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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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Raserei vertrieben. Dann ist er selbst in die Küche gegangen, und der Koch hat ihn angegriffen. Er hat sein Leben verwirkt, meine Contessa.«
    Donata nickte. Weniger als nichts verband sie und Ascanio, doch in diesem Fall musste sie ihm beipflichten. Es durfte nicht angehen, dass ein Koch sich gegen seinen Conte erhob, auch wenn es im Zustand des Wahnsinns geschah.
    »Er hat sein Leben verwirkt«, sagte sie laut. »Wo ist der Conte? Und warum ist der Koch noch am Leben?«
    Mahmut schenkte Donata Wein nach.
    »Er konnte es nicht. Er hatte sein Schwert gezogen, der Koch stand da, bewegte sich nicht – dann schüttelte Sua Nobiltà den Kopf, steckte das Schwert zurück in die Scheide und ging hinaus in den Kräutergarten.«
    Donata stand auf und ließ sich von ihrer Zofe ins Gemach begleiten. Während das Mädchen ihr die Kissen richtete, dachte sie darüber nach, warum Ascanio den Koch nicht hatte töten können. In ihren Augen war der Conte grausam und hart, ohne jedes Mitgefühl für die Kreatur. Und dieser Mann sollte zu weich sein, um sein Schwert zu erheben, noch dazu, wo er im Recht war? Kannte sie ihren Gemahl so wenig? Sie grübelte noch lange darüber nach, und als sie endlich Schlaf fand, ging bereits die Sonne auf.
    Rocco stand am Küchentisch und bereitete die Wegzehrung für den Conte und seine Gäste vor. Di Cavalli hatte zur Rebhuhnjagd geladen, und einige Nobili aus seinem engeren Kreis waren der Einladung gefolgt. Im Hof sammelten sich bereits die Reiter; es wurde Zeit. Auf Roccos Zeichen hin nahmen zwei Knechte den gut gefüllten Korb und trugen ihn zu einem kleinen Wagen, auf dem sich bereits Weinfässer und allerlei Gerätschaften befanden. Diese Art der Wegzehrung war vor vielen Jahren eine Idee Ascanios gewesen und trug zur Beliebtheit seiner Jagden bei. Wenn die Jagdgesellschaft zur Mittagsstunde Rast machte, konnten sich alle an den Speisen und Getränken laben und neue Kräfte schöpfen.
    Nachdem er noch einmal alles überprüft hatte, gab er Enrico das Zeichen zum Aufbruch. Der Kutscher nickte und machte sich auf den Weg. Er hatte zwar eine gute Stunde Vorsprung vor den Reitern, war mit seiner Ladung allerdings auch viel langsamer. Rocco sah dem Wagen nach, wie er hinter den Stallungen verschwand. Bald war auch kein Hufgetrappel mehr zu hören. Der junge Koch schloss für einen Moment die Augen. Er musste durchhalten, so lange, bis der Conte und seine Gäste aufgebrochen waren, dann würde er überlegen, wie es weitergehen sollte.
    Langsam ging er durch den Kräutergarten in die Küche zurück und wies eine Magd an, sich um das Feuer zu kümmern. Am Abend wollte die Gesellschaft gut essen und trinken, und nun, da Gianni nicht mehr der Küchenmeister war … In Roccos Hals würgten Kummer und Einsamkeit. Doch dann straffte er die Schultern und ließ die Tür zum Garten mit einem lauten Geräusch ins Schloss fallen. Alle Augen richteten sich auf ihn. Rocco lächelte. Genau das hatte er beabsichtigt.
    »Ihr wisst, was letzte Nacht geschehen ist«, begann er leise und sah dabei einem nach dem anderen der Dienerschaft fest in die Augen, »und Sua Nobiltà hat uns noch nicht mitgeteilt, was mit Gianni geschehen soll. Wir alle beten für unseren Koch, aber wir müssen auch an uns denken. Heute Abend erwartet die Gesellschaft ein vorzügliches Mahl. Und genau das soll sie erhalten. Wir müssen dem Conte zeigen, dass wir viel von unserem Küchenmeister gelernt haben, denn sonst …«, Roccos Augen wurden ganz dunkel, »sonst jagt er uns alle zum Teufel. Und nun ans Werk.«
    Die Diener nickten, murrten, flüsterten miteinander. Dann nahmen sie ihre Arbeiten wieder auf, und auf einmal war es ruhig und geschäftig in der Küche des Palazzo. Rocco spürte sein Herz schlagen. Er, der sonst so schüchtern und linkisch war, hatte in der Stunde der Not Verantwortung übernommen und den anderen Mut gemacht, und das dankten ihm die Küchendiener mit Gehorsam und Fleiß. Er nahm sich ein Stück kaltes Fleisch aus einem der Tontöpfe am Herd und tunkte es in eine kräftige Soße. Zum ersten Mal seit Stunden spürte er etwas wie Entspannung in seinen Gliedern. Nach dieser Stärkung würde er nach Gianni sehen. Sie hatten den alten Koch gegen Morgengrauen auf sein Lager gebettet, aber er hatte teilnahmslos an ihnen vorbeigesehen. Sein Ziehvater war schwer krank, die Angst davor, zu versagen, hatte ihm schier den Verstand geraubt. Vielleicht zeigte der Conte Mitleid und ließ Gnade vor Recht ergehen. Rocco nahm

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