Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Gesicht in Ockergelb und seine Kinnbacken in Türkis. Sie zeichnete ihm Augen und gab ihm die beiden Osiris-Zepter in die Hand, ehe sie ihn dem Sonnenlicht aussetzte.
    Ikers Gesicht verfärbte sich entsprechend.
    Da zeigte ihm Anubis fünf Weihrauchkörner.
    »Höre auf zu schlafen, wach auf. Das Goldene Haus formt dich neu wie einen Stein, den ein Bildhauer verändert.«
    Isis nahm die beiden Maat-Federn, die ihr der Wanderer aus der Stadt Djedu gegeben hatte. Sie verströmten Kraftwellen, die für den Zusammenhalt des Weltalls sorgten.
    »Ich öffne dein Gesicht«, sagte Anubis. »Deine Augen führen dich durch die düsteren Gegenden, und du wirst den Herrn des Lichts sehen, wenn er über das Himmelsgewölbe schreitet.«
    Er nahm das Querbeil aus himmlischem Metall, die »Große der Magie«, und berührte mit seiner Spitze ganz sacht Ikers Lippen.
    Da floss wieder Blut durch seine Lippen.
    Das rote Werk war soeben vollendet.

    MONAT KHOIAK
    Vierundzwanzigster Tag (12. November)
    ABYDOS

    Die Entwicklung des pflanzlichen Osiris und die ersten Lebenszeichen des Osiris Iker bewiesen, dass der mineralische und metallische Osiris erwartungsgemäß wuchs. Der göttliche Körper bildete sich neu, und sein Zusammenhalt wurde von Tag zu Tag deutlicher. Der verehrungswürdige Stein passte sich den vielfältigen Verhältnissen von Geist und Stoff an und erfüllte seine Aufgabe als Verwandler.
    Wie gern hätte Isis Iker umarmt und geküsst! Aber damit hätte sie den winzigen Hoffnungsschimmer zerstören können, den es dank des großen roten Werkes gab. Dieser lichte Körper, der aus der Leblosigkeit erwacht war, musste von jeder menschlichen Berührung rein bleiben und würde sich erst nach weiteren gefährlichen Prüfungen wieder bewegen können.
    Die Felsen aus den Steinbrüchen luden Kraft auf, der Kessel des Roten Gebirges füllte sich mit Macht. Bald würde der Prophet über eine schreckliche Waffe verfügen.
    Isis musste an Sesostris denken.
    Würde es ihm noch einmal gelingen, den Sieg in einem so ungleichen Kampf zu erringen? Reichten die Klugheit, der Mut und die Magie des Pharaos für den Propheten? Vielleicht verlor Isis morgen auch noch ihren Vater. Und wenn der König am dreißigsten Khoiak nicht da sein würde, um das Große Werk zu vollenden, konnte Iker nicht ins Leben zurückkehren. An diesem Tag, an dem das Zeichen der Auferstehung in der Einbalsamierungswerkstatt begraben wurde, wickelte Isis die kleine Statue des Sokar in neue Bänder, schloss sie in eine Truhe aus Sykomorenholz und stellte sie dann auf Zweige dieses Baums – die Sykomore ist das irdische Heim der Himmelsgöttin.
    Sieben Tage lang, von denen jeder für einen Monat stand, erlebte das Bild nun eine Vorbereitung, die Stoffliches und Weltall verband. Das geschah zu Ikers Nutzen, der aus dem Schoß seiner Großen Mutter wiedergeboren werden sollte. Als Nephthys gerade mit einem roten Stoff hantierte, riss ihn ihr die Schwester aus der Hand und warf ihn auf den Boden. Der Stoff entzündete sich, und eine Flamme bedrohte die Mumie.
    Mit dem Wasser des Nun aus der goldenen Schale beseitigten sie die Gefahr.
    »Das war bestimmt ein Angriff des Propheten«, meinte die Oberpriesterin von Abydos. »Auf dem Umweg über Seths Zorn wollte er diesen Stoff stehlen und das Werk zerstören.«
    »Weiß er denn, was hier geschieht?«, fragte Nephthys voller Angst.
    »Sein Gehilfe hält ihn auf dem Laufenden. Aber weder er noch sein Herr werden in das Goldene Haus gelangen, weil ich seinen Schatten zerstört habe.«
    »Morgen müssen wir hier heraus und uns den Kämpfern von Seth stellen«, erinnerte sie Nephthys. »Die Mumie braucht unbedingt die Kraft dieses Gottes. Ich rechne mit dem Schlimmsten. Sollte es dem Handlanger des Propheten gelingen, diese Kraft für seine Zwecke zu nutzen, wird Iker tödlich getroffen.«
    »Wir haben keine Wahl.«

    Bega frohlockte, weil der Kahle seine Vorschläge angenommen hatte.
    Bei dem Kampf zwischen den Kriegern von Horus und denen von Seth am morgigen Tag wollte er den Diener des ka letzteren zuteilen. Entweder handelte er dann selbstständig, oder seine möglichen Verbündeten mussten endlich ihr wahres Gesicht zeigen.
    Bega wollte so heldenhaft sein und in der Nähe des Hauptverdächtigen bleiben, ihn daran hindern, Schaden anzurichten, und die Wachen beim geringsten Verdacht, die Osiris-Mumie könne in Gefahr sein, warnen.
    In Wahrheit würde Bega beim ersten Halt der Prozession Isis ermorden, die Mumie zerstören und

Weitere Kostenlose Bücher