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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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ihm nicht zum Vorteil gereicht. « Tidread stehe dick mit dem Abt von Sankt Mauritius, da könne sie nicht sehen, warum ihr Gemahl sich mit Vater Hademar überwerfen sollte, nur um eines Schreibers willen, der nicht einmal zu seinem eigenen Gesinde gehörte.

    Tidread hätte ablehnen können, hatte der Burggraf angemerkt. Warum hätte er Bandolf Unterstützung anbieten sollen, wenn er nicht beabsichtigte, sein Wort zu halten? Eben das sei es, was sie auch nicht verstünde, hatte Melisend erwidert. Ohnehin wäre sie beunruhigt über all die eifrige Geschäftigkeit, die ihr Gemahl in jüngster Zeit entfalte, hatte sie, wie nebenbei, angemerkt. Ständig sei er unterwegs oder sperre sie und ihre Mägde aus der Halle aus, um Besucher zu empfangen, die er ihr nicht vorstellte.
    Schon im Begriff, sich zu verabschieden, hatte der Burggraf sie in einem Anflug von Argwohn gefragt, warum sie just ihm von Dingen erzählte, die ihren Gatten betrüben müssten, würde er davon hören.
    Sie war errötet und hatte vage mit den Schultern gezuckt, ohne ihm zu antworten. Aber Bandolf hatte das Aufblitzen in ihren Augen noch gesehen, ehe sich die langen, hellen Wimpern über das schimmernde Grün gesenkt hatten.
    ›Irgendetwas führt sie im Schilde‹, grübelte Bandolf.
    Den Blick immer noch auf die Schwärze des Waldes gerichtet, strich er sich nachdenklich über den Bart. Sollte er Tidreads Rat befolgen und zunächst einmal abwarten, ob der Herr von Krähenburg beim Abt etwas erreichen würde? Doch was wäre, wenn Melisends Vermutung bezüglich der Absichten ihres Gatten zutraf? Dann konnte sich Prosperius’ Lage nur verschlimmern.
    ›Mein Kreuz ist, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was in diesem Kloster eigentlich vorgefallen ist‹, dachte Bandolf.
    Unter welchen Umständen war der Novizenmeister dazumal gestorben? Welchen Grund sollte Prosperius gehabt haben, ihm ans Leben zu wollen, und wem wäre sein Ableben sonst noch gelegen gekommen?
    Ebenso wenig wusste Bandolf über den Mönch Adelbald,
der just sein Leben ausgehaucht hatte. Wie war er gestorben, wem war er ein Dorn im Auge gewesen? Wieso verdächtigte man Prosperius, ihn ermordet zu haben? Man musste ihn im Kloster bei dem Leichnam des Mönchs gefunden haben. Aber wie war er in diese Lage gekommen? Warum hatte Prosperius das Klostergelände überhaupt wieder betreten? Er hätte doch wissen müssen, dass man ihn noch immer für den Mord an dem Novizenmeister zur Verantwortung ziehen würde. Die Antworten auf diese Fragen mochten letztlich das Einzige sein, das Prosperius vor einem grausamen Ende bewahren konnte, wenn es Bandolf nicht gelingen würde, dass man ihn seiner Obhut unterstellte.
    Sankt Mauritius war keine Reichsabtei. Das Kloster gehörte der Diözese von Halberstadt an, dennoch besaß der Abt weitreichende Befugnisse. Ob sie für einen solchen Richtspruch genügten oder ob der Abt die Zustimmung des Bischofs benötigte, wusste Bandolf nicht. Aber derlei gewichtige Entscheidungen pflegte man an den hohen Festtagen der Kirche, wie Ostern und Pfingsten, zu fällen. Der nächste Festtag dieser Art wäre wohl Michaeli, Ende September, und dieser Umstand verschaffte Bandolf ein wenig Luft.
    ›Ich werde aber überhaupt nichts erfahren, solange ich hier auf meinem Hintern sitzen bleibe und nicht in Sankt Mauritius nach Antworten suche‹, überlegte Bandolf verdrossen. Nur bliebe dem Abt wohl kaum verborgen, wenn der Burggraf in seinem Kloster herumstocherte. Ein solches Vorgehen würde ihn noch mehr gegen Bandolf aufbringen, als er es wegen des Verlusts seiner Privilegien ohnehin schon war. Und das wiederum würde Prosperius mehr schaden als nützen. In dieser Hinsicht hatte Tidread zweifellos recht.

    Doch was, wenn Bandolf untätig bliebe und sich letztlich herausstellte, dass der Sachse ein falsches Spiel mit ihm trieb, aus welchem Grund auch immer?
    Finster zog Bandolf die Brauen zusammen. »Zum Teufel damit«, knurrte er laut. Zumindest musste er doch herausfinden, was überhaupt vorgefallen war.
    Als er sich schließlich von der Brüstung abstieß, hatte er beschlossen, dass er am nächsten Morgen – Abt hin, Tidread her – so rücksichtvoll wie möglich und so nachdrücklich wie nötig seine Fragen im Kloster stellen würde. Immerhin war er Burggraf von Worms und Vogt des Königs, und was noch besser war: Er war im Recht.
    Aufgeschreckt durch Bandolfs Geknurre, rührte sich der Turmwächter. Als der Burggraf ihn am Wams packte, auf die Füße

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