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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Gesten geachtet.
    Mit ihrem Urteil hatte sie Ikers Gutgläubigkeit bloßgestellt. Da er keinen Augenblick an der Hellsicht seiner Frau zweifelte, musste sich der junge Mann nun also einfältige Kurzsichtigkeit zum Vorwurf machen. Ganz offensichtlich schmeichelte ihm Gergu nur, um sich Ikers Wohlwollen zu sichern und in der Rangfolge weiter nach oben zu gelangen. Verbargen sich hinter dieser niederen Gesinnung etwa finstere Pläne? War dieser ungehobelte Kerl zum Anhänger des Propheten geworden?
    Diese Vermutung erstaunte Iker, weil sich Gergu seiner Ansicht nach wie ein Liebhaber der Fleischeslust benahm und sich wohl kaum für spitzfindige Glaubensfragen erwärmen konnte. Und trotzdem hatte Gergu mit Bega zu tun, diesem kalten, strengen Mann, der so in seinem Wissen aufging – und der so anders war als Gergu! War das einfach nur Zufall oder aber eine Verschwörung?
    Bega ein Gehilfe des Propheten? Unvorstellbar! Sein schroffes Wesen und seine Hässlichkeit rechtfertigten solche Anschuldigungen nicht. Aber immerhin traf sich Gergu regelmäßig mit ihm!
    Nachdenklich machte sich Iker auf den Weg zur Treppe des Großen Gottes. Vielleicht konnte er sich an diesem friedlichen Ort eine abschließende Meinung bilden.
    Als er die Gefahr witterte, war Shab der Krumme sofort auf der Hut. Er bog einen Zweig der Weide zur Seite, die den Eingang der Kapelle verdeckte, in der er sich versteckte, und erblickte Iker.
    Der Schreiber kam langsam auf ihn zu.
    Wie hatte ihn dieser verdammte Schnüffler nur entdecken können? Offenbar war er allein und unbewaffnet – ein tödlicher Fehler und eine unverhoffte Gelegenheit! Wenn er so unvorsichtig war, sollte der Königliche Sohn diesen dummen Leichtsinn teuer bezahlen.
    Shab griff nach seinem Messer.
    Iker setzte sich auf ein Mäuerchen, kaum zwanzig Schritte von der Kapelle entfernt.
    Doch leider wandte er Shab nicht den Rücken zu. Und dieser griff seine Opfer nie von vorn an, weil er ihnen dabei nicht ins Gesicht sehen konnte.
    Der Schreiber entrollte einen Papyrus und schrieb ein paar Zeilen, um sie dann gleich wieder durchzustreichen. Ganz offensichtlich suchte er niemanden. Der Königliche Sohn schien damit beschäftigt, seine Gedanken zu ordnen, und hatte anscheinend Mühe, zu einem Entschluss zu kommen. Shab zögerte noch.
    Wenn er jetzt diese unerwartete Gelegenheit nutzte, um Iker zu töten, handelte er dann zur Zufriedenheit des Propheten?
    Nein, nur er, und nicht etwa sein Schüler, durfte den Zeitpunkt bestimmen, an dem der Königliche Sohn sterben musste. Der Krumme verzog sich in die hinterste Ecke seines Verstecks.
    Als er seine Überlegungen beendet hatte, entfernte sich der Gesandte von Sesostris wieder.

    In seiner letzten Botschaft an Iker hatte dessen alter Lehrmeister einen Fremden erwähnt, der nach Medamud gekommen war und sich ausgezeichnet mit dem Dorfvorsteher verstanden hatte, diesem bestechlichen Mann, der den Schreiberlehrling hatte loswerden wollen. Ein Fremder… Das konnte nur der Prophet gewesen sein! Ein Drahtzieher und Mörder, der nicht nur Anführer einer Horde von blinden Eiferern war, sondern auch die Verkörperung des Bösen und der gnadenlosen Zerstörungswut, die einzig und allein Maat bezwingen konnte – Sockel der pharaonischen Gesellschaft und Anführer der Gerechten.
    Jetzt erst erkannte Iker den tieferen Sinn seines Lebens und den Grund für die Prüfungen, die er hatte durchmachen müssen: Er hatte sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften an diesem Kampf zu beteiligen und durfte niemals nachgeben. Jeden Tag hieß es, aufs Neue zu beginnen und sich einer zerbrechlichen Welt zu stellen, die kurz vor ihrer Zerstörung stand.
    Seine Liebe zu Isis verlieh ihm überraschende Kraft. Sie bewahrte ihn vor zersetzenden Zweifeln und lähmender Angst. Mit der Ermordung von General Sepi, dem größten Kenner der magischen Formeln, die jedes Ungeheuer abwehren konnten, hatte der Prophet das gewaltige Ausmaß seiner Mächte bewiesen. Woher konnten diese stammen, wenn nicht von isefet, der Gegenspielerin von Maat, die sich von Verderbnis und Vernichtung nährte?
    Isefet aus der Welt der Menschen zu tilgen, war unmöglich. Ob das Große Land von Abydos wohl ihrer zerstörerischen Flut standhalten würde?
    Mit einem Lächeln zerstreute Isis seine düsteren Gedanken.
    »Es ist Zeit, dich auf den nächsten Schritt deiner Einweihung vorzubereiten. Du musst alles über Abydos erfahren.«
    Iker schauderte. Anstatt ihn mit Freude zu erfüllen,

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