Das Geheimnis der Diva
»Der benimmt sich ja wie du, Justus, wenn dir was schwer im Magen liegt.«
»Etwas scheint ihn wirklich sehr zu beschäftigen«, meinte Justus. »Aber er wird es uns sicher noch erzählen. Kommt, sehen wir uns noch einmal genauer um.«
»Du wolltest uns noch an deinen wertvollen Erkenntnissen über Dellcourt und Griscom teilhaben lassen«, erinnerte ihn Bob, während sie durch den kahlen Flur zu Pritchards Büro marschierten.
»Stimmt. Während der Probe habe ich noch einmal über das nachgedacht, was wir bisher wissen. Bringen wir das alles mal in eine zeitliche Reihenfolge. Jahrelang passiert hier nichts. Joe Griscom hütet das alte Theater und macht seine Rundgänge. Dann mietet die Theatertruppe das Gebäude …« Er unterbrach sich, als sie Mr Pritchards Büro erreichten, aber Peter ging schon ganz ohne Anweisung daran, das Schloss zu knacken. Justus fuhr fort: »Griscom wird fuchsteufelswild und beschimpft die Schauspieler, wann immer er sie sieht. Dann wird er krank und stirbt. Und auch sein Nachfolger, der möglicherweise mit seinem besten Freund verwandt ist, kann die Schauspieler nicht ausstehen.«
»Wundert mich überhaupt nicht – sie spielen lausig schlecht.« Es klickte, Peter richtete sich auf und gab der Tür einen leichten Stoß. Knarrend öffnete sie sich nach innen. »Nach euch. Und bitte entfernt das Phantom aus dem Schrank, ich möchte es nicht noch mal sehen.«
»Liegt es wirklich daran, dass sie schlecht spielen?«, sagte Justus, trat ein und knipste das Licht an. »Oder vielleicht daran, dass sie sowohl Griscom als auch Dellcourt massiv stören? Vielleicht, weil hier im Theater etwas vor sich geht, von dem niemand etwas wissen soll?«
»Und was soll das sein?«, erkundigte sich Bob.
»Das müssen wir herausfinden. Es geht ja noch weiter. Kurz nach Griscoms Tod und der Anstellung des neuen Hausmeisters gibt Helena Darraz, geborene Griscom, bekannt, dass sie junge Talente fördern will. Eine Lotterie findet statt, und welch ein Zufall, Miss Darraz wählt ausgerechnet die Truppe, die im Theater ihres Vaters probt, und kündigt ihr Erscheinen an. Wenig später wird ein neuer Arbeiter eingestellt, nämlich Steven. Der keine Zeit verliert und sofort anfängt, der Truppe das Leben schwerzumachen, während sie sich fieberhaft auf den hohen Besuch vorbereitet.«
»Also arbeitet er für Griscom und Dellcourt?«, fragte Peter. »Und was suchen wir jetzt eigentlich hier?«
»Eine Akte über Joe Griscom und John Dellcourt. Nehmen wir uns mal die Regale vor.«
»Steven und George sagten ja, dass sie für jemanden arbeiten«, erinnerte sich Bob und zog einen Ordner aus dem Regal. »Aber sie sagten auch, dass dieser Boss niemandem schaden wollte. Das klingt mir nicht nach diesen beiden Halunken.«
»Und wie passt Helena Darraz in diese ganze Geschichte?«, fragte Peter. »Ich meine – bedenkt doch mal! Die Frau ist weltberühmt! Die kann doch nicht in irgendwelchen kriminellen Machenschaften stecken!«
»Das ist mir noch nicht klar«, bekannte Justus – und stockte. »Es sei denn –«
Die Tür ging auf.
Sie erstarrten alle drei: Peter und Bob mit Ordnern in den Händen, Justus am Schreibtisch von Mr Pritchard.
»Ich wusste doch, dass ihr Jungs eure Nasen in Dinge steckt, die euch nichts angehen«, sagte die ältliche Putzfrau, die sie vorhin im Zuschauerraum gesehen hatten. »Weiß Mr Pritchard, was ihr hier treibt? Auf der Stelle kommt ihr da heraus! Ich sollte sofort die Polizei rufen!«
Unter dem Theater
»Weg hier!«, rief Justus und rannte los. Peter und Bob ließen die Ordner fallen und stürzten hinter ihm her. Die Putzfrau wich mit einem erschrockenen Aufschrei zur Seite, und sie schlüpften an ihr vorbei und rannten den Gang hinunter, um die Ecke, den Flur entlang und in die staubige Eingangshalle. Peter und Bob liefen zur Eingangstür – aber da sahen sie Dellcourt und Griscom, die gerade die Treppe hochstiegen.
»Schnell!«, rief Justus. »Kommt mit!« Er rannte nach links, wo sich ebenfalls ein Flur an der Halle entlangzog. Hier war alles dunkel. Die drei ??? versteckten sich im Schatten und lauschten.
Die Tür ging auf. »– denke gar nicht daran«, hörten sie Dellcourt sagen. »Das hier ist der beste Platz, den man sich dafür aussuchen kann. Das hat jahrzehntelang funktioniert.«
»Ja«, gab Griscom scharf zurück, »bis das hier zum Bahnhof verkommen ist! Warum hast du es nicht geschafft, die Bande loszuwerden?«
»Glaub nicht, dass ich es nicht versucht habe«,
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