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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zog ihn rasch aus dem Zelt.
    Lesdraka warf Fengbald einen frechen Blick zu. »Verletzt ihn nicht? Ich hätte Euch für härter gehalten, Städter.«
    Ein bedächtiges, halb betrunkenes Lächeln breitete sich über Fengbalds Züge. »Ich habe gesagt: ›Verpasst ihm eine Abreibung, aber verletzt ihn nicht‹. Ich will nicht, dass seine Leute erfahren, dass er jedes Mal, wenn ich ihm eine Frage stelle, alles ausplaudert, was er weiß. Außerdem kann er uns noch als Spitzel dienen, sei es in den Pferchen, sei es bei Josuas Volk. Nehmen diese Verräter nicht jeden auf, der versucht, sich meinem Zorn zu entziehen?«
    Der Thrithingmann schielte zu ihm hinüber. »Glaubt Ihr, meine Reiter und Eure gepanzerten Städter reichten nicht aus, die Feinde Eures Königs zu vernichten?«
    Fengbald hob ermahnend den Finger. »Wirf niemals eine Waffe weg, du weißt nicht, wann du sie noch brauchen kannst. Das ist auch etwas, das mich dieser blinde Trottel Guthwulf gelehrt hat.« Er lachte und schwenkte den Becher. Der Page eilte zum Weinkrug.
    Draußen war es dunkel geworden. Das Zelt des Herzogs leuchtete purpurrot und schwelte wie ein unter der Asche einer Feuerstelle halb begrabenes Stück Glut.

    Eine Ratte, dachte Rachel bitter. Jetzt bin ich nicht besser als eine Ratte in der Wand.
    Sie spähte hinaus in die dunkle Küche und unterdrückte eine gallige Verwünschung. Nur gut, dass Judith den Hochhorst schon lange verlassen hatte. Wenn die mächtige Herrin der Küchen, stattlich wie eine Galeone, jetzt den Zustand ihres geliebten Reichs sehen müsste, fiele sie wahrscheinlich tot um. Rachels Hände, schwielig von harter Arbeit, juckten. Sie fühlte sich hin- und hergerissen zwischen demDrang, alles wieder in Ordnung zu bringen, und dem ebenso heftigen Wunsch, denjenigen zu erwürgen, der die Burg so hatte verwahrlosen lassen.
    Die große Küche des Hochhorstes sah aus, als ob eine Meute wilder Hunde darin gehaust hätte. Die Türen der Speisekammer waren aus den Angeln gerissen, und die wenigen noch vorhandenen Vorratssäcke lagen zerrissen und verstreut überall herum. Es war nicht allein der Schmutz, sondern auch die Verschwendung, die das Feuer des Zorns in Rachels Seele anheizte. Der ganze Fußboden war voller Mehl, in die Ritzen getreten zwischen den Steinfliesen, übersät mit Abdrücken achtloser Stiefel. Die großen Backöfen waren mit schwarzem Fett verschmiert, die Ofenschieber vom ungeschickten Gebrauch zerkratzt. Aus ihrem Versteck hinter einem Vorhang starrte Rachel auf die Verwüstung und merkte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Gott sollte sie totschlagen, die das getan haben. Sinnlose Bosheit ist das – Teufelswerk.
    Und doch war die Küche selbst in dieser üblen Verfassung einer der Orte, an dem die Veränderung zum Bösen, die den ganzen Hochhorst erfasst hatte, noch am wenigsten spürbar war. Auf ihren Beutezügen hatte Rachel vieles gesehen, und nichts davon war erfreulich. In den meisten der großen Säle brannten keine Feuer mehr, und die dunklen Gänge waren fast neblig vor Kälte und Feuchtigkeit. Die Schatten waren länger geworden, als hätte sich ein seltsames Zwielicht über die Burg gelegt. Selbst an den Tagen, an denen die Sonne durch die Wolken brach, blieben Wege und Gärten des Hochhorstes in Schatten getaucht. Die eigentliche Nacht war so furchtbar, dass man sie kaum ertragen konnte. Wenn die matte Sonne sank, suchte sich Rachel ein Versteck in den verlassenen Teilen der Burg und rührte sich bis zum Morgengrauen nicht vom Fleck. Die unirdischen Töne, die das Dunkel erfüllten, ließen sie den Schal über den Kopf ziehen, und manchmal sah sie schwankende, durchsichtige Gestalten, die am Rand ihres Gesichtsfelds schwebten. Schlug dann die Glocke Mitternacht, durchwanderten Dämonen in schwarzen Gewändern stumm die Hallen.
    Es war offensichtlich, dass hier ein schrecklicher Zauber am Werkwar. Es war, als atme die alte Burg, durchdrungen von einer neuen eiskalten Lebenskraft. Rachel spürte die Gegenwart von etwas Lauerndem, geduldig und doch wachsam wie ein Raubtier, das die Burg bis zum letzten Stein in Besitz genommen hatte. Nein, die zerstörte Küche war nur der kleinste Teil jenes Bösen, das Elias über ihr geliebtes Zuhause gebracht hatte.
    Rachel wartete und lauschte, bis sie sicher war, dass sich niemand in der Nähe befand. Dann erst schob sie sich durch den Vorhang. Der Schrank dahinter hatte eine falsche Rückwand, an der ein Regal mit Essigkrügen und Senftöpfen

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