Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Sisqi Simon feierlich dazu eingeladen hatte, an der Seite der Trolle zu fechten, eineAufforderung, die, soweit er wusste, nie zuvor an einen Utku ergangen und darum eine wirkliche Auszeichnung war. Sie hatte ihm erklärt, dass die Qanuc von seiner Tapferkeit sehr beeindruckt seien und seine Treue gegenüber Binabik hochschätzten.
Simon konnte nicht umhin, einen gewissen Stolz zu empfinden, hatte sich jedoch vorgenommen, es vorläufig noch für sich zu behalten. Trotzdem grinste er jeden, der seinem Blick begegnete, quer über den ganzen Tisch weg vergnügt an.
Als Jeremias eintrat, zwang Simon ihn, sich an seine Seite zu setzen. In Gesellschaft des Prinzen und der anderen »Vornehmen«, wie Jeremias sie bezeichnete, fühlte sich der einstige Wachszieherlehrling zwar immer wohler, wenn er als Simons Leibdiener auftreten konnte, aber dabei fühlte sich Simon wiederum sehr unwohl.
»Es gehört sich nicht«, stöhnte Jeremias und starrte in den Becher, den Simon vor ihn hingestellt hatte. »Ich bin dein Knappe, Simon. Ich sollte nicht an der Tafel des Prinzen sitzen, sondern dir den Becher füllen.«
»Unsinn.« Simon winkte lässig mit der Hand. »Bei uns ist das anders. Außerdem, wenn du damals an meiner Stelle aus der Burg geflohen wärst, hättest du alle diese Abenteuer erlebt, und ich wäre bei Inch im Keller gelandet.«
»Sag das nicht!«, keuchte Jeremias, jähe Angst in den Augen. »Du weißt ja nicht …!« Er bemühte sich um Fassung. »Nein, Simon, sprich es nicht einmal aus – es bringt Unglück, so zu reden!« Nur langsam entspannte sich sein Gesicht. Der Ausdruck von Furcht verwandelte sich in Wehmut. »Außerdem hast du unrecht. Mir wären diese Dinge nie geschehen – der Drache, das Feenvolk und alles andere. Wenn du nicht selber merkst, dass du etwas Besonderes bist, dann …«, er holte tief Luft, »… bist du wirklich strohdumm.«
Bei solchen Bemerkungen fühlte Simon sich noch viel unbehaglicher. »Besonders oder strohdumm«, knurrte er, »für eins davon solltest du dich schon entscheiden.«
Jeremias schaute ihn an, als könne er Simons Gedanken lesen. Er schien noch etwas dazu sagen zu wollen, verzog jedoch gleich darauf das Gesicht zu einem spöttischen Lächeln. »Hm. Jetzt, wo du es sagst – ›besonders strohdumm‹ trifft es eigentlich ganz gut.«
Erleichtert, sich wieder auf vertrautem Terrain zu bewegen, tunkte Simon die Finger in seinen Weinbecher und spritzte Jeremias ein paar Tropfen ins blasse Gesicht, was seinen Freund zum Prusten brachte. »Und Ihr, Bursche, taugt auch nicht mehr. Ich habe Euch gesalbt und verleihe Euch nun den Titel ›Herr Strohdumm von Besonders‹.« Feierlich bespritzte er ihn mit ein paar weiteren Tropfen. Jeremias fauchte und schlug nach dem Becher, dessen restlicher Inhalt sich über Simons Hemd ergoss. Sie fingen an, die Arme gegeneinanderzudrücken, lachten und klatschten mit den freien Händen aufeinander ein wie verspielte Jungbären.
»Herr Besonders von Strohdumm!«
»Herr Strohdumm von Besonders!«
Ihr Wettkampf, wenn auch immer noch freundschaftlich, wurde bald ein wenig hitziger. Die unmittelbar neben den Kämpen sitzenden Gäste rückten zur Seite, um Platz zu machen. Prinz Josua hatte Mühe, seine Miene kühler Missbilligung zu bewahren. Die Herrin Vara lachte frei heraus.
Die Trolle, deren Festveranstaltungen in der ehrfurchtgebietenden Weite des Chidsik ub Lingit stattfanden, bei denen niemals etwas so Alltägliches wie der Ringkampf zweier Freunde vorgefallen wäre, die sich gegenseitig Wein in die Haare schmierten, beobachteten den Vorgang mit feierlichem Interesse. Manche fragten laut, ob durch den Sieger des Wettkampfs eine besondere Weissagung oder Prophezeiung bestimmt würde, andere, ob es die religiösen Anschauungen der Gastgeber beleidigte, wenn man ein paar unauffällige Wetten darüber abschloss, wer gewinnen würde. Was das Letztere anging, kam man zu der stillschweigenden Übereinkunft, dass etwas, das unbemerkt blieb, auch niemanden kränken konnte. Je nachdem, welcher der beiden Streiter kurz vor einer vernichtenden Niederlage zu stehen schien, wechselten mehrfach die Quoten.
Als die Minuten vergingen und keiner der beiden Kämpen aufgeben wollte, wuchs die Anteilnahme der Trolle noch. Wenn bei einem Festbankett in der Höhle dieses Tiefländerhirten und seiner Jägerin ein solcher Kampf derartig lange dauerte, dann musste es sich, so erläuterten die weltläufigeren Qanuc ihren Gefährten, um mehr alsein bloßes
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