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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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verdächtig?«
    Das Ohr blieb in der Senkrechten, und der Hund fletschte die Zähne. Auf einmal sah Sekari den Schläfer mit anderen Augen.
    »Wir kehren um«, beschloss er.
    Plötzlich fand er die Stimmung irgendwie bedrückend. Wenn der Händler zu den Widerständischen gehörte, versteckten sich dann vielleicht seine Leute irgendwo hier in der Umgebung?
    Auf der Hut vor einer möglichen Falle entfernte sich Sekari langsam von dem Laden.
    Als ein Fußgänger Wasser von ihm wollte, sah sich Sekari misstrauisch um, aber Hund und Esel blieben ruhig.
    »Ein friedliches Viertel ist das hier«, meinte Sekari. »Hier könnte es einem gefallen.«
    »Wir beklagen uns auch nicht«, sagte der Mann und nahm ein paar Schlucke.
    »Dieser Sandalenverkäufer da hinten… Wohnt der hier erst seit kurzem?«
    »Wie kommst du denn darauf? Den kennen wir schon ziemlich lange! Ein zuvorkommender Bursche. Von der Sorte könnten wir mehr brauchen.«

    9

    Iker hatte die Nacht in Gedanken versunken vor dem Goldenen Haus verbracht, das so hell wie die Sonne strahlte. Umgeben von diesem Licht, das alle Schatten vertrieb, verspürte er keine Müdigkeit. Stunde um Stunde entfernte er sich immer weiter von seiner Vergangenheit mit ihren glücklichen und unglücklichen Geschehnissen, bis es für ihn nur noch Isis gab
    – unwiderruflich.
    Als der Morgen dämmerte, kam der Kahle und setzte sich wie ein Schreiber vor den Königlichen Sohn.
    »Was muss man kennen, Iker?«
    »Das Strahlen des himmlischen Lichts.«
    »Und was lehrt es dich?«
    »Die Formeln der Verwandlung.«
    »Wohin führen dich diese?«
    »Zu den Toren ins Jenseits und auf die Wege, die auch der Große Gott geht.«
    »Welche Sprache spricht er?«
    »Die Sprache der Vogel-Seelen.«
    »Und wer kann ihn verstehen?«
    »Die Besatzung der göttlichen Barke.«
    »Bist du ausgerüstet?«
    »Ich habe mich von allem Metall getrennt und bin im Besitz der Goldenen Palette.«
    »Keiner kann das Goldene Haus betreten, wenn er nicht – wie Osiris – der aufgehenden Sonne ähnlich wird. Willst du ihr Feuer kennen lernen, auch wenn es dich verbrennen könnte?«
    »Ja, das will ich.«
    Zwei Handwerker entkleideten Iker und wuschen ihn mit reichlich Wasser.
    »Es darf keine Spur von Salbe übrig bleiben«, erklärte der Kahle. »Mögen dich Horus und Seth vierfach reinigen.«
    Zwei Ritualisten mit der Maske dieser Götter hielten je zwei Schalen in ihren Händen, aus denen sich eine Energie ergoss, deren funkelnde Teilchen die Gestalt des Lebensschlüssels annahmen.
    »Sei von allem Bösen befreit, das in dir steckt, und entdecke den Weg, der zur Quelle führt.«
    Götter und Handwerker verschwanden.
    Der junge Mann blieb allein zurück und war sich nicht sicher, welchen Weg er jetzt nehmen sollte. Untätig zu bleiben, wäre mit Sicherheit ein verhängnisvoller Fehler, sich unüberlegt in irgendein Abenteuer zu stürzen ebenfalls.
    Also bat er Isis um Hilfe. Wie schon des Öfteren würde sie ihn leiten.
    Als er spürte, dass sie seine Hand nahm, ging er bis zu einem Akazienwäldchen, schob die Äste auseinander und stellte sich oben auf einen kleinen Hügel.
    »Betrachte das Geheimnis des ›ersten Mals‹«, befahl ihm die raue Stimme des Kahlen, »diese Anhöhe, die aus dem Urmeer aufgetaucht ist. Hier vollzieht sich ohne Unterlass die Schöpfung. Eingeweiht zu sein bedeutet, dass man diesen Vorgang wahrnehmen und die Verwandlung von Materie in Geist und Geist in Materie vollziehen kann. Solltest du alle Prüfungen überleben, wirst du den Himmel auf Erden sehen. Doch vorher bearbeiten dich die Bildhauer, dich, das rohe Erz aus dem Bauch der Berge.«
    Drei Handwerker schleppten einen hölzernen Schlitten an den Fuß des Hügels.
    »Ich bin der Hüter des Atems«, stellte sich der erste vor. »Der Einbalsamierer und der Oberaufseher werden mich unterstützen. Zuerst wollen wir den Stein bearbeiten, damit die Reise an den Ort der Wiedergeburt angetreten werden kann.«
    Er griff nach Ikers Brust.
    »Das alte Herz muss entfernt werden, ebenso die alte Haut und die alten verbrannten Haare. Möge ein neues Herz entstehen können und die Veränderungen freundlich aufnehmen, damit das Feuer den Unwürdigen nicht verschlingt.«
    Der Kahle hüllte Iker in eine weiße Haut und befahl ihm, sich in der Haltung eines Ungeborenen auf den Schlitten zu legen. Dann begann eine lange Irrfahrt.
    Iker hatte das Gefühl, er würde als ein Stück Werkstoff zu der Baustelle gebracht, auf der ein Tempel entstand. Als

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