter Lehrer?«
    »Und seit Kurzem auch Lillians.« Christina krümmte sich nach vorn und rieb sich die Hände – eine perfekte Imitation Mr Albans und seines Stotterns. »Miss … Miss Has-s-s-well. Bitte deklinieren Sie n-n-noch einmal das Verb sein .«
    »Christina, bitte!«, mahnte Lilly. Christinas Imitation war

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