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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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müde der Pflichten. Er liebte seinen Sohn, aber er erwartete absoluten Gehorsam. Auch von ihm. Gerade von ihm.
    »Wie lange wollen wir noch streiten, Sohn?«, fragte er, ohne hochzusehen.
    »Ich werde sie nicht heiraten. Das ist mein letztes Wort.«
    »Willst du dir auch noch die Beinkleider zerreißen und Asche ins Gesicht schmieren, um deine Meinung zu bekräftigen? Ist das eines Nobilewürdig?«
    Fabrizio war stehen geblieben. Seine Stimme bebte leicht.
    »Eher schließe ich mich den Benediktinern an, als eine von der Medici-Brut zum Weib zu nehmen, Vater.«
    Obgleich er seinen Sohn nicht sehen konnte, wusste di Nanini, dass dieser kurz davor war, jegliche Beherrschung zu verlieren. In den letzten Stunden hatte Fabrizio geschmeichelt, gebettelt, gefleht und geflucht, um seinen Vater umzustimmen. Aber nun war es genug. Er, der Principe, ließ sich nicht drohen.
    »Die Verbindung zwischen deiner Mutter und mir erfolgte auch aus politischen Gründen. Wir haben uns nicht geliebt, aber geachtet. Sehr geachtet sogar. Und wenn uns etwas mehr Zeit vergönnt gewesen wäre, vielleicht wären wir uns doch irgendwann nähergekommen.«
    Er hörte Fabrizios Schritte. Jetzt stand er vor ihm am Kamin. Sein Sohn sah elend aus. Der flehende Blick aus seinen Augen traf ihn wie ein Pfeil mitten ins Herz. Di Nanini wollte gerade etwas zu ihm sagen, da warf sich Fabrizio vor ihm auf die Knie und umklammerte laut schluchzend seine Füße. Ruhig schob er den zitternden jungen Burschen von sich fort, dann sagte er leise:
    »Es ist ein Befehl, verstehst du mich. Dein Fürst befiehlt es dir. Schon morgen wird der Bote meine Antwort nach Rom bringen. Und nun lass mich allein.«
    Wie ein geprügelter Hund schlich Fabrizio davon. Der Principe wusste wohl, dass er soeben die Liebe und Achtung seines Sohnes verloren hatte. Aber mit der Zeit würde dieser erkennen, dass sein Vater nicht anders hatte handeln können. Eine Verbindung mit dem Hause Medici war das Einzige, was eine drohende Auseinandersetzung verhindern konnte. Das Mädchen stammte zwar nur aus einer Nebenlinie der Familie, war aber nichtsdestotrotz eine Person mit strategischer Bedeutung. Den Medici kam die Verehelichung genauso recht; denn wenn sie als Bankiers des Papstes auch Vermögen und Einfluss besaßen – adelig waren sie nicht. Die Heirat zwischen Fabrizio und Cassandra würde ihr Ansehen bei den Nobili erhöhen, und zwar beträchtlich. Mit einem Laut der Verzweiflung schüttete der Fürst den letzten Schluck Wein aus seinem Pokal in die Flammen, die mit einem kurzen Zischen antworteten, bevor sie weiter um die Holzscheite züngelten. Mit schweren Gliedern stand er auf und ging in sein Schlafgemach. Es wurde Zeit, sein kostbares Kästchen hervorzuholen. Er würde viele Pilze brauchen heute Nacht, um vergessen zu können.
    Die Vorbereitungen für das Fest gingen gut voran. Seitdem die Nachricht von der Verlobung Fabrizios mit Cassandra de’ Medici bekanntgegeben worden war, herrschte gedrückte Stimmung am Hof; der Sohn des Fürsten ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er mit der Eheschließung nur einem Befehl folgte. Besonders Massimo, dem Freund aus Kindertagen, hatte er seinen Kummer anvertraut. Der Koch hörte sich zwar geduldig die Ausführungen des jungen Herrn an, aber er konnte dessen Zorn nicht so gut nachempfinden, wie Fabrizio es erwartet hatte. In den oberen Ständen war es schließlich Sitte, dass die Eltern über den künftigen Gatten bestimmten. Die Entscheidung beruhte auf Grundlagen wie Vermögen und Einfluss. Etwas Flüchtiges wie Liebe – nein. Liebe war kein Fundament für eine lebenslange Gemeinschaft. Da waren sich alle einig. Bis auf Fabrizio.
    »Ich weiß nicht einmal, wie sie aussieht«, jammerte er, als er endlich wieder einmal allein mit Massimo in der Küche saß, »und sie ist sogar zwei Jahre älter als ich!«
    Der Koch zuckte mit den Schultern.
    »Es muss ja nicht schlecht sein, wenn sie erfahren ist.«
    Er zwinkerte Fabrizio zu.
    »Sie ist eine alte Jungfer, Massimo. Zweiundzwanzig und immer noch nicht unter der Haube. Wahrscheinlich hat sie einen Buckel oder eine fette Warze auf der Nase. Vielleicht ist sie ja insgesamt fett und unansehnlich. Ich hasse sie.«
    Er ließ seinen Tränen freien Lauf.
    »Ach was, womöglich ist sie doch ganz hübsch«, versuchte ihn Massimo zu beschwichtigen und holte einen neuen Krug mit Wein. Insgeheim wusste er, dass Fabrizio wahrscheinlich Recht hatte. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass ein

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