Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
hatte er einen wunderbaren Überblick, was die Arbeit der Mägde betraf, und er konnte sich im entscheidenden Moment bemerkbar machen, wenn das Probieren und Abschmecken der Speisen anstand. Schließlich war alles, was hier zur Tafel gebracht wurde, einfach köstlich. Mit Bellas Lernfortschritten war er sehr zufrieden, auch wenn er sich hütete, das Mädchen zu loben. Sie war niedrigen Standes, und er wollte ihr nicht das Gefühl geben, nun etwas Besonderes zu sein, auch wenn er genau spürte, dass sie anders war als andere Mädchen ihres Alters. Vergnügt biss er in einen kleinen Kuchen.
»Donna Cassandra bleibt.«
Umberto hatte das mehr zu sich selbst gesagt, wie es schien, kopfschüttelnd ließ er sich auf einen freien Stuhl fallen. Sofort war Massimo bei ihm. Ein Grinsen lief über sein Gesicht.
»Wie das? Hund und Katze in einem Bett? Wie soll das gehen?«
Er schob Umberto einen Becher Wein zu und stieß mit ihm an. Jetzt grinste auch der Leibdiener des Fürsten.
»Glaube versetzt Berge, oder etwa nicht?«
Wissend trafen sich ihre Blicke. Dieser Schwarze ist wirklich ein Zauberer, dachte der Koch. Er hätte noch vor ein paar Tagen seinen Kopf darauf verwettet, dass die beiden niemals zueinander finden würden. Und nun das.
»Da können wir uns wohl allesamt auf ein neues Regiment gefasst machen«, sagte Umberto leise. Es sollte beiläufig klingen, aber Massimo wusste die Worte sehr wohl zu deuten. Wie beim Leibdiener traten Sorgenfalten auf seine Stirn. Die junge Dame war eine Medici und gewohnt, dass alle nach ihrer Pfeife tanzten. Wer weiß, überlegte der Koch, wie sie sich in der Küche einmischen wird. Was würde dann aus ihm und aus Magdalena …
»Denkst du, was ich denke, Koch?«
Umberto war aufgestanden und zog sein Wams zurecht.
»Allerdings«, kam sofort die Antwort. »Ich denke wie du, dass sich am Hofe einiges ändern wird, und wer weiß – vielleicht auch in der Küche.«
Wie richtig Massimo mit seiner Einschätzung lag, sollte sich bereits am nächsten Tag zeigen. Es war am späten Vormittag; die Sonne stand wie eine gleißende weiße Scheibe hoch am Himmel. In der Küche war es ruhig. Jeder war an seinem Platz und in die Arbeit vertieft. Der Koch trat vor die Tür und wischte sich mit einem nassen Tuch Gesicht und Hals ab. Es würde der erste richtig heiße Tag dieses Sommers werden. Bella und er hatten besprochen, auf alles zu verzichten, was leicht verderblich war. Leichte Speisen sollte es geben, eine kalte, scharfe Suppe, gebratenes Gemüse, dazu einen jungen Weißwein aus Valchiana, zum Abschluss kleine süße Eierkuchen.
»Wo ist der Koch?«
Massimo drehte sich irritiert um. Im nächsten Moment wusste er, wem die unbekannte Stimme gehörte: Cassandra. Sie trat neben ihn und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Dann sagte sie sanft:
»Umberto berichtete mir, was es zu essen gibt. Ich muss dir sagen, Koch, das gefällt mir nicht. Suppe und Gemüse und Eierkuchen. In Rom genießt man andere Speisen, zumindest in meiner Familie ist es so.«
Massimo sagte nichts, sondern schaute auf den Boden und hörte Donna Cassandra zu. Was sie wollte, entsprach überhaupt nicht der Jahreszeit. Sie verlangte nach Wild, nach Pasteten und Terrinen – alles Gerichte, die es im Sommer nicht gab und die dazu eine gewisse Vorbereitungszeit benötigten. Er wusste, es stand ihm nicht zu zu widersprechen, also schwieg er und hörte, wie sie sich umdrehte und raschen Schrittes davonging. Obwohl klein und rundlich war sie ausgesprochen wendig und schnell in ihren Bewegungen. Der Koch blickte hoch und seufzte. Das hatte er nun davon. Er selbst hatte Fabrizio den Rat mit dem Trank des Nubiers gegeben, und nun mischte sich die Frau in die Belange der Küche ein und brachte alles durcheinander. Er wusste, das war der Auftakt zu einer Machtprobe.
»Was sollen wir tun, Magdalena?«
Er hatte sie im Gemüsegarten gefunden und alles erzählt.
»Heute will sie Wild und morgen Pilze und im Winter vielleicht Erdbeeren. Sie ist es gewohnt, ihren Willen zu bekommen, und sie hat den Principe und seinen Sohn auf ihrer Seite.«
Bella überlegte.
»Wenn wir uns gegen sie auflehnen, haben wir sie gegen uns. Deshalb müssen wir einen Weg finden, der sie nicht bloßstellt, sondern ihr im Gegenteil das Lob des Fürsten einbringt. Dann wird sie uns dankbar sein oder uns zumindest in Ruhe lassen.«
Massimo staunte. Das Mädchen hatte Ideen, auf die er nie kommen würde. Er stimmte ihr zu.
»Und heute?«
Bella
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