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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Soldaten, die das Haus des Lebens bewachten, Essen bringen.
    Ein Offizier versperrte ihr den Weg.
    »Hast du eine besondere Genehmigung?«
    »Nein, aber ich komme immer…«
    »Neue Anweisungen. Geh wieder dahin zurück, wo du herkommst.«
    Bina schenkte dem Mann ihr schönstes Lächeln.
    »Soll ich etwa die Brote und das andere alles wegwerfen?«
    »Soll ich dich etwa verhaften?«
    Die hübsche dunkelhäutige Frau ging und stellte ihre Last auf einen der Altäre in Sesostris’ Tempel der Millionen Jahre, in dem Bega gerade Dienst hatte.
    Der Priester vergewisserte sich erst, ob sie auch niemand belauschen konnte. »Der Kahle hat alle ständigen Priester zusammengerufen«, berichtete er. »Nach den Ritualen, die wir hier vollziehen müssen, und den Liedern, die wir singen sollen, gibt es dafür nur eine Erklärung: Im Haus des Lebens vollzieht sich eine Verwandlung.«
    »Was ist dazu nötig?«
    »Die Teile vom Körper des Osiris und Gerste, die zu Gold wird. Und vielleicht… Nein, das ist ganz undenkbar! Du kannst einfach nicht Recht haben. Iker ist tot, richtig tot! Und niemand kann ihn ins Leben zurückholen. Obwohl, wenn man an Imhotep denkt… Aber mit ihm kann man diesen
    Königlichen Sohn nicht vergleichen! Außerdem ist ein derartiger Versuch von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
    »Sesostris hat aber doch eine neue versiegelte Schale aus Medamud mitgebracht?«
    Bega wurde unruhig.
    »Kannst du das Haus des Lebens betreten?«, fragte ihn Bina.
    »Leider nein. Nur der Pharao, der Kahle, Isis und Nephthys dürfen hinein.«
    Schon wieder dieses verfluchte Weib, dachte die einzige Gattin des Propheten zornig.
    Entweder sie redet, oder sie muss sterben.

    MONAT KHOIAK
    Siebter Tag (26. Oktober)
    ABYDOS

    Das erste Viertel des aufgehenden Mondes leuchtete am nächtlichen Himmel und öffnete den Weg für Re, das göttliche Licht, das mächtiger ist als die Finsternis und verborgen im Innersten von Geist und Stoff.
    Voller Angst erwartete Isis diesen Augenblick. Würden die drei Osiris unter dem verbindenden Einfluss der beiden großen Himmelslichter – der Sonne des Tages und der der Nacht –
    sich im Einklang entwickeln?
    Der mineralische und metallische Osiris stärkte sich, vor den Blicken der Menschen geschützt, im Inneren der Himmelskuh. Genährt vom Licht der Sterne gingen die einzelnen Teile von Osiris’ Körper eine feste Verbindung ein.
    Der pflanzliche Osiris war Zeuge und Beweis dieser heimlichen Entwicklung.
    Ein erstes Samenkorn war aufgegangen.
    »Hab Vertrauen«, sagte Isis leise zu Iker, »alle Bedingungen für die Entstehung eines neuen Lebens sind erfüllt. Von nun an bist du mit den zwei Formen der Ewigkeit vereint – dem Augenblick der Verwandlung und dem der natürlichen Kreisläufe. Jetzt wird das Haus des Lebens wirklich zum Goldenen Haus.«
    Draußen vor dem Gebäude feierte der Pharao zusammen mit den Seelen der verstorbenen und auferstandenen Könige ein Festmahl, zu dem auch der Kahle und die ständigen Priester und Priesterinnen geladen waren. Sie aßen vom ka der Mastrinder und einem Brot aus Akazienmehl, das aus dem Land der Glückseligen stammte, in dem die Götter schlemmten.
    Anschließend brachte Sesostris den drei Osiris ihre Speisen, aus denen diese die wesentlichen Bestandteile der geweihten Nahrung ziehen sollten.
    Im Verein mit den beiden anderen konnte der Osiris Iker dann nach und nach die Zwischenwelt verlassen.
    Der Vorgang verlief zwar nach Plan, aber die wichtigsten Schritte und größten Gefahren standen ihnen noch bevor.
    »Ikers Tod verliert an Boden und beginnt sich zu wandeln«, erklärte der Pharao. »Diese erste Stufe ist dennoch nicht entscheidend. Dem metallischen Osiris fehlt es noch an Zusammenhalt und Stärke. Zwischen den drei Formen des Großen Werkes darf es aber keine Verschiebungen geben. Wie ein Feuer erwärmt ihn deine Liebe, Isis; ohne sie würden die Lebenskräfte zerfallen. Und nur deine Liebe kann, weil sie nicht von dieser Welt ist, das Schicksal besiegen, das der Prophet ihm bestimmt hat.«
    Ohne Unterlass sprach Isis die Worte zur Verwandlung in Licht.
    Dann erschien der Pharao mit einer Anubis-Maske und schloss das Tor zum Himmel auf, das in strahlend weißen Kalksandstein gemeißelt war.
    Nun konnte das Weltall das Goldene Haus mit seinen Kräften erfüllen.
    Sie waren für den Fortgang der Verwandlung unerlässlich, stellten aber auch eine ernste Gefahr dar.
    Würde der Osiris Iker ihrem Angriff standhalten?

    MONAT KHOIAK
    Achter

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