Das Geheimnis der Götter
steht uns schon viel zu lange im Weg! Ich fürchte sogar, dass er uns auf der Spur ist, weil er mich beschatten und überwachen lässt.«
Gergu wurde bleich. »Befürchtet Ihr etwa eine Verhaftung?«
»Ich nehme an, Sobek hatte das vor. Doch ich konnte seine Befürchtungen zerstreuen und ihn von meiner
Rechtschaffenheit überzeugen. Trotzdem wird er mich im Auge behalten.«
»Noch ist es Zeit! Nehmen wir unsere Reichtümer und verlassen Ägypten«, flehte Gergu.
»Wieso sollten wir jetzt die Nerven verlieren? Wir müssen nur auf den Propheten hören, dann gelingt unser Vorhaben ohne Schwierigkeiten.«
»Weder Ihr noch ich, keiner von uns beiden kann das Kästchen zu Sobek bringen«, beharrte der Oberaufseher über die Getreidespeicher.
»Dann muss es eben jemand anderes tun.«
»Ich wüsste nicht, wer das sein sollte!«
Medes brauchte nicht lange nachzudenken, die Lösung lag auf der Hand.
»Wir haben einen Verbündeten, den wir nicht einmal fragen müssen, ob er uns diesen Gefallen erweist«, sagte er. »Ich werde einfach noch einmal die einzige Begabung nutzen, die meine liebe Gattin hat.«
11
Eine Nacht lang beobachtete Sekari den verdächtigen Laden und seine Umgebung, wurde aber zunächst enttäuscht. Ein paar Streuner, die sich mehr oder weniger angeregt unterhielten, einige angetrunkene Nachtschwärmer, Hunde auf der Suche nach läufigen Hündinnen, Katzen auf der Jagd… Was sich eben so nachts in einem einfachen Viertel herumtreibt. Doch dann entdeckte der geübte Blick des Beobachters etwas Verdächtiges: Auf einer Terrasse, von der aus man den ganzen Platz und die angrenzenden Straßen im Blick hatte, war ein Späher versteckt.
Und bei diesem Mann handelte es sich ganz sicher nicht um einen friedlichen Stadtbewohner, der nur mal eben frische Luft schnappen wollte. In regelmäßigen Abstände machte er einem zweiten Mann Handzeichen, den Sekari nur mit Mühe entdecken konnte. Und offenbar gab es noch mehr von ihnen. Also ein lückenloses Netz, eine beachtliche Abwehr. Die Männer, die diesen Ort bewachten, waren bestimmt keine Laien.
Plötzlich spürte Sekari, dass ihm Gefahr drohte. Hatte ihn einer der Widerständischen entdeckt?
Anstatt wegzulaufen, ging er gemächlich auf eine Gruppe von Nachtschwärmern zu, die mitten auf dem Platz herumstanden und sich lebhaft unterhielten.
»Schöne Nacht, heute, findet ihr nicht auch? Irgendwie kann ich nicht schlafen. Kennt ihr vielleicht ein nettes Mädchen hier in der Gegend?«
»Du wohnst aber nicht hier, oder?«, fuhr ihn einer mürrisch an.
»Ich kenn ihn«, fuhr ein Krauskopf dazwischen. »Das ist der neue Wasserverkäufer, der macht gute Preise. Nette Mädchen gibt’s hier genug.«
Aus den Augenwinkeln beobachtete Sekari, dass eine der Wachen unruhig hin und her ging. Sein ungebetenes Erscheinen schien die gewohnte Ruhe zu stören.
»Jede Mühe muss belohnt werden, mein Freund. Wenn du mich zu einer willigen Hure führst, wirst du es nicht bereuen.«
Der Krauskopf leckte sich genüsslich die Lippen.
»Wie wär’s denn mit einer Syrerin?«
»Wie gefällt sie dir?«
»Ich hab mich gerade verlobt! Aber ihre Kunden sollen sehr zufrieden sein.«
»Na gut, gehen wir.«
Sekari spürte förmlich, wie er von mehreren Augenpaaren verfolgt wurde. Der Krauskopf führte ihn in eine dunkle, ruhige Gasse.
Und der mürrische Kerl folgte ihnen.
Nach seinem Führer betrat Sekari ein nettes kleines Haus mit zwei Stockwerken.
»Begleitet uns der mürrische Kerl von vorhin?«
»Aber nein, der geht nach Hause.«
»Dann wohnt er also hier in der Nähe?«
»Gehen wir nach oben, ich stell dich vor.«
Sorgfältig machte Sekari die Tür hinter sich zu. Hier roch es nicht nach schweren Düften, es gab keinen Zierrat, der auf Liebesspiele hingedeutet hätte, kein Empfangszimmer mit Matten und weichen Kissen und kein Bier für den neuen Kunden. In dem Haus sah es überhaupt nicht nach Vergnügungen aus.
»Wart’s nur ab, du wirst bestimmt nicht enttäuscht!«, versprach der Lockenkopf und ging langsam die Treppe hinauf.
Sekari überrumpelte ihn von hinten und stürzte sich auf ihn. Auf dem Treppenabsatz erwartete ihn ein gedungener Mörder mit einem Knüppel. Sekari rammte ihm den Kopf in den Bauch, stieß ihn um und lief, so schnell er konnte, in den zweiten Stock.
Als er auf die Terrasse stürzte, verfehlte ihn die Klinge eines Dolches nur um Haaresbreite. Es gab wohl nur eine Möglichkeit, den Aufständischen zu entkommen: Er musste über die
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