Das Geheimnis der Götter
zuverlässige Arbeit wurde er sogar zum zeitweiligen Bewohner von Abydos ernannt. Trotz seines rauen Wesens bewundert er Abydos und schätzt seine Arbeit hier.« Bega räusperte sich. »Wozu diese ganzen Fragen?
Verdächtigt Ihr Gergu etwa irgendeines Verbrechens?«
»Ich habe keine Beweise.«
»Aber Ihr traut ihm nicht?«
»Müsste sein Amt als Oberaufseher über die Getreidespeicher nicht seine ganze Zeit beanspruchen?«
»Hochgestellte Persönlichkeiten kommen oft aus Memphis, Theben oder von Elephantine hierher! Angesichts der Bedeutung von Abydos spielt die Entfernung keine Rolle. Manche bleiben nur ein oder zwei Wochen hier, andere halten sich länger auf. Aber niemand würde auf seine Aufgaben hier verzichten, und wenn sie noch so bescheiden sind. Gergu gehört zu dieser Gemeinschaft von zeitweiligen, treu ergebenen Bewohnern von Abydos.«
»Ich danke Euch für Eure Hilfe, Bega.«
»Ihr seid jetzt unser Hoher Priester. Zögert nicht, mich zu fragen, wenn Ihr etwas braucht.«
Unruhig kaute der Verbündete von Seth ein Stück trockenes Brot und sah zu, wie der Königliche Sohn sich entfernte. Es ärgerte ihn, dass er Gergu verteidigt hatte, aber wenn er ihn belastet oder beschuldigt hätte, wäre es zu Nachforschungen durch Iker gekommen, die nur auf ihn selbst zurückfallen konnten.
Ob er den Königlichen Sohn mit seinen Erklärungen überzeugt hatte?
Wohl kaum.
Dieser Iker wurde immer gefährlicher. Nachdem er nun mit besonderer Macht ausgestattet und der Mysterien des Osiris für würdig erklärt worden war, hatte der Gesandte von Sesostris auf einmal eine ganz andere Bedeutung. Bega hatte sich schwer geirrt, als er glaubte, Abydos würde Iker zurückweisen. Ein seltsamer Lichtschein, den die Osiris-Rituale nährten, umgab diesen jungen Mann.
Einen ganz kurzen Augenblick lang fragte sich Bega, ob es nicht besser wäre, auf Verschwörung und Verrat zu verzichten, wieder ein aufrechter Priester zu werden und Ikers Weg zu gehen.
Doch dann wies er diese Gedanken entschlossen von sich. Ikers Unschuld, seine hehren Ziele und seine Achtung vor den althergebrachten Werten führten unweigerlich zu einem toten Punkt! Eine Zukunft konnte es nur mit dem Propheten geben.
Außerdem war Bega bereits zu weit gegangen.
Weil er sich von seiner Vergangenheit und seinem Gelübde losgesagt und sich der Verschwörung des Bösen angeschlossen hatte, konnte der Ritualist nichts rückgängig machen. Aus freien Stücken hatte er sich für lange unterdrückte Triebe entschieden, seiner Gier nach Reichtum und Macht. Das bedeutete, Menschen wie Iker mussten verschwinden. Und dafür hatte der Prophet so schnell wie möglich zu sorgen.
Shab der Krumme traf seinen Herrn in der Nähe der Treppe des Großen Gottes, außer Sichtweite der Soldaten, die in der Wüste, um das Gelände herum, Streife gingen. Die Abendrituale waren beendet, und bei den ständigen Priestern und zeitweiligen Besuchern, die in Abydos schlafen durften, gingen die Lichter an. Nach dem Abendessen stiegen die Himmelsbeobachter auf das Dach von Sesostris’ Tempel, schrieben die Stellung der Gestirne auf und versuchten die Botschaften der Göttin Nut zu entschlüsseln.
»Ist es dir gelungen, in die Nähe des Grabs von Osiris zu kommen?«
»Es scheint nicht bewacht zu werden«, antwortete Shab. »Ein alter Ritualist überprüft die Siegel und sagt irgendwelche Sprüche auf.«
»Keine Wächter?«
»Kein einziger. Auf Euren Rat hin habe ich mich nur bis auf etwa dreißig Schritte dem Grabeingang genähert. Bestimmt gibt es irgendeine unsichtbare Schutzvorrichtung. Ich halte es für ganz unmöglich, dass man zu einem derart wichtigen Gebäude freien Zugang hat.«
»Die heilige Stimmung, die an diesem Ort herrscht, und die Ausstrahlung von Osiris genügen, um Neugierige abzuhalten«, meinte der Prophet. »Sie fürchten sich vor dem Zorn des Gottes.«
»Meint Ihr nicht, dass die Priester einen magischen Schutzwall errichtet haben?«
»Und wenn – er kann mich nicht aufhalten, mein guter Freund. Stück für Stück reiße ich die Mauern von Abydos ein.«
»Soll ich mich noch länger in dieser kleinen Kapelle verstecken, Herr?«
»Nur noch kurze Zeit.«
Der Krumme verzog sein Gesicht zu einem gemeinen Grinsen. »Gönnt Ihr mir das Vergnügen, Iker töten zu dürfen?«
Auf einmal färbten sich die Augen des Propheten glutrot, und sein Körper strahlte plötzlich heiß wie ein Ofen. Erschrocken trat Shab einen Schritt zurück.
»Meine Figuren haben ihr
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