Das Geheimnis der Götter
mich vorher davon zu unterrichten und ohne amtlichen Befehl?«
»Das klingt jetzt sehr hässlich, aber alles in allem verhält es sich in etwa so. Und wenn ich an den dicken Fisch denke, der mir da ins Netz gehen soll, möchte ich wirklich nicht dabei gestört werden.«
»Du bist reichlich unverschämt!«
»Mir blieb gar nichts anderes übrig. So kann er mir nicht entkommen.«
»Wie heißt der Fisch?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Wenn du auf meine Unterstützung zählst, versuch nur nicht, mich hereinzulegen.«
»Kommen wir zum aufschlussreichen Teil der Sache: Der Sekretär des Königlichen Rats ist anscheinend in eine zwielichtige Geschichte verwickelt.«
»Was für eine Art von Geschichte meinst du?«
»Das weiß ich wirklich nicht.«
Sobek berichtete von dem Ergebnis von Medes’ Beschattung.
»Das ist allerdings sehr seltsam«, meinte der Wesir, »reicht aber nicht, um Medes der Zusammenarbeit mit den Aufständischen zu verdächtigen.«
»Erlaubst du mir jetzt, dass ich die Nachforschungen fortsetze?«
»Wenn nicht, machst du doch trotzdem weiter. Sei aber sehr, sehr vorsichtig, Sobek. Jemand fälschlich zu beschuldigen, wäre ein schwerer Fehler. Der Sekretär des Königlichen Rates würde darauf sicher heftig antworten und deine Ablösung fordern.«
»Das nehme ich in Kauf.«
Mit schnellen Schritten ging Sekari von einem Viertel von Memphis zum nächsten, durch alle Straßen und zu jedem einzelnen Haus und beendete seinen langen Arbeitstag dann in einem Gasthaus, in dem lebhaft geredet wurde. Um an möglichst viele Hinweise über die Anhänger des Propheten zu gelangen oder auch mit ihnen in Verbindung zu kommen, war er Wasserverkäufer geworden, wie der Aufständische, den man kurz zuvor getötet hatte. Nordwind trug ihm die Wasserschläuche, und Fang bewachte die Ware.
Diese anspruchslose Arbeit war recht einträglich, vorausgesetzt, man erlaubte sich nicht zu lange Mittagspausen. Schwierig war es nur, den Fängen gewisser Hausfrauen zu entkommen, von denen einige sehr verführerisch, andere unerträglich geschwätzig waren.
Aber erfahren hatte er nichts.
Man konnte meinen, die Widerständler hätten die Stadt verlassen.
Da er aber vom Gegenteil überzeugt war, ließ Sekari nicht locker. Der Feind war in Deckung gegangen und verhielt sich ruhig, weil die Eroberung von Memphis für den Sieg über Ägypten unumgänglich war. Der entscheidende Angriff musste hier stattfinden, eines Tages würde ein Haufen blindwütiger Eiferer und Mörder Angst und Schrecken verbreiten. Jeden Morgen ging Sekari zu einem anderen Haarschneider. Durch seine umgängliche Art schenkte man ihm schnell Vertrauen und kam bald mit ihm ins Gespräch. Gejammer, Vorhaben, Familienangelegenheiten, schlüpfrige Geschichten
– alles erzählte man ihm. Aber es gab keinen Ausrutscher, keine Klagen über Sesostris und kein noch so verdecktes Lob des Propheten.
Wenn es noch Aufständische unter den Haarschneidern gab, dann konnten sie sich bestens verstellen.
Die anderen fliegenden Händler schätzten Sekari. Sie tauschten eine Unmenge von Gerüchten aus, rühmten die Verdienste des Pharaos, dem Beschützer der Schwachen und Hüter Maats. Sie litten noch immer unter dem Erlebnis der schrecklichen Anschläge, die Memphis hart getroffen hatten, und hofften nur, dass so etwas nie wieder geschah. Sekari verkaufte seine Ware auch auf dem Hafengelände, wo es viele Fremde gab. Aber keiner von ihnen hatte etwas gegen Sesostris – ganz im Gegenteil. Ihm hatten sie es zu verdanken, dass ihre Arbeit angemessen bezahlt wurde, dass sie anständige Wohnungen hatten und Familien gründen konnten. Einige wetterten gegen allzu strenge Herrn, aber nur ein einziger gab zu, dass er sich nach seiner Heimat Syrien sehnte, wollte Ägypten aber trotzdem nicht verlassen.
Sekari überwand diese neue Enttäuschung und bot seine Dienste nun den Bewohnern der nördlichen Vorstadt an. Als ihm der erbärmliche Zustand seiner Sandalen auffiel, machte sich Sekari auf die Suche nach einem Laden mit guter, preiswerter Ware.
Er wollte gerade auf einen schlafenden Verkäufer zugehen, als Nordwind unvermittelt stehen blieb und Fang drohend zu knurren begann.
Die Warnung seiner beiden Mitarbeiter nahm Sekari durchaus ernst, schließlich hatten sie in der Vergangenheit ihr Können bereits zur Genüge bewiesen.
»Stimmt etwas mit dem Laden nicht?«, fragte er den Esel. Nordwind stellte sein rechtes Ohr auf, und das hieß ja.
»Ist der Mann
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