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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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Frau. Anna war nicht mehr ganz jung, aber sie war immer noch schön mit ihren hellbraunen Augen, die so spitzbübisch lachen konnten. Er liebte es, wenn sie sich nach dem Essen an ihn schmiegte und ihn ansah mit diesem Blick, den sie nur ihm schenkte. Und dann wusste er, sie würden sich halten, die ganze Nacht hindurch, sie würden sich küssen und einander zärtliche Worte ins Ohr flüstern, und sie würden für eine Nacht ihre Sorgen und ihre Armut vergessen. Anna … Er war noch in Gedanken versunken, als ihn eine Stimme in die Gegenwart zurückholte.
    »Vater!«
    Das war Marina, seine Älteste. Die wollenen Röcke hochgerafft, um schneller laufen zu können, kam sie ihm entgegengeeilt. Ihr langes braunes Haar war zu einem Zopf gebunden, der bei jeder Bewegung hin und her wippte. Sie winkte ihm fröhlich zu.
    Marina verlangsamte ihren Schritt, außer Atem, anscheinend war sie den ganzen Weg vom Haus bis hierher gerannt. Ihr junges Gesicht glühte. Wie sie beim Lachen die Nase krauszieht, dachte der Buttero, und ihre Sommersprossen, genau wie bei meiner Anna … Marina strahlte ihren Vater an und tätschelte dem Pferd, das inzwischen stehen geblieben war, den staubigen Hals. Sie war ein bezauberndes Mädchen, und sie würde eine bezaubernde Frau sein, schon bald. Viel zu bald.
    »Nimmst du mich mit zum Markt, Vater? Bitte.« Marina klatschte aufgeregt in die Hände.
    »Um mich das zu fragen, bist du den weiten Weg gelaufen?« Giacomo schüttelte belustigt den Kopf. »Was willst du auf dem Markt, Tochter? Etwa Zuckerzeug kaufen?«
    Er sah sie herausfordernd an und lachte dabei. Das Kind blickte ihm offen ins Gesicht.
    »Nein, Vater. Kein … Zuckerzeug. Die Gaukler. Die Gaukler sind wieder da. Sie können Kunststücke, die man noch nie gesehen hat. Und einer von ihnen kann zaubern. Er kann sogar Menschen verschwinden lassen, wird erzählt.« Das Mädchen schluckte.
    »… wird erzählt.« Giacomo schaute das Kind mit gespieltem Ernst an. »Was meinst du, was mich dazu bewegen könnte, dich mitzunehmen? Nenn mir einen Grund. Nur einen guten Grund, Marina.«
    Das Mädchen hatte die Hände vor der Schürze gefaltet und schenkte ihrem Vater einen tiefen Blick. Genau wie ihre Mutter, dachte Giacomo und war entzückt, ob er wollte oder nicht. Seine Älteste verstand es immer wieder, ihn um den Finger zu wickeln. Er hob sie zu sich aufs Pferd.
    »Erzähl mir, Tochter. Erzähl mir, was man über die Gaukler sagt. Und dann sehen wir weiter.«
    Marina strahlte. Sie wusste, sie würde die Gaukler sehen.
    Anna stand an der Feuerstelle, die den Mittelpunkt des kleinen Steinhauses bildete, und versuchte, mit ein paar frischen Kräutern die Zuppa vom Vortag genießbarer zu machen. Sie freute sich auf das Essen mit ihren Kindern und mit Giacomo, und sie hoffte, Marina und ihr Vater würden bald zurück sein. Zärtlich wanderte ihr Blick durch den dunklen Raum, in dem sie alle lebten: sie, die Eltern, mit ihren Töchtern Marina, Lucilla und Magdalena. Sie hatte nie mehr gewollt als ein Heim und eine Familie, und sie war dankbar dafür, ja. Und sie liebte Giacomo, so wie er sie liebte. Dabei hatte sie einst gar keine andere Wahl gehabt. Sie waren einander versprochen gewesen, von Kindertagen an, und sie hatte bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr nicht gewusst, wer dieser Sohn eines Buttero war, den ihre Eltern für sie ausgesucht hatten. Ihr graute vor dem ersten Kontakt; sie war ein scheues Mädchen und hatte nur widerliche Sachen darüber gehört, was Männer mit Frauen tun, damit sie Kinder haben, und sie wollte eher in ein Sumpfloch springen, als sich einem Mann hinzugeben. Und dann kam Giacomo. Er sah sie an und blickte in ihre Seele. Und sie erwiderte seinen Blick. So wurden sie lange vor dem ersten Wort und dem ersten Kuss ein Paar. Und das waren sie noch heute. Anna seufzte und fasste sich unwillkürlich an die Brust. Sie war prall und spannte. Wenn sie wieder guter Hoffnung war … Lieber Gott, dachte sie, lass es einen Sohn sein dieses Mal. Lass es einen Sohn sein für Giacomo.
    »Mama!«
    Das Rufen der jüngsten Tochter schreckte sie auf. Magdalena hatte eine energische Stimme, und auch wenn sie erst zwei Jahre alt war, wusste sie genau, was sie wollte. Und zwar Aufmerksamkeit. Ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Anna ging vor die Tür, die Hand immer noch an ihre Brust gedrückt, und sah Magdalena an der Tür zum Viehstall stehen. Die Kleine versuchte erfolglos, den Riegel beiseitezuschieben, und erhoffte sich wohl Hilfe von

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