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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Lippen formten »Weg hier«, dann hatte er sich auch schon aufgerappelt und warf sich hinter den nächstliegenden Stapel.
    Noch ehe Garsende begriffen hatte, was Joschua tat, fühlte sie sich hart am Arm gepackt und auf die Füße gezerrt. Sie hörte die triumphierende Stimme des Welschen. » Je savais bien qu’il y a quelqu’un ici !«
    Vor Entsetzen wie gelähmt, starrte Garsende in seine harten grauen Augen.
     
    »Wer bist du? Was hast du hier zu schaffen?« knurrte der Gedrungene. »Bist du allein?«
    Der Welsche hatte Garsende in den Lichtkreis der Lampen gezerrt und sie vor Ragnolds Füßen zu Boden geworfen.
    Garsende rappelte sich auf die Knie hoch, hob den Kopf und starrte mit leeren Augen die Männer an, die sie umringten. Für einen Augenblick fühlte sie sich unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie im Nebel nickte sie.
    »Es wird dir nicht bekommen, wenn du schweigst«, drohte Ragnold. Der Welsche neben ihr bückte sich, griff mit seiner Pranke in ihr Haar und riss ihren Kopf zurück. Vor Schmerz schrie sie auf.

    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Lothar rasch einen Schritt auf sie zumachte und dann abrupt stehen blieb.
    »Ich bin allein«, brachte sie endlich heraus. Zu ihrer Erleichterung ließ der Welsche sie los.
    »Wer hat dich geschickt?«
    »Niemand.«
    » Tu mens !« Der Welsche trat ihr in den Magen und ins Gesicht, so unvermittelt, dass sie nicht einmal eine Bewegung wahrnahm. Verwundert hörte sie ein Knirschen, dann ein gezischtes »Verdammnis«. Übelkeit überschwemmte sie, und dann erst jagte ein scharfer Schmerz wie ein Messer von der Wange aufwärts in ihren Kopf, und ihr Schädel schien zu zerbersten.
     
    Jemand träufelte ihr etwas in den Mund. Schmerzumnebelt versuchte Garsende, die Hand zu heben, doch sie wollte ihr nicht gehorchen.
    »Still. Sträub dich nicht«, hörte sie ein Flüstern an ihrem Ohr, und dann lauter: »Das wäre nicht nötig gewesen. Wir brauchen sie lebend und bei Sinnen.«
    »Was soll das, Falke? Beabsichtigt Ihr, einen Harem in der alten Kapelle zu versammeln? Ihr wollt mir doch nicht etwa weismachen, dass ich auch dieses Weibsstück noch benötige?«
    »Meinetwegen bringt sie später um, aber vorher würde ich doch zu gerne noch wissen, ob sie wirklich allein war, und wer sie geschickt hat.«
    »Mumpitz! Guillaume hat jeden Winkel abgesucht, bevor er mit Winand nach draußen ging. Da war sonst niemand. «
    »Dennoch könnte sich jemand hinter den Stapeln verborgen haben und geflüchtet sein, bevor Euer Jagdhund anfing zu suchen.«

    Die Stimmen hallten eigentümlich körperlos in Garsendes Kopf. Mühsam versuchte sie, die Augen zu öffnen. Neuer Schmerz schoss bis in den hintersten Winkel ihres Schädels, und sie hörte sich stöhnen.
    »Wohin denn? Das Tor ist geschlossen und wird bewacht, die Pforte ist verriegelt.«
    »Ich muss Euch enttäuschen, Ragnold, die Pforte ist offen. Ich sagte Thierry, er soll sie öffnen, wenn er ginge, damit wir durch die Seitengasse hinauskönnen. Von dort ist es näher zu unserem Quartier.«
    »Was ficht Euch an, hier Befehle zu erteilen? Tut, was man Euch sagt, und schafft mir dieses Weib vom Hals. Und spurlos, wenn’s beliebt. Schließlich seid Ihr doch dafür bekannt. « Die hohntriefende Stimme klang, als würde sie sich entfernen.
    »Ganz wie Ihr wünscht. Ich bringe sie zum Fluss. Dann wird zumindest ein Leichnam auf dem Grund liegen.«
    In Lothars Stimme lag ein Tonfall, der Garsende vollends zu Bewusstsein brachte.
    ›Er wird mich umbringen‹, fuhr es ihr mit plötzlicher Klarheit durch den Kopf.
    »Hoch mit dir.«
    Unsanft fühlte sie sich an den Armen gepackt und auf die Beine gezogen. Ihre Knie knickten ein. Bevor sie auf den Boden sinken konnte, hatte Lothar einen Arm um ihre Hüfte gelegt, mit der anderen Hand zog er ihren Arm um seinen Hals und schleifte sie vorwärts.
    Heilige Jungfrau! Er würde sie wirklich töten!
    Zur Hölle mit ihm! Sie hatte doch gewusst, wer er war! Ein Verräter an seinem König, ein Meuchler, der auf Befehl ein Leben nahm, dem Blut an den Händen klebte. Warum nur war ihr wankelmütiges Herz diesem Wissen immer wieder ausgewichen? Zwischen Lothar, der vorgegeben
hatte, sie zu lieben, und dem Falken der Fürsten gab es nicht den geringsten Unterschied. Auch wenn sie das vielleicht im Stillen noch immer gehofft hatte.
    Wie hatte sie nur derart närrisch sein können, sich durch seine bloße Anwesenheit beruhigt zu fühlen? Er würde sie töten, ohne auch nur einen weiteren

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