Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
Vom Netzwerk:
ohne einen Gruß. Sie spürte die Adlerfeder an ihrem Bund und dachte an Momo. Der war wütend geworden, als der Vater mit ihr fortgeritten war am Morgen, und in den Wald hineingelaufen, vor dem sie ihre Wagenburg errichtet hatten. Also keine letzte Umarmung, kein Lebewohl. Bella fing an zu weinen. Sie wollte es nicht, aber die Tränen strömten einfach aus ihr heraus. Seit dem Tod von Anna hatte sie sich nicht mehr so einsam gefühlt.
    »Hör mit dem Weinen auf, Mädchen.« Der Koch war auf sie zugegangen. »Es ist besser so, glaub mir.«
    Er betrachtete Bella nun mit wachsender Neugier. Wenn sie die war, von der er eben gehört hatte – nicht auszudenken. Das wäre, als ob er auf Lebenszeit beim Kartenspiel gewinnen würde. Massimo machte einen weiteren Schritt und stand nun direkt vor Bella. Er zog ihr die bunte Mütze vom Kopf und rümpfte die Nase.
    »Du bist schmutzig, wie ein kleines Mädchen nur schmutzig sein kann. Und du riechst wie ein Maultier, nicht wie ein Mensch. Ich sage der Magd, sie soll einen Zuber hinter die Küche bringen und dich abschrubben.«
    Bella schien ihn nicht zu hören, sie stand am selben Fleck und weinte. Der Koch zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Bella hörte ihn in den Hof gehen und einen Namen schreien. Dann war es wieder ruhig um sie herum.
    »Wie viele Jahre hast du dich nicht mehr gewaschen, Kind?« Die Magd stemmte ihre Fäuste in die Hüften und blickte streng. Dann half sie der schweigenden Bella aus den Lumpen und drückte sie in das angewärmte Wasser. Während sie das Mädchen mit einer Bürste bearbeitete, sagte sie munter:
    »Du musst nicht denken, dass es hier immer so freundlich zugeht. Warmes Wasser gibt es nur ausnahmsweise. Im Winter, bei Krankheit – oder bei eingewachsenem Dreck.«
    Bella schwieg. Sie ließ alles mit sich geschehen, als wäre sie eine leblose Puppe. Die Magd seufzte. Anscheinend hatte sie sich das Ganze unterhaltsamer vorgestellt.
    »Wie ist dein Name?«, fragte sie, während sie sich ausdauernd Bellas Haaren widmete. »Ich heiße Rosa.«
    Als reichte dies nicht aus, fügte sie hinzu:
    »Der Koch … Massimo … ich bin seine Braut.«
    Als auch hierauf keine Antwort kam, zuckte Rosa mit den Schultern und sagte nichts mehr. Sie bedeutete dem Mädchen mit einem Kopfnicken, aus dem Zuber zu steigen, und zeigte auf einige Kleidungsstücke, die auf einem Schemel nahe bei der Hauswand lagen. Bella ging ungläubig darauf zu und nahm die Kleider in die Hand. Sie waren nicht neu, aber sie waren heil und sauber, und sie passten recht gut. Als die Magd sie so sah, zeigte sie sich zufrieden und schnalzte leise mit der Zunge. Von dem kurzen Haar abgesehen sah die Kleine wirklich wie ein hübsches Mädchen aus.
    »So ist es gut. Nun kann ich dich zum Koch bringen.«
    Sie winkte Bella heran und nahm sie bei der Hand. Mit energischem Schritt durchquerte Rosa den Cortile mit dem großen Steinbrunnen und betrat die Küche durch den angrenzenden Garten. Massimo saß am Tisch und füllte Tauben mit einer Mischung aus Kräutern und Honig. Als er die beiden sah, stand er auf und ging ihnen entgegen. Er grinste Rosa an, die seinen Blick verliebt erwiderte. Kaum wandte sich die Magd zum Gehen, gab er ihr einen gehörigen Klaps auf ihr ausladendes Hinterteil, worauf sie sich umdrehte und ihn mit gespielter Empörung ansah. Dann verschwand sie im Garten, und der Koch war mit Bella allein.
    »Wie heißt du?«, wollte Massimo wissen. Bella sagte nichts.
    »Hast du schon einmal in einer Küche gearbeitet?«
    Das Mädchen blickte stumm auf den Boden.
    »Bella.«
    Es klang merkwürdig freundlich. Verwundert sah das Mädchen den Koch an. Er machte ihr ein Zeichen, sich an den Tisch zu setzen. Dann stellte er ihr einen Becher mit Wasser und eine Schale mit Grütze hin und gesellte sich zu ihr.
    »Auch wenn du nicht reden willst, so willst du doch vielleicht essen.«
    Ein spöttischer Unterton war zu hören. Bella schwieg weiter und rührte nichts an. Nachdem sie einige Minuten schweigend dagesessen hatten, stand der Koch auf und begann, in der Küche auf und ab zu gehen. Er schien zu überlegen, was er mit diesem verstockten Kind machen sollte. Schließlich setzte er sich wieder zu ihr an den Tisch, goss sich Wein in seinen Holzbecher und begann zu reden.
    »Ich weiß, dass du Bella heißt, dass du in Grosseto gesucht wirst und dass ein Preis auf dich ausgesetzt ist. Ich weiß, dass du in Giannis Küche in Lucca groß geworden bist. Ich weiß auch, dass du ein

Weitere Kostenlose Bücher