Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
und gebot ihr zu bleiben.
»Ich muss dir noch etwas sagen«, flüsterte er und winkte sie vertraulich zu sich heran. »Fabrizio und Cassandra haben sich heute Abend das erste Mal an der Tafel unterhalten. Und er hat sie sogar zu ihrem Gemach begleitet. Wie Umberto von ihrer Zofe weiß, ist er immer noch bei ihr.«
Jetzt war Bella wirklich sprachlos. Der Fürst klatschte vergnügt in die Hände.
»Ist das nicht wunderbar, Magdalena? Ich weiß nicht, wann ich einen so schönen Abend hatte wie diesen hier.«
Das Mädchen stand immer noch wie festgewurzelt vor dem Principe. Tausend Gedanken sprangen ihr im Kopf herum. Ihr Fürst konnte wieder schlafen, und sein Sohn konnte auf einmal lieben? Das ist mehr als Medizin, dachte sie. Das ist Zauberei. Vielleicht hat Nwuma irgendetwas mit den Tränken gemacht …
»Magdalena?«
Bella wurde rot. Sie war unaufmerksam gewesen. Schüchtern sah sie den Principe an, doch anstatt eines strafenden Blickes empfing sie etwas, was sich wie tiefe Verbundenheit anfühlte. Ein paar Augenblicke lang sagte niemand ein Wort. Dann trat Umberto an den Kamin und legte Holz nach. Der Fürst liebte es, dem Spiel der Flammen zuzuschauen, selbst im Sommer.
Di Nanini hob seinen Pokal und trank.
»Geht nur«, sagte er und übergab Umberto die Schatulle, »wir sehen uns morgen.«
»Wie hast du das gemacht?«
Seit Stunden brannte Bella darauf, Nwuma diese Frage stellen zu können. Nun, da sie den Unterricht mit Bruder Angelo hinter sich gebracht hatte, bekam sie endlich die Gelegenheit, das Lager der Männer aufzusuchen. Der Nubier war gerade dabei, seinen Kopf zu rasieren. Momo half ihm dabei. Bella setzte sich zu ihnen ins Gras und fragte noch einmal:
»Sag schon, Nwuma, wie hast du das gemacht?«
Ohne sich bei seiner Tätigkeit stören zu lassen, fragte der Schwarze zurück:
»Was meinst du denn, wie ich das gemacht habe?«
»Die Tinkturen und Tränke sind immer von derselben Rezeptur. Sie helfen nicht, und sie schaden nicht. Aber der Fürst kann schlafen, und sein Sohn kann lieben. Wie geht das?«
»Tja, meine Bella, wie geht das wohl?«
Nwuma war fertig mit der Rasur und trocknete sich den Schädel ab. Das Mädchen sah hilflos zwischen ihm und Momo hin und her.
»Ich weiß es nicht.«
Nwuma blickte sie an. Seine dunklen Augen strahlten und wurden wieder zu diesem Strudel, in den er sie schon einmal hineingezogen hatte. Er nahm eine winzige Glasamphore aus seiner Tasche und gab ein paar Tropfen daraus auf seinen Kopf. Das Öl roch wunderbar nach Kräutern und Blumen. Es war ein Duft, der Bella direkt ins Herz traf. Sie betrachtete den Nubier fasziniert, wie er seinen kahlen Schädel massierte. Seine Hände waren lang und schmal, seine Fingernägel ebenso hell wie das Weiß in seinen Augen. Schöne Hände … Sie schluckte verlegen, als sie bemerkte, wie sie ihn anstarrte. Er lächelte und ließ ihren Blick nicht los. Dann sagte er:
»Du magst mich, Bella, stimmt’s? In diesem Moment magst du mich sogar sehr. Du hast meine Hände betrachtet und dir gewünscht, dass sie dich berühren. Habe ich Recht?«
Bella konnte nichts erwidern. Ihr Mund konnte keine Worte bilden, ihr hübsches Gesicht glühte vor Scham.
»Du musst nichts sagen, ich weiß, dass es so ist. Und warum ist es so? Weil ich mit deiner Seele sprechen kann. Und genau das habe ich auch mit dem Fürsten und seinem Sohn gemacht. Die Tropfen sind ohne Wirkung, aber der Glaube daran macht sie wirkungsvoll. Und den Glauben habe ich ihnen gegeben. Das ist alles.«
»Also ist es kein Zauber?«, fragte das Mädchen ungläubig. Der Schwarze stand mit geschmeidigen Bewegungen auf. Er lachte herzlich.
»Nein, wirklich nicht, nein. Es ist eine Gabe. Sie war mir schon in die Wiege gelegt und hat nichts mit meiner Verkleidung zu tun.« Er sah sie eindringlich an. »Was meinst du, wie es dazu kam, dass ich Benedetto kennenlernte? Ich habe seinen Kummer gespürt … Und nun lass Momo und mich bitte allein. Wir haben etwas zu besprechen, und je weniger du weißt, desto sicherer bist du.«
Nwuma reichte Bella seine Hand und half ihr beim Aufstehen. Wieder trafen sich ihre Blicke. Eine Energie, von der sie bislang nicht gewusst hatte, dass sie existierte, durchströmte ihren Körper. Ich liebe dich, sprachen seine Augen. Und ich liebe dich, antworteten ihre. Dann löste sie ihre Hand aus seiner und ging langsam davon.
Bruder Angelo saß direkt neben dem großen Schrank, in dem das irdene Küchengeschirr aufbewahrt wurde. Von hier aus
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