Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Kopf.
»Ich kann sie nicht anfassen. Sie ist widerlich. Außerdem will sie nicht. Sie hat mir gesagt, sie gibt sich eher einem Hund hin als mir.«
»Alles Geschwätz, glaubt mir. Hässliche Weiber geben sich meistens mehr Mühe zwischen den Laken als die hübschen«, wandte der Koch ein. »Und die Tatsache, dass sie immer noch Jungfrau ist, beschädigt ihren Ruf ebenso wie den Euren, vergesst das nicht.«
Massimo stand auf.
»Fragt doch den Medizinmann. Der weiß bestimmt, mit welchen Pülverchen Ihr Euer Weib verrückt nach Euch macht.«
Wieder blieb es eine Zeit lang ruhig. Beide Männer schienen nachzudenken. Dann sah Bella, dass sich Fabrizios Rücken streckte. Er hatte offenbar Mut gefasst.
»Gib mir etwas Wein, Koch. Und dann lauf zu dem Nubier und hol mir etwas, um die Liebesglut zu wecken.«
Er lachte, aber es klang bitter.
Massimo drehte sich um und füllte zwei Becher mit Wein. Bella nutzte die Gelegenheit, um schnell hinter ein großes Fass zu kriechen. Hier war sie besser geschützt als im Schatten der Treppe, wenn die Männer aufbrechen würden.
»Auf die Liebe«, sagte Fabrizio. Der Koch nickte.
»Aber immer schön der Reihe nach, junger Herr: erst Cassandra, dann Magdalena.«
Bella war froh, sich mit den Vorbereitungen für das Festmahl ablenken zu können. Das, was sie aus Fabrizios Mund gehört hatte, verwirrte sie. Schließlich konnte sie sich an keine Situation erinnern, in der sie besonders nett oder aufmerksam zu ihm gewesen wäre. Er war der Sohn des Fürsten, und so behandelte sie ihn auch. Sie seufzte. Doch nun galt es, die Gaumen der Herrschaften zu erfreuen. Di Nanini war von den Vorschlägen für die Speisenfolge begeistert gewesen, und sie wusste, er erwartete absolute Perfektion.
Bella blickte sich um. Alle Küchendiener arbeiteten sorgfältig und ruhig. Sie lächelte. Rezepturen erfinden, das war das eine, aber Menschen dazu bringen, ihr Bestes zu geben, ohne dass die Stimmung schlecht wurde – das hatte sie von Massimo gelernt. Wo war der Koch eigentlich? Der Principe würde sich mit seinen Gästen bald in der Sala einfinden, und dann wurde jede Hand gebraucht. Ein wenig verärgert über Massimos vermeintliche Nachlässigkeit trat sie vor die Tür, um nach ihm zu suchen. Da sah sie ihn. Er stand mit Nwuma zusammen; die beiden lachten und scherzten. Bella kehrte um und machte sich unter Hilfe der Küchenmägde an die Arbeit. Sie schüttelte den Kopf und musste lächeln. Der Liebestrank der Zigeuner war genauso harmlos wie ihre Medizin gegen den Pilzrausch. Und wenn Fabrizio und Cassandra einander wirklich so hassten, wie sie es nach außen hin bekundeten, konnte Nwumas Trank hier auch nicht helfen.
»Du sollst zum Fürsten kommen, Magdalena.«
Umbertos Stimme klang ungewöhnlich warmherzig, fand Bella. Anscheinend hat er selbst ein paar lobende Worte vom Principe bekommen, dachte sie und folgte dem Leibdiener. Zu ihrer Überraschung brachte er sie aber nicht in den Saal, sondern in das angrenzende Schlafgemach di Naninis. Als er ihr die Tür öffnete und ihren erstaunten Blick bemerkte, lächelte er sogar. Bella konnte sich nicht daran erinnern, ihn ihr gegenüber jemals so freundlich erlebt zu haben. Als sie eingetreten war, folgte ihr Umberto und schloss die schwere Tür hinter ihnen. Der Principe saß vor dem Kamin, die Schatulle mit den getrockneten Pilzen stand wie immer neben dem Weinpokal auf einem kleinen Tischchen an seiner Seite. Er war müde, das war unübersehbar, aber er war, wie Umberto, in einer guten Stimmung. Lächelnd winkte er sie zu sich.
»Ich habe dich nicht rufen lassen, weil das Mahl gelungen ist, Magdalena. Dafür gilt dir tagtäglich mein Lob und Dank, so auch heute. Es ist vielmehr … die Medizin.«
Bella schaute ratlos. Der Fürst sprach in Rätseln. Di Nanini bemerkte es und lachte.
»Mein Kind, ich habe schon heute Morgen von den Tropfen des Nubiers genommen, und sieh mich an – ich verspüre kein Verlangen nach bunten Farben und schmeichelnder Musik. Den ganzen Tag lang habe ich nicht an diese Schatulle hier gedacht. Heute wird die erste Nacht sein seit vielen Jahren, in der ich ohne Pilze einschlafen kann …«
Bella nickte. Jetzt verstand sie auch Umbertos Freude. Er machte sich stets große Sorgen um die Gesundheit seines Herrn und war anscheinend überglücklich, dass der Fürst von den Drogen lassen konnte.
»Das ist wunderbar, Sua Altezza«, sagte sie leise und knickste, dann drehte sie sich zu Tür. Der Principe hob seine Hand
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