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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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machte ihm diese Erklärung Angst.
    »Willst du lieber unwissend bleiben?«
    »Nein, aber es geht alles so schnell! Vorher habe ich mich vor Ungeduld verzehrt, heute hätte ich gern mehr Zeit, viel mehr Zeit, um jeden einzelnen Schritt genießen zu können.«
    »Der Monat Khoiak rückt näher, und du sollst stellvertretend für den Pharao die Ritualfeier der Mysterien des Osiris leiten.«
    »Kann ich das denn überhaupt?«
    »Damit bringst du deinen Auftrag zu Ende. Der Rest spielt keine Rolle.«
    Wieder einmal führte sie ihn.
    Ihre Kenntnis der geheimen Orte von Abydos wurde zu seiner – wie zuvor sie ging nun auch Iker die Wege des Feuers, des Wassers und der Erde, durchschritt die sieben Pforten und sah die Barke von Maat.
    In diesen geweihten Stunden waren Isis und Iker nur mehr ein einziges Wesen, sahen dasselbe Licht mit denselben Augen.
    Für immer waren sie nun Mann und Frau, Bruder und Schwester.
    Ihr Bund wurde am geheimnisvollsten Ort von ganz Abydos geschlossen, am Grab von Osiris, das unter einem Hügel lag, der mit Akazien bewachsen war.
    Die Siegel, die der ständige Priester, der für diese Aufgabe verantwortlich war, täglich überprüfte, verschlossen den Eingang zum allerletzten Heiligtum, in dem der Ermordete seine Auferstehung vorbereitete.
    Allein der Pharao durfte diese Siegel brechen und das Innere dieser ewigen Ruhestätte betreten, die Urform aller anderen war.
    »Hier befindet sich das Urgefäß«, erklärte die junge Priesterin. »Es enthält das Geheimnis ewigen Lebens, das keinen Tod kennt. All die vielen Daseinsformen auf unserer Erde stammen von ihm ab. Und deshalb bleibt es bei Osiris.«
    »Ist das nicht auch das Geheimnis des Goldenen Kreises?«
    »Bald bist du am Ziel deiner Reise, Iker. Obwohl kein Mensch dieses Gefäß beschädigen oder öffnen darf, muss sein Geheimnis dennoch enthüllt und weitergereicht werden – das Gefäß muss aber unversehrt bleiben. Wenn das Goldene Haus dich als wahrhaftigen Mensch anerkennt, wenn es dir Augen, Ohren und Mund öffnet und dein Herz ein reiner, makelloser Behälter ist, um das Geheimnis aufzunehmen, dann wirst du es wissen.«
    Er wollte die Angst loswerden, dieses unwürdige Gefühl. Er, der Schreiberlehrling aus Medamud, gelangte bald in den geistigen Mittelpunkt Ägyptens, erlebte unvorstellbares Glück und war dabei, seine Ziele zu verwirklichen. Würde er auch noch auf diese letzte Stufe gelangen und diese äußerste Schwelle übertreten, was wahrscheinlich seine Kräfte übertraf?
    Iker fegte seine Ängste beiseite, verachtenswerte Flucht-und Rückzugsversuche angesichts eines Schicksals, das Isis ihm vorzeichnete.
    Jetzt und hier unten musste er dieses Mysterium leben, dessen Quelle sie ihm zeigte. Wollte er sich ihrer würdig erweisen, musste er sich nun ins Unsichtbare stürzen – wie der Ibis des Gottes Thot mit seinen riesengroßen Flügeln, der durch die Dämmerung schwebt, um das Licht des kommenden Morgens zu gewinnen.
    »Bereit zu sein, will noch nicht viel sagen«, meinte Iker. »Ich kann nur vorwärts gehen und werde dir bis ans Ende der Nacht folgen.«
    Ein seltsames Schimmern durchdrang das Halbdunkel.
    »Das Goldene Haus beginnt zu strahlen«, sagte Isis. »Es erwartet dich.«

    8

    Medes war sich ganz sicher: Er wurde verfolgt.
    Nachdem sich seine Frau mit einem Schlafmittel betäubt hatte und seine Dienstboten schlafen gegangen waren, hatte Medes mitten in der Nacht sein stattliches Haus in Memphis verlassen, um den Libanesen aufzusuchen. Vorsichtshalber nahm er jedes Mal, wenn er zu ihm ging, einen anderen Weg, tat so, als würde er planlos umherirren, entfernte sich von seinem Ziel, wenn er es gerade beinahe erreicht hatte. Bis jetzt hatte es nie einen Zwischenfall gegeben. Weil Medes sehr misstrauisch war, trug er bei dieser Gelegenheit immer einen weiten Umhang und eine Kapuze über dem Kopf. In diesem Aufzug würde den Sekretär des Königlichen Rates sowieso niemand erkennen.
    Obwohl es sehr gefährlich war, musste er den Libanesen treffen und sich über den neuesten Stand der Dinge unterrichten lassen.
    Angesichts seiner großen Vorsicht und des Übermaßes an Sicherheitsvorkehrungen gab es nur eine Erklärung: Sobek der Beschützer ließ ihn rund um die Uhr überwachen. Betraf das nur ihn, oder galt diese Maßnahme für alle Würdenträger? Da Medes diese Frage nicht beantworten konnte, rechnete er mit dem Schlimmsten: War er schließlich zum Hauptverdächtigen geworden?
    Dabei hatte er keinen einzigen

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