Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Benedetto neben ihr nieder und nahm ihre Hand.
»Das ist gut«, sagte Alondra und strich der jungen Frau die nassen Strähnen aus der Stirn, »bleib bei ihr und halte sie gut fest. Wir haben es bald geschafft.«
Benedetto schluckte und zog sein Weib noch enger an sich. Er schämte sich für die Verachtung, mit der er sie die letzten Monate gestraft hatte. Natürlich war er eifersüchtig auf all die, die sie besessen hatten, wusste er doch, wie köstlich es war, sie in ihrer Lust anzuschauen und sich mit ihr dem Verlangen hinzugeben. Er streichelte zärtlich über ihr Haar, über ihre Wange. Habibi seufzte auf unter seiner Berührung und schloss die Augen. Die nächste Wehe kam und ließ sie aufschreien, aber Benedetto hielt sie fest, küsste sie, weinte und schrie mit ihr. Alondra schrie jetzt auch. Sie schimpfte mit Habibi, gab ihr eine Ohrfeige, und noch eine.
»Reiß dich endlich zusammen, Weib, sonst wird dein Kind den Sonnenaufgang nicht erleben – und du auch nicht!«
Hector stand noch immer am Feuer, das bereits fast ganz heruntergebrannt war. Müde leckten ein paar kleine Flammen an dem verkohlten Holz. Es würde bald Morgen werden. Er hatte laute Stimmen aus Benedettos Wagen gehört, aber nun war es still. Mochte Benedetto von ihm denken, was er wollte. Er konnte den Gedanken, dass Habibi so leiden musste, nicht ertragen. Sie war viel zu schmal und zu zart für ein Kind. Wenn sie starb, war es allein seine Schuld.
»Hector.«
Benedettos Stimme klang erschöpft. Er legte den Arm um seinen Freund und schaute für einen Moment in die verlöschende Glut. Dann straffte er sich und stupste den Anführer der Gaukler in die Seite.
»Komm mit, mein Freund. Habibi hat uns einen Sohn geschenkt. Er ist wunderschön. Ich will ihn Ashlan nennen. Das bedeutet ›Löwe‹ in Habibis Sprache.«
Hector sah ihn ungläubig an.
»Hast du mich verstanden? Es geht ihr gut und dem Kind auch. Alondra sagt, sie wird schnell wieder zu Kräften kommen.«
Mit weichen Knien folgte der Anführer seinem Freund zu dem Wagen. Alondra stand davor und schüttete einen Bottich mit Wasser aus. Sie war müde, das war ihr anzusehen, aber sie schien auch sehr glücklich zu sein. Hector betrachtete seine Frau. Sie war nicht mehr jung, aber sie war ein gutes Weib, fröhlich, eigensinnig und liebevoll. Wann hatte sie das letzte Mal in seinen Armen vor Wonne gestöhnt? Er konnte sich nicht erinnern. Er würde sich heute Nacht zu ihr legen und sich entschuldigen. Auf seine Weise.
18. KAPITEL
W ie kannst du dir so sicher sein, dass deine Medizin hilft?«
Di Nanini sah Nwuma herausfordernd an. Dieser Schwarze war wirklich eine auffällige Erscheinung, von seiner Hautfarbe einmal abgesehen. Er trug ein leuchtend buntes Gewand, das aus einem einzigen Stück Stoff zu bestehen schien. Schwere silberne Spangen hielten es an den Schultern zusammen, und ein breiter Gürtel, über und über mit aus Silber gearbeiteten Tierfiguren versehen, zierte die Leibesmitte. Sein Kopf war kahlgeschoren und betonte die außergewöhnlich schöne Form des Schädels.
»Nun?«
Der Nubier verbeugte sich gegen den Fürsten.
»Mir sind die Pilze, die Euch Träume und Vergessen schenken, wohl bekannt. In meiner Heimat werden sie nicht nur gegen Schlaflosigkeit verwendet, sondern auch, wenn ein Bruch gerichtet oder ein Zahn gezogen werden muss und der Schlaf den Schmerz nehmen soll. Damit die Wirkung nachlässt und der Kranke schnell wieder aufwacht, geben wir ihm ein Gegenmittel. Ich habe Euch etwas davon mitgebracht.«
»Was soll das«, brummte der Fürst ungehalten, »wie soll ich den Trank nehmen, wenn ich bereits schlafe?«
Der Nubier lächelte. Mit dem Einwand hatte er gerechnet.
»Wenn Ihr den Trank nehmt, bevor Ihr das Verlangen nach den Pilzen in Euch spürt, dann wird sich das Verlangen ganz einfach verflüchtigen.«
Wieder verbeugte sich der Schwarze und reichte eine kleine Glasamphore an Umberto weiter, der mit angestrengt freundlicher Miene neben seinem Herrn stand. Bella staunte, mit welcher Selbstsicherheit Nwuma dieses Märchen erzählt hatte. Sie wusste von Momo, was wirklich in der Flasche war – nämlich genau das, was sie vermutet hatte: die Rezeptur der Zigeuner, die sie für fast alle Tränke verwendeten. Umberto hatte inzwischen das Fläschchen geöffnet und verzog beim Riechen daran die Nase. Dann reichte er das Gefäß an den Principe weiter.
»Ich will dir wohl glauben, Medizinmann«, sagte der Fürst, »aber du verstehst, wenn ich den
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