Das Geheimnis der Götter
hatte.
Wie konnte eine Frau nur so schön sein?
Wenn er erst an der Macht war, würde Gergu sie zu seiner Sklavin machen. Dann müsste sie ihm jede noch so abwegige Befriedigung seiner Triebe erfüllen. Diese Erniedrigung konnte dem Propheten eigentlich nur gefallen.
»Isst dein Freund mit uns zu Abend?«, fragte Isis.
»Ja, natürlich«, antwortete Iker.
Gergu lächelte dümmlich. Hungrig und durstig wie er war, gab er bestimmt einen unterhaltsamen Tischgenossen ab –
vorausgesetzt das Gespräch drehte sich nur um
Belanglosigkeiten.
»Triffst du dich häufig mit anderen zeitweiligen Besuchern von Abydos?«, wollte der Königliche Sohn wissen.
»Nein, sehr selten! Ich beschränke mich eigentlich darauf, den ständigen Priestern die Waren zu liefern, die sie bei mir bestellen.«
»Hast du verschiedene Auftraggeber?«
»Nein, es handelt sich immer um Bega.«
»Das ist ein sehr herrischer und strenger Priester… Bei ihm kannst du dir wohl kaum einen Fehler erlauben.«
»Deswegen begehe ich auch keinen!«
»Kennst du noch andere ständige Priester, Gergu?«
»Nein, natürlich nicht! Ich muss zugeben, Abydos macht mir ein bisschen Angst.«
»Warum hörst du dann nicht mit dieser Arbeit auf?«
Gergu schnürte es die Kehle zu.
»Nun, mein Beruf, das Bedürfnis zu helfen und… Na, du weißt schon. Schließlich bin ich nur ein einfacher Besucher hier…!«
»Ist dir vielleicht irgendetwas Ungewöhnliches oder Beunruhigendes aufgefallen?«
»Nein, nichts, bestimmt nicht. Beschützt denn nicht Osiris diesen Ort vor jedem bösen Zauber?«
»Hat Bega vielleicht einmal etwas Unerwartetes oder sogar Anstößiges von dir verlangt?«
»Nein, niemals! Für mich ist er ein Ebenbild von Rechtschaffenheit. Ich möchte morgen sehr früh aufbrechen, deshalb würde ich gern bald schlafen gehen. Vielen Dank noch einmal… das Essen war ausgezeichnet!«
Als Gergu zu seinem Schiff zurückging, fiel ihm plötzlich auf, dass Isis die ganze Zeit geschwiegen hatte. Aber was spielte das schon für eine Rolle, nachdem er sich so geschickt aus der Schlinge gezogen hatte.
Nach einer Nacht voller Albträume war Gergu sehr erfreut, als er die Dienerin mit Milch und Gebäck kommen sah. Binas finstere Miene machte diese Zuversicht aber sogleich zunichte.
»Du hast gestern bei Iker zu Abend gegessen. Was wollte er von dir?«
»Wir sind befreundet.«
»Er hat dich doch bestimmt mit Fragen bestürmt?«
»Mach dir keine Sorgen, ich habe mich sehr gut geschlagen. Iker hat keinen Verdacht.«
»Was wollte er wissen, und was hast du geantwortet?«
Gergu wiederholte für sie das Gespräch, wobei er seine Rolle etwas schönfärbte. Am liebsten hätte er dieses argwöhnische Weib erwürgt, doch das hätte ihm der Prophet nie verziehen.
»Sieh zu, dass du so schnell wie möglich wieder in Memphis bist, und komme nur auf ausdrücklichen Befehl unseres Herrn hierher zurück.«
Bina kniete nieder und umschlang die Beine des Propheten.
»Der Königliche Sohn verdächtigt Gergu, in eine zwielichtige Angelegenheit verstrickt zu sein«, erzählte sie.
»Er weiß noch nicht, worum es sich handelt und wie er damit umgehen soll.«
»Sehr gut, mein Herz.«
»Stellt Gergu nicht eine Gefahr für uns dar?«
»Im Gegenteil, er lockt unsere Feinde nach Memphis, also zu Medes. Weder er noch sein Handlanger gehören dem wahren Glauben an. Beide denken nur daran, wie sie an noch mehr Vorrechte und Gewinne kommen können, und versuchen uns dafür zu benutzen.«
Bina lächelte böse. »Müssen sie diesen Fehler nicht mit dem Leben bezahlen?«
»Alles zu seiner Zeit.«
Bina nahm sich zusammen. »Iker weiß jetzt von der Verbindung zwischen Gergu und Bega! Sollte er den Priester festnehmen, verlieren wir dann nicht einen unserer wichtigsten Leute?«
»Das wird Iker nicht tun. Bega ist ein Meister der Heuchelei, er wird Iker beschwichtigen. Außerdem lebt der Königliche Sohn nicht mehr lange.«
Die schöne Frau schmiegte sich an ihren Herrn.
»Ihr habt alle weiteren Schritte geplant, nicht wahr?«
»Wäre ich sonst der Prophet?«
Iker wollte das Urteil, das Isis über Gergu abgegeben hatte, nicht aus dem Sinn gehen: »Gergu ist ein durch und durch schlechter Mensch.«
Auch wenn er den Oberaufseher über die Getreidespeicher nicht besonders schätzte, hielt Iker ihn doch eher für einen harmlosen, aber angenehmen Lebemann.
Seine Frau hatte bei dem Abendessen nichts gesagt, sondern die ganze Zeit ihren Gast beobachtet und auf seine Worte und
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