Das Geheimnis der Gesundheit
Freude. Langsam anfangen. Mit einer Minute, sofort. Jetzt gleich, im Wohnzimmer. Trippeln. Spüren, dass das gut tut. Und morgen machen Sie ein bisschen mehr. In spätestens einem halben Jahr sind Sie dann bei den wertvollen 30 Minuten täglich.
Ähnlich funktioniert das mit anderen negativen Gefühlen und Ängsten. Ganz langsam und stetig mit einem Schritt gegen die Angst ein neues Gefühl erzeugen, das das alte ersetzt. Funktioniert bei Neid, Missgunst, Wut...
Sigmund Freud und die Couch
Professor Dr. Pyles von der Harvard University ist der Meinung, den Ärzten fehle jedes Verständnis dafür, dass Sport »in irgendeiner Hinsicht nützlich sein könnte«, und erklärt zur Heilkraft des Sports: »Ich denke, dass dieser Punkt wahnsinnig unterschätzt wird. Insbesondere in der Psychiatrie.«
Professor Pyles führt dies auf die Grundprinzipien der Freudschen Psychoanalyse zurück. Denn etwas zu tun, damit man nicht über seine Emotionen sprechen muss, eine Ausweichhandlung also, wird negativ, als »Ausagieren« betrachtet.
Das sei der Ursprung der Psychiatercouch. Dahinter stehe nämlich die Idee, jede Bewegung zu unterbinden. Und damit die Emotionen zu zwingen, sich verbal, mündlich, auszudrücken. Aus dieser Sicht der Psychiater ist Sport also das klassische Beispiel für »ausagieren«. Also mit unseren Emotionen körperlich statt verbal umzugehen. Und Ausagieren ist nicht gewünscht. Sport ist nicht erwünscht.
Wissen Sie, wer Professor Pyles ist? Das ist der Präsident der American Psychoanalytic Association. Kluger Mann.
Vielleicht gehen Sie erst laufen, dann überlegen Sie sich, zu wem Sie sich da auf die Couch legen. Nur zu einem Läufer, bitte...
GEHEIMNIS GESUNDHEIT
Laufen statt Psychopillen
Hört man manchmal, liest man in der Zeitung: »Burn-out-Syndrom«, »Midlife-Crisis«, »Klimakterium virile« (die Wechseljahre des Mannes) und »Sissi-Syndrom«. Typische Modekrankheiten. Sind alles Verwandte der Depression. Und sie gehen alle auf eine gemeinsame Ursache zurück: eine Störung des Hirnstoffwechsels. Die genetische Veranlagung zur Depression haben viele Menschen. Die meisten gehen munter und unbeschwert durchs Leben. Erst wenn diese Menschen unter starken Stress geraten, bricht die Depression aus. Ein Neuro-Teufelskreis: Während sich im synaptischen Spalt nicht genügend vom Gute-Laune-Hormon Serotonin tummelt, überschwemmen Stresshormone das Gehirn. Wie schützt man sich vor einer Depression? Indirekt, indem man aktiv dem Stress vorbeugt. Und Sie kennen ja mein favorisiertes Anti-Stress-Rezept: Magnesium plus Bewegung. Schon ein 30- bis 60-minütiges Training, drei- bis viermal die Woche, wirkt genauso gut wie eine medikamentöse Therapie.
Wer Beine hat, soll... laufen!
Wenn ein Drittel der Deutschen, also jeder Dritte von uns, einmal im Leben von Depressionen überfallen wird, sollte man eigentlich häufiger davon lesen. Erfahrungsberichte.
Leidensstorys. Die sind aber eher selten. Depressive trauen sich nicht. Genau das ist ja ihre Krankheit. Sind niedergedrückt, beschämt, versuchen zu verdrängen, versuchen »dennoch zu funktionieren«. Wie Robert Enke.
Sie glauben gar nicht, wie viele Briefe ich in den letzten Tagen bekommen habe. Wie viele Menschen sich bitterlich beklagt haben über »Experten«, die ihnen eingeredet haben, die Ursache ihrer Depression sei eine zu strenge Mama im fünften Lebensjahr. Eingeredet hätten, bis sie es geglaubt haben. Und bis sie noch verzweifelter wurden, weil man »das ja jetzt nicht mehr ändern könne«. Ich nenne das Voodoo.
Es geht aber auch anders. Es gibt offenbar Mitmenschen, die der Depression durch Eigeninitiative entkommen sind. Darf ich?
»Vor zwei Jahren, nach einem Lebensschlag, war ich beim Psychologen. Aber nach fünf Sitzungen war ich soooo durcheinander und ging’s mir nicht besser, dass ich diese Sitzungen abgebrochen habe, mehr Eiweiß gegessen habe und Tryptophan, ein kluges Buch gelesen habe und trotz Depression (keine Lust) mich gezwungen habe zu laufen.
Und? Es hat geholfen! 30 Minuten habe ich geschimpft, und die restlichen 30 Minuten war ich schon befreit! Und das Ganze jeden Tag, bis ich endlich auch die ersten 30 Minuten nicht geschimpft habe und mich gefreut habe, dass ich Beine habe und laufen kann.«
Bewundernswert. Laufen ist ja tatsächlich ein von der Medizin anerkanntes Antidepressivum. Wirkt aber eben erst
dann, wenn Sie vorher die richtigen Moleküle gegessen haben, die dann durch das Laufen stimuliert und
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