Das Geheimnis der Götter
Aussicht, dich zu verhören, hat meinen
Gesundheitszustand deutlich verbessert. Die Tänzerin Olivia, das Haus des Kaufmanns Bel-Tran – sagt dir das etwas?«
»Nein, gar nichts!«
»Und die Klage des Speicherverwalters aus dem Dorf Blühender Hügel auch nicht?«
»Oh, das war ein Irrtum… ein Irrtum der Verwaltung!«
»Du redest schon noch, mein Junge!«
»Ich kann nicht, dann bringen sie mich um!«
»Ich will aber reden«, beschloss der Handwerker mit dem geschwollenen Gesicht aus Angst vor Sobek dem Beschützer und seinem Dutzend Männern, die die Werkstatt durchsuchten. Bestimmt war es besser, zu gestehen und den Wesir um Nachsicht zu bitten, indem man die Hauptlast auf diesen gefährlichen Säufer schob, der ihn eben beinahe umgebracht hätte.
Angesichts der Enthüllungen seines Helfershelfers musste auch Gergu auspacken.
Er gestand seine Übertritte, flehte die Behörden um Vergebung an und weinte heiße Tränen.
»Der wahre Schuldige ist Medes.«
»Der Sekretär des Königlichen Rates?«, fragte Sobek erstaunt.
»Ja, er hat mich in der Hand und hat mich gezwungen, für ihn zu arbeiten.«
»Diebstahl, Handel und Hehlerei von Waren unter dem Namen Bel-Tran?«
»Er wollte sehr reich werden.«
»War er auch in die Geschichte mit der Tänzerin Olivia verwickelt?«
»Ja, selbstverständlich!«
»Habt ihr beide, du und dein feiner Herr, mit den Widerständischen zu tun?«
Gergu zögerte kurz und sagte dann: »Er vielleicht, ich auf keinen Fall!«
»Hast du denn nicht deine Seele an den Propheten verkauft?«
»Nein, nein. Wie Ihr verabscheue ich ihn auch, ich…«
Gergus rechte Hand ging in Flammen auf – ein grauenhafter Schmerzensschrei drang aus seiner Kehle. Dann verkohlten sein Arm, seine Schulter und sein Kopf.
Sobek und seine Leute waren von diesem Anblick so entsetzt, dass sie nicht rechtzeitig eingriffen.
Gergu verbrannte bei lebendigem Leib und zerfiel vor ihren Augen zu Asche.
Gua hatte beschlossen, seine Entdeckungen Senânkh mitzuteilen, der ihn auf der Stelle zum Wesir begleiteten wollte.
»Sobek ringt doch mit dem Tod«, erinnerte ihn der Arzt.
»Man hat mich nicht zu ihm gelassen.«
»Seine Genesung unterliegt allergrößter Geheimhaltung.«
Also berichtete Gua dem ersten Minister kurz und bündig, was er erfahren hatte.
»Mit Hilfe der Fälschungen seiner Frau wollte Medes mich verleumden und Sehotep ganz rechtmäßig aus dem Weg räumen«, folgerte Senânkh. »Außerdem hatte er den Plan, den Königlichen Rat zu vernichten.«
»Darüber hinaus ist er auch ein Dieb und vermutlich ein Verbündeter der Aufständischen«, ergänzte der Wesir. »Ihr dürft darüber kein Wort verlauten lassen, Gua. Du, Senânkh, berichtest dem hohen Gericht sofort von der Aussage des Arztes. Hier hast du den von mir besiegelten schriftlichen Befehl, Sehotep in die Freiheit zu entlassen.«
Sobek bedauerte zutiefst, dass er aus dem so abrupt beendeten Verhör des Gergu und der Befragung des Handwerkers nur wenig neue Hinweise erhalten hatte. Von Medes erhoffte er, mehr zu erfahren – über die Aufständischen in Memphis und ihre Mitverschworenen in Abydos.
MONAT KHOIAK
Zehnter Tag (29. Oktober)
MEMPHIS
Schon morgen würde Medes Herr über Memphis sein. Die gesamten widerständischen Gruppen sollten zum Angriff auf den Königspalast, die Arbeitsräume des Wesirs und die Hauptkaserne stürmen. Es gab nur eine einzige Anweisung: Angst und Schrecken verbreiten. Keine Gefangenen, sondern sofortige, ausnahmslose Hinrichtungen, auch Kinder und Frauen sollten niedergemetzelt werden.
Die führungslosen Sicherheitskräfte würden nur schwachen Widerstand leisten und bald aufgeben.
Dann wollte Medes den Libanesen aufsuchen und ihn, anstatt zu beglückwünschen, eigenhändig erwürgen. Man würde annehmen, der Fettsack hätte sich vor Freude über den Sieg zu Tode gefressen.
Nachdem er die Königin, den Wesir, Sehotep und Senânkh beseitigt hatte, wollte sich Medes selbst zum Pharao krönen und ganz Ägypten beherrschen, in dem der Prophet seinen wahren Glauben verbreitete.
Schließlich musste er auch noch diesen versoffenen Gergu loswerden und seine verrückte Frau, die seit Guas letztem Besuch nur noch zu schlafen schien – immerhin war es endlich ruhig im Haus!
Ungewohnte Geräusche störten diese Stille: ein erstickter Schrei, eine Tür fiel ins Schloss, eilige Schritte. Dann war es wieder ruhig.
Medes rief nach seinem Hausverwalter.
Keine Antwort.
Vom Fenster seines Arbeitszimmers
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