Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Trank erst von einem meiner Diener probieren lasse.«
Bella sah erstaunt zu di Nanini, dann traf ihr Blick den Umbertos und Nwumas. Bruder Angelo, der sich ebenfalls in der Sala befand, schaute zu Boden und betete eifrig den Rosenkranz. Seitdem er Bella unterrichtete, war er mehr in der Küche des Principe als in seinem Kloster anzutreffen.
»In meiner Lage muss ich vorsichtig sein, Dottore aus Nubien. Vielleicht ist Gift in der Flasche. Vielleicht bist du ein Kundschafter Ferdinands und sollst mich umbringen. Wer weiß das schon.«
Bella runzelte die Stirn. Was wollte der Fürst bezwecken? Glaubte er ernsthaft, der Nubier wolle ihm schaden?
»Ich probiere davon«, sagte sie leise und knickste. An den Schwarzen gewandt fragte sie: »Wie viele Tropfen muss ich nehmen?«
Nwuma überlegte nicht lange.
»Gib ein paar wenige in deine Handfläche und lecke sie ab. Das reicht schon.«
Bella nickte und trat auf di Nanini zu. Dieser sah sie nachdenklich an und gab ihr das Medizinfläschchen.
Bella tat, was Nwuma ihr gesagt hatte, und verzog unter dem bitteren Geschmack der Tropfen das Gesicht. Für einen Augenblick war es vollkommen still. Umberto flüsterte dem Fürsten etwas zu. Dieser erhob sich und machte allen eine Geste, die Sala zu verlassen. An den Nubier gewandt sagte er:
»Sollte Magdalena etwas zustoßen, lasse ich dich vierteilen. Verlass dich drauf.«
Bella war nachdenklich. Wie konnte der Fürst so misstrauisch sein? Sie rief nach Massimo. Gemeinsam wollten sie die Weine aussuchen für das Festmahl, das am Abend stattfinden würde. Cassandra war wieder einmal am Hofe, und Bella wusste, die Speisen hier waren das Einzige, was die unberührte Ehefrau ein wenig glücklich machte. Als sich der Koch nicht finden ließ, beschloss sie, ihn zu suchen. Eine der Mägde hatte gesehen, dass er in den Weinkeller gegangen war, und zwar in Begleitung von Fabrizio. Umso besser, dachte das Mädchen, vielleicht hat der junge Herr ja einen besonderen Wunsch für heute Abend. Irgendwie tat ihr der Sohn des Principe leid. Natürlich heiratete man in seinem Stand aus politischem Kalkül, aber es war unübersehbar, dass er seine Frau vollkommen ablehnte.
Bella versuchte, sich auf die Speisenfolge zu konzentrieren, und betrat auf leisen Sohlen den Keller. Wirklich, die beiden Männer saßen auf Weinfässern am Ende des schmalen Gewölbes und waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie Bella nicht bemerkten. Obwohl sie leise sprachen, trug der Hall die Worte laut genug an ihr Ohr, und Bella konnte im Schatten der Treppe stehen bleiben und trotzdem alles verstehen.
»Lasst das nicht Euren Vater wissen, mein Freund, Ihr macht ihm mit Cassandra schon genug Kummer.«
Massimo kratzte sich den blanken Schädel. Fabrizio ließ die Schultern hängen und seufzte tief.
»Ich kann aber nichts dagegen tun. Magdalena ist mir ebenso nah und vertraut, wie mir Cassandra unangenehm und fremd ist. Wenn Magdalena mich anschaut …«
Bella traute ihren Ohren nicht. Das Gespräch – es galt ihr! Das Mädchen drückte sich noch enger an die Kellerwand und lauschte. Massimo sagte:
»Überlegt doch mal, junger Herr. Was könnt Ihr tun? Ich fürchte: nichts.«
»Ich könnte einen Brief nach Rom schreiben und um Annullierung der Ehe bitten. Sie wurde nie vollzogen. Das kann ich beschwören.«
»Und dann?«, hakte der Koch nach. »Die Allianz mit den Medici wäre zunichtegemacht; Euer Vater, Ihr, Siena – wir alle vertrauen auf die Unterstützung aus Rom, wenn die Spanier wirklich Appetit auf uns bekommen. Und Ihr macht alles kaputt? Wegen eines Weibes? Nein, mein Freund und Herr, tut das bitte nicht.«
Beschwichtigend legte Massimo den Arm um den jungen Adeligen. Fabrizio war noch weiter in sich zusammengesunken.
»Na schön, Massimo. Was würdest du denn machen, wenn du an meiner Stelle wärest?«
Wieder kratzte sich der Koch am Kopf, dann war es einige Augenblicke still. Schließlich sagte er:
»Ich würde Cassandra schwängern. Und zwar so oft wie möglich. Dann hätte ich meine Pflicht gegenüber Siena erfüllt, mein Weib wäre mit der Erziehung beschäftigt, die Kinder wären ein wichtiges Pfand für Unterstützung und Hilfe durch ihre Familie, mein Vater würde mich in Ruhe lassen, und ich könnte in aller Ruhe Magdalena zu meiner Geliebten machen.«
Er nickte, wie um sich selbst zuzustimmen.
»Du bist kaltschnäuziger, als ich dachte«, sagte Fabrizio. Erstaunen lag in seiner Stimme. Im nächsten Moment schüttelte er den
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