Das Geheimnis der Goldmine
meinen. Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Sie wissen also gar nichts über Amseln, Mrs Fortescue?«
Langsam sagte sie: »Sie meinen wohl die in der Pastete, letzten Sommer. Dummes Zeug.«
»Und auf dem Schreibtisch waren auch welche, nicht?«
»Ein dummer Streich. Ich weiß nicht, wer Ihnen davon erzählt hat. Mein Schwiegervater, Mr Fortescue, war sehr verärgert.«
»Nur verärgert? Oder mehr?«
»Oh, ich verstehe. Ja, ich glaube… ja, es stimmt. Er hat uns gefragt, ob Fremde auf dem Gelände gewesen waren.«
»Fremde?« Inspektor Neele hob fragend die Brauen.
»So hat er sich ausgedrückt«, verteidigte sich Mrs Percival.
»Fremde«, wiederholte Neele nachdenklich. »Schien er verängstigt?«
»Verängstigt? Ich verstehe nicht.«
»Nervös. Wegen der Fremden, meine ich.«
»Ja, ja, das stimmt. Ich erinnere mich nicht mehr genau. Es ist doch schon ein paar Monate her. Ich hielt es einfach für einen hässlichen, dummen Streich. Crump vielleicht. Crump ist ein sehr unausgeglichener Mann, und ich bin mir ganz sicher, dass er trinkt. Er kann manchmal richtig frech werden. Ich frage mich, ob er einen heimlichen Groll gegen Mr Fortescue hegte. Wäre das möglich, Inspektor?«
»Möglich ist alles.« Damit ging Inspektor Neele hinaus.
Percival Fortescue war in London, aber Inspektor Neele fand Lancelot mit seiner Frau in der Bibliothek, wo sie Schach spielten.
»Ich unterbreche Sie nur ungern«, sagte Neele entschuldigend.
»Wir schlagen nur die Zeit tot, nicht, Pat?«
Pat nickte.
»Sie werden es für eine dumme Frage halten, aber wissen Sie irgendetwas über Amseln, Mr Fortescue?«
»Amseln?« Lance schien belustigt. »Was für Amseln, die eigentlichen Vögel?«
Mit einem entwaffnenden Lächeln gestand Neele: »Ich weiß es selber nicht genau, Mr Fortescue. Aber Amseln wurden mehrmals erwähnt.«
»Himmel!« Lance wirkte plötzlich hellwach. »Doch nicht die alte Amsel-Mine?«
Scharf fragte Neele: »Die Amsel-Mine? Was ist das?«
Lance runzelte die Stirn. »Das Dumme ist, Inspektor, ich weiß es nicht mehr genau. Eine unscharfe Erinnerung an ein unsauberes Geschäft in der Vergangenheit meines Vaters. Irgendetwas an der Westküste Afrikas. Ich glaube, Tante Effie hat es ihm einmal vorgeworfen, aber ich weiß nichts Genaueres.«
»Tante Effie? Das ist Miss Ramsbottom?«
»Ja.«
»Ich werde sie danach fragen.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Eine außergewöhnliche alte Dame. Sie macht mich ganz nervös.«
Lance lachte. »Ja, Tante Effie ist schon eine Nummer. Aber sie kann Ihnen sehr nützlich sein, wenn Sie sie zu nehmen wissen. Vor allem, wenn Sie sich für die Vergangenheit interessieren. Sie hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis, und am liebsten schwelgt sie in Erinnerungen, die anderen schaden könnten.« Er überlegte. »Da ist noch etwas. Ich bin nach oben gegangen, um sie zu begrüßen, wissen Sie, kurz nach meiner Ankunft. Gleich nach dem Tee. Und sie sagte etwas über Gladys. Das ermordete Zimmermädchen. Da wussten wir natürlich noch nicht, dass sie tot war. Aber Tante Effie war überzeugt, dass Gladys etwas wusste und es der Polizei verschwiegen hatte.«
»Das stimmt auch«, sagte Inspektor Neele. »Aber nun wird sie auch nichts mehr sagen, das arme Ding.«
»Nein. Tante Effie hatte ihr geraten, gleich zu sagen, was sie wusste. Zu dumm, dass sich das Mädchen nicht daran gehalten hat.«
Inspektor Neele stählte sich für die Begegnung, als er Miss Ramsbottoms Festung betrat. Zu seiner Überraschung fand er dort Miss Marple vor. Die beiden Damen diskutierten Missionen im Ausland.
»Ich werde Sie allein lassen, Inspektor.« Miss Marple erhob sich hastig.
»Nicht nötig, Madam«, sagte der Inspektor.
»Ich habe Miss Marple eingeladen, hier zu wohnen«, sagte Miss Ramsbottom. »Kein Grund, diesem lächerlichen Golf Hotel Geld nachzuwerfen! Ein sündiges Nest von Profitjägern ist das! Kartenspiel und Gelage die ganze Nacht! Nein, da ist sie in einem christlichen Haushalt schon besser aufgehoben. Ich habe ein Gästezimmer neben meinem. Dr. Mary Peters, die Missionarin, hat zuletzt darin gewohnt.«
»Das ist sehr, sehr freundlich von Ihnen«, sagte Miss Marple. »Doch ich sollte mich einem Trauerhaus nun wirklich nicht aufdrängen.«
»Trauer! Unsinn«, sagte Miss Ramsbottom. »Wer hat denn in diesem Haus um Rex getrauert? Oder um Adele? Oder ist es wegen der Polizei? Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, Inspektor?«
»Ganz und gar nicht, gnädige Frau.«
»Da sehen
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