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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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Koch, aber schnell. Und nun gib mir Wein.«
    Rocco sah, wie Gianni den Becher des anderen füllte und sich dann unter Stöhnen auf seinen Stuhl sinken ließ. Die Hände des Kochs zitterten.
    »Rocco, Junge«, sagte Gianni mit ernster Stimme, »wir wollen uns eine Speise ausdenken.« Dann schlug er die Hände vors Gesicht und begann, bitterlich zu weinen.
    Als Donata erwachte, war die Nacht bereits weit vorangeschritten. Sie legte ein paar Holzscheite in die Glut und wandte sich ihrem Bett zu, als sie laute Stimmen hörte. Eine davon gehörte zweifelsfrei Ascanio. Donata konnte sich nicht erinnern, mitten in der Nacht jemals so viel Unruhe im Palazzo erlebt zu haben. Mit ungutem Gefühl kroch sie unter die Laken und versuchte, an etwas Schönes zu denken. Aber es gelang ihr nicht. Die Stimmen wurden lauter, anscheinend waren immer mehr Menschen an der Streiterei beteiligt. Donata seufzte. Sie verstand Ascanio nicht. Er war der Conte, der Herr im Palazzo, und ihm hatte man Folge zu leisten. Warum ließ er es zu, dass man ihm Widerworte gab? Sie schüttelte den Kopf und schloss wieder die Augen, doch die Stimmen wollten nicht verstummen. Seufzend erhob sie sich und läutete nach ihrer Dienerin. Als das Mädchen in das Gemach trat, sah Donata sofort, wie erregt die junge Frau war. Ihre Augen glänzten, und die Wangen glühten, das war im Kerzenschein zu erkennen.
    Wortlos ließ sie sich Umhang und Schuhe bringen, dann stieg sie in Begleitung der Zofe die breite Treppe hinunter, die zum Saal und zur angrenzenden Küche führte. Von hier aus kam das Geschrei, und es wurde mit jedem Schritt, den sie auf die Küche zuging, lauter. Mit einem Poltern öffnete sich die Tür zum Wirtschaftstrakt, und Rocco kam den beiden Frauen entgegengetaumelt. Er fiel vor Donata auf die Knie und griff nach ihrem Rocksaum.
    »Er ist nicht bei Sinnen«, jammerte Rocco und krümmte sich noch mehr, »bitte lasst ihn am Leben.«
    Energisch löste Donata ihr Gewand aus der Hand des jungen Kochs und ging weiter. Ihre Dienerin folgte ihr mit gesenktem Kopf. Jetzt war sie in der Küche und sah sich um. Doch der Anblick, der sich ihr hier bot, war so unglaublich, dass sie unwillkürlich die Augen zusammenkniff, um sicher zu sein, nicht zu träumen.
    Gianni, der alte Koch, stand mit zerrissener Kleidung auf dem Arbeitstisch. Haarbüschel seiner Locken lagen zu seinen Füßen. Um ihn herum zerbrochene Stühle, Krüge, sogar ein Fass mit Salz. Eine Küchenmagd saß schluchzend auf dem Boden und versuchte, das kostbare Gewürz zu retten, so gut es ging. Andere Diener kehrten Scherben zusammen, putzten zerschlagene Eier von den Wänden. Gianni schien all das nicht zu beeindrucken. Breitbeinig stand er auf dem Tisch, seinen Holzbecher in der Hand, den er immer wieder über seinem Kopf ausleerte. Sein Blick war leer, seine Miene zur Maske erstarrt.
    Die Contessa schaute sich suchend um. Ascanio war nirgendwo zu entdecken, doch die Tür zum Kräutergarten stand weit offen. Nun kam Rocco in die Küche gelaufen, er weinte immer noch, redete auf seinen Ziehvater ein, aber der schien ihn nicht zu erkennen. Donata war erschüttert. Hier konnte sie nichts tun. Sie drehte sich schon zum Gehen, da löste sich aus der Dunkelheit neben der Feuerstelle eine Gestalt; es war Mahmut. Mit beruhigender Geste trat er Donata entgegen und führte sie aus der Küche. Er machte ihrer Zofe ein Zeichen, etwas zu trinken zu holen, und geleitete seine Herrin zu einem bequemen Sessel. Nachdem die Contessa etwas Wein getrunken hatte, begann der Araber zu erzählen.
    Er berichtete ruhig und besonnen von dem Wunsch des Conte nach einer süßen Speise und davon, wie der alte Koch unter dem Druck der Aufgabe zusammengebrochen sei. Dreimal habe di Cavalli die Speisen zurückgeschickt und er, Mahmut, habe als sein Leibdiener die Forderungen nach noch ausgefalleneren Rezepturen vorbringen müssen. Donata sah den Mann prüfend an. Auch wenn er in Ascanios Diensten stand, war ihm deutlich anzumerken, wie er persönlich den Vorfall bewertete. Als ob er sich ertappt gefühlt hätte, erwiderte Mahmut Donatas Blick mit einer gewissen Scheu. Dann berichtete er in leidenschaftslosem Ton von Giannis Tobsuchtsanfall, in dessen Verlauf er sich die Haare ausgerissen, Rocco geschlagen und die Küche verwüstet hatte.
    »Und der Conte? Ich habe eben die Stimme meines Gemahls gehört.«
    Mahmut sah an seiner Herrin vorbei, als er sagte: »Sua Nobiltà hat seine Diener geschickt, doch Gianni hat sie in seiner

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