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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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der ihn töten sollte. Diese Anhäufung von Missetaten hat den Zorn des Stiers geweckt.«
    Dem Dorfvorsteher brach übel riechender Angstschweiß aus allen Poren, und er wagte nicht zu widersprechen.
    »Wozu diese ganzen Schandtaten?«
    »Majestät, ich… Ich war irgendwie verwirrt, weil…«
    »Weil du dich dem Propheten unterworfen hast«, versetzte Sesostris. »Du hast dein Land verraten und deine Seele für immer besudelt.«
    Der Angeklagte begann zu schluchzen.
    »Ich bin doch nicht dafür verantwortlich, er hat mich benutzt, ich verfluche ihn, ich…«
    Plötzlich hatte der Dorfvorsteher einen wilden Blick, rang nach Luft und hatte das Gefühl, das Herz würde ihm aus dem Leib gerissen. Er richtete sich noch einmal auf, spuckte Blut und Galle und fiel dann auf der Stelle tot um.
    »Verbrennt seinen Leichnam«, befahl Sesostris.
    Anschließend begab sich der Pharao in das Gehege für den Stier von Medamud. Sein Kopf war vorn schwarz und hinten weiß, und er lebte von seiner Vereinigung mit der Sonne. Bei dem Fest, das Musiker, Sänger und Sängerinnen zu seinen Ehren gefeiert hatten, heilte er immer viele Kranke, vor allem mit Augenentzündungen.
    Der Vierbeiner sah ihn mit solcher Wut an, dass ihn nicht einmal der Pharao besänftigen konnte, ohne erst einmal herauszufinden, worüber das heilige Tier so erzürnt war.
    »Die alten Fehler wurden bereinigt, und der Schuldige bestraft«, erklärte er ihm. »Die Oberpriesterin von Abydos und ich setzen alles daran, Iker dem Nichts zu entreißen. Wenn wir noch andere Wege gehen müssen, nenne sie uns bitte.«
    Der gewaltige Stier hörte auf, vor Wut zu schäumen und mit den Hufen zu scharren, und sah den König mit seinen schwarzen Augen unverwandt an.
    Zwischen dem Pharao und der tierischen Verkörperung seines ka entspann sich ein Gespräch.
    Als er alles erfahren hatte, ging der Stier wieder durch. In Begleitung des ersten Offiziers seiner Leibwache durchsuchte Sesostris nun den Tempel.
    »Ein Bote soll sofort nach Theben aufbrechen und Baumeister, Steinmetze, Zeichner und Maler hierher holen. Dieses Bauwerk wird wiederhergestellt und erweitert, ein heiliger See soll gegraben und Unterkünfte für die ständigen Priester errichtet werden. Die Arbeiten beginnen morgen bei Tagesanbruch und gehen Tag und Nacht ohne Pause weiter. Mentu und der Stier haben ein Recht auf ein angemessenes Reich. Und die Baustelle soll aus Sicherheitsgründen abgeriegelt werden.«
    Der Bote brach unverzüglich auf.
    Im Dorfhaus rief Sesostris die eingeschüchterten Ratsmitglieder zusammen, lauter käufliche Wesen, die dem ehemaligen Dorfvorsteher ergeben waren. Der Pharao war ihrer flehentlichen Unschuldsbeteuerungen bald überdrüssig und rief die Alten zusammen, die aus dem Rat ausgeschlossen waren.
    »Ihr braucht einen neuen Dorfvorsteher. Wen schlagt ihr vor?«
    »Den größten Ackerlandbesitzer in unserer Gegend«, sagte ein großer alter Mann mit weißem Haar. »Er konnte den Verbrecher nicht leiden, von dem Ihr uns jetzt befreit habt, Majestät. Drohungen und Tiefschlägen zum Trotz hat er ihm immer die Stirn geboten. Sein Reichtum käme unserer kleinen Gemeinschaft zugute – dann müsste kein Dorfbewohner mehr Hunger leiden.«
    Der Rat der Alten war mit diesem Vorschlag einverstanden.
    »Euer Tempel wird eines der prächtigsten Bauwerke in der ganzen Provinz«, versprach der Pharao. »Thebens beste Handwerker schenken Mentu eine neue Bleibe.«
    »Wird das denn ausreichen, um den Stier zu besänftigen?«, fragte der Greis besorgt.
    »Nein, zu viele Verbrechen wurden begangen, und zu viele Gefahren bedrohen uns. Deshalb muss ich euren Schutzgeist wieder friedlich stimmen.«
    »Können wir Euch dabei helfen?«
    »Kennt jemand die Stelle, an der sich das alte Heiligtum des Osiris befindet?«
    Die Ältesten berieten sich kurz.
    »Das ist wahrscheinlich nur eine Legende«, meinte der Greis.
    »In den Archiven des Hauses des Lebens ist dieses Heiligtum aber belegt.«
    »So weit die Erinnerung dieses Dorfes zurückreicht, war Medamud der Hügel des Geb, des Erdgottes. Das göttliche Licht hat über die Finsternis gesiegt und ihn reich und fruchtbar gemacht.«
    »Führe mich zu diesem heiligen Ort.«
    »Majestät, der Hügel ist in einem undurchdringlichen grünen Dickicht verschwunden. Die wenigen Irren, die sich je dorthin gewagt haben, sind darin erstickt. Schon als Kind habe ich mich davon sorgsam fern gehalten, und keiner von uns hat je versucht, dieses bedrohliche Reich zu

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