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Das Geheimnis der Burgruine

Titel: Das Geheimnis der Burgruine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vom Licht, schüttelte er das gewaltige Geweih. Die Augen rollten, was furchterregend aussah. In diesem Moment legte der Rothirsch den Schädel in den Nacken und ein röhrender Brunftschrei zerriss die Stille der Nacht.
    Es klang so gewaltig und war so nah - später beichtete Klößchen seinem Freund Tim, dass er sich beinahe in die Hose gemacht hätte.
    Alle standen stocksteif.
    Tim wusste nicht, ob es richtig war, den Hirsch weiter anzuleuchten. Vertrieb ihn das oder machte es ihn angriffslustig und wild?
    Klößchen wurde vom Rand des Lichtfeldes gestreift. Tim sah, wie sein Freund auf die Knie sank und dann bäuchlings zu Boden. Vielleicht um sich unsichtbar zu machen vor dem Hirsch.
    Aber dem war’s jetzt zu grell. Er wandte sich um und trabte zum Waldrand, trabte ruhig in der Gewissheit, der König des Waldes zu sein.
    Tims Licht folgte ihm. »Was für ein wunderbarer Anblick«, sagte Gaby. »So eine Begegnung in der Natur ist einzigartig. Viel schöner als ein Spaziergang im Zoo.«
    Â»Sofern es sich um Rotwild handelt«, lachte Karl. »Bei Nashörnern und Löwen bevorzuge ich den Zoo.«
    Â»Jedenfalls können Klößchen und ich im Ernstfall behaupten«, sagte Tim, »wir waren zur Hirschbrunft. Wir haben das Weiße im Auge des Schauflers gesehen. Ein Vierzehnender war’s. Wahrscheinlich der Platzhirsch.«
    Â»Tim!«, rief Klößchen. »Was hältst du davon, wenn wir die Plätze tauschen. Deine Position ist mir sicherer. Du verträgst das besser - so nah am Waldrand!«
    Â»Von mir aus. Aber dann hast du auch die Lampe. Und von der Beleuchtung hängt es ab.«
    Eine halbe Stunde später breitete sich Enttäuschung aus. Sie fanden nichts von dem, was Tim erwartet hatte.
    Â»Nur noch ein Stück«, sagte Karl, »und wir sind bei dem alten Siedlerhof. Aber dort ist tote Hose. Der wird nicht mehr bewirtschaftet.«
    Hm!, dachte Tim. Den haben wir ja noch gar nicht in Erwägung gezogen.
    Das Gelände veränderte sich, ging über in Weideland. Doch die Wiesen waren nicht mehr gepflegt und gedüngt, sondern mager und struppig. Das Terrain senkte sich. Dann hoben sich die Gebäude des Siedlerhofs aus der Dunkelheit.

    Â»Karl, Klößchen - macht die Lampen aus«, rief Tim halblaut.
    In der darauffolgenden Dunkelheit war im ersten Moment keine Orientierung möglich. Der bedeckte Nachthimmel war jetzt das Hellste. Die Lichtglocke der Stadt verschwand fast ganz hinter dem nächsten Hügel.
    Â»Alles dunkel«, sagte Gaby leise. »Licht aus dem Wohnhaus hätten wir bemerkt.«
    Â»Ein verlassener Bauernhof«, sagte Tim, »fernab der Stadt ist doch der ideale Unterschlupf. Und noch dazu so dicht bei den Katakomben. Wir hätten eher daran denken sollen, wir Dödel. Mich würde es nicht wundern, wenn sich das Quartett hier verkriecht. Dass sie keine Festbeleuchtung veranstalten, liegt in der Natur der Sache. Die werden doch nicht auf sich aufmerksam machen.«
    Â»Du willst dich sicherlich anpirschen«, vermutete seine Freundin, »und nachsehen.«
    Tim grinste, was aber im Dunkeln niemand sah. »Wenn ihr Schüsse hört, haben sie mich erledigt. Wenn Schmerzensschreie ertönen, habe ich die Oberhand. Wenn ich euch rufe, könnt ihr nachkommen. Klößchen, gib mir die Lampe.«
    Natürlich ließ er die Maglite ausgeschaltet, als er geduckt loslief. Ein Grummelgefühl im Bauch signalisierte, dass vor ihm Feindesland lag. Er vermied jedes laute Geräusch. Das Rascheln der welken Gräser drang nicht weit. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt und er fand sich zurecht.
    Er erreichte ein großes Stallgebäude, neben dem eine Güllegrube verfiel, aber immer noch stank. Tim schlich an der Seitenwand des ehemaligen Rinderstalls nach vorn und blickte auf den Hof.
    Nichts. Kein Licht. Kein Auto. Aber den Kombi, dachte er, parken sie natürlich nicht brezelbreit im Freien. Der steht, falls sie hier sind, im Stall.
    Er huschte über den Hof zum Wohnhaus. Dort war nur Dunkelheit hinter den kleinen Fenstern. Aber das bedeutete nichts. Vielleicht waren die vier Ganoven Frühaufsteher und lagen schon in den Federn.
    Tim wollte in die Fenster sehen, auch einen Lichtstrahl aus der Lampe riskieren und passierte jetzt die Eingangstür.
    Wie angewurzelt blieb er stehen. An der Klinke hing ein Tuch. Er trat näher und befühlte es.

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