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Das Geheimnis der Diva

Das Geheimnis der Diva

Titel: Das Geheimnis der Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Achterknoten gebunden. Solche Gewohnheiten gehen einem Seemann in Fleisch und Blut über; ich glaube nicht, dass er überhaupt noch darüber nachdenkt. Wahrscheinlich fällt ihm auch nicht mehr auf, dass er seemännische Ausdrücke verwendet – ›aye‹, ›Klabautermann‹, ›kielholen‹ und dergleichen. Ich bin sicher, dass er es war, der Sandy nach ihrem Treppensturz einfach liegen gelassen hat. Jetzt überlegt mal …«
    »He!«, fuhr plötzlich eine laute Stimme dazwischen. Es war Sid Webber, der auf der Bühne stand und wütend zu ihnen hinschaute. »Könnt ihr dahinten vielleicht mal mit der Quatscherei aufhören? Wir proben hier, falls ihr das nicht bemerkt habt!«
    »Entschuldigung«, rief Bob nach vorne, und sie verbrachten die nächsten zehn Minuten damit, den Schauspielern zuzuhören.
    Das war allerdings kein reines Vergnügen. Alle schienen entweder schlecht vorbereitet oder sehr nervös zu sein. Sie stotterten, verhaspelten sich, und vergaßen ihren Text, den Kelly immer wieder geduldig vorsagte.
    Und das Seltsamste: auch Helena Darraz wirkte nervös. Zwar deklamierte sie ihren Text fehlerfrei, aber dabei stakste sie wie ein Storch über die Bühne, warf theatralisch ihren Schal über die Schulter zurück, fuchtelte mit den Armen und sprach entweder zu leise oder übertrieben laut.
    »Oh nein, Reginald, da hast du dich verrechnet! Keiner meiner Eben ist es wert, auch nur einen Cent meines Vermögens zu bekommen! Ich hinterlasse alles dem Tierschutzverein – oder nein, ich habe eine bessere Idee! Der Einzige, der sich hier in den letzten Tagen wie ein normaler Mensch benommen hat, ist der Gärtner! Er soll –«
    »Aber Tante Eusebia«, stotterte ›Reginald‹. »Das kannst du nicht tun! Lass uns noch einmal darüber reden! Verzeih mir!«
    »Nein!«, donnerte ›Miss Challenger‹. »Dies kann ich dir nicht verzeihen!«
    »Lieber Himmel«, wisperte Bob. »Das ist ja grauenhaft! Können wir bitte rausgehen?«
    Justus antwortete nicht. Er saß kerzengerade auf seinem Sitz und starrte wie hypnotisiert nach vorne.
    Wenig später vergaß Janice zum sechsten Mal ihren Text und erlitt einen Weinkrampf, und die Probe wurde abgebrochen. Als Helena Darraz die Bühne verlassen wollte, trat Morton ihr in den Weg. »Verzeihen Sie«, sagte er in seiner untadeligen britischen Höflichkeit. »Darf ich ein Autogramm haben?«
    Die Diva zögerte. »Ich habe nichts zu schreiben bei mir.«
    »Aber ich.« Morton zauberte einen edlen Füllhalter aus der Brusttasche und eine weiße Karte aus der Jackentasche. Er war offenbar bestens vorbereitet.
    »Was soll ich schreiben?«
    »Schreiben Sie: Für Morton. Helena Darraz. Genau wie beim letzten Mal.«
    Sie zuckte zusammen. »Sie – Sie haben schon ein Autogramm von mir?« Fast Hilfe suchend schaute sie sich im Zuschauerraum um, aber die Schauspieler waren schon weg, nur die Putzfrau fegte in einer Ecke herum.
    »Ja. Ich habe Sie vor fünf Jahren im London Theater gesehen. Im Hamlet . Ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Kunst.«
    » Hamlet ? Vor fünf Jahren? Das ist unmöglich. Es muss King John gewesen sein. Ich habe Lady Elinor gespielt.«
    »Natürlich. Verzeihen Sie.« Morton hielt ihr Stift und Karte hin. Fast widerwillig nahm sie beides entgegen, schrieb ein paar Worte auf die Karte und gab sie ihm zurück. »So. Zufrieden?«
    »Gewiss, Madam. Vielen Dank.« Morton betrachtete die Karte, steckte den Stift ein, drehte sich um und kam zu den drei ??? herüber. Kelly folgte ihm.
    »Das ist unfair«, beklagte sich Peter grinsend. »Jetzt haben Sie zwei Autogramme und wir keins.«
    Aber Morton lächelte nicht. »Braucht ihr mich heute noch?«
    »Hm, wahrscheinlich nicht«, sagte Justus. »Warum?«
    »Weil ich gerne nach Hause fahren und etwas überprüfen möchte.«
    »Kein Problem«, sagte Bob. »Wir passen bestimmt alle vier mühelos in Peters MG.«
    »Das tun wir nicht!«, sagte Kelly. »Das geht nur, wenn einer von uns sich quer über die beiden anderen legt, und bei aller Liebe – das tue ich mir nicht an!«
    Das entlockte Morton nun doch ein Lächeln. »Wenn du möchtest, kann ich dich nach Hause fahren«, sagte er, und Kellys finsteres Gesicht hellte sich sofort auf. »Wirklich? Im Rolls-Royce? Wunderbar! Wer braucht schon so einen alten MG? Tschüs, ihr drei, fröhliches Ermitteln! Wir sehen uns später, Peter!«
    Sie verschwand mit Morton. »Toll«, brummte Peter. »Abserviert durch einen Rolls-Royce. Frauen!«
    »Was ist nur mit Morton los?«, rätselte Bob.

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