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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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begriff, dass es sich um Fengbalds Heer handelte, das am Rand des zugefrorenen Sees Aufstellung genommen hatte. Es war aber nicht das Heer allein, denn der Herzog schien zusätzlich halb Gadrinsett mitgebracht zu haben. Ein ungeordneter Haufen von Zelten, Kochfeuern und improvisierten Schmieden breitete sich bis weit in die Ferne aus und erfüllte das kleine Tal mit Rauch und Dampf. Simon wusste, dass die Streitmacht des Herzogs nur rund tausend Krieger umfasste, aber für jemanden, der das zehnmal größere Heer nicht gesehen hatte, das Naglimund belagerte, schien sie so unermesslich groß wie die legendäre Heerschar des Anitulles, die die Hügel von Nabban mit einem einzigen Wald aus Speeren bedeckt hatte. Von neuem begann ihm kalter Schweiß auf der Stirn zu perlen. Sie waren so nah! Zwar lagen zwischen Simons verstecktem Beobachterposten und Fengbalds Männern noch über zweihundert Ellen, aber er konnte einzelne Gesichter unter den Bewaffneten deutlich erkennen. Es waren Menschen, lebendige Menschen, und sie wollten ihn töten. Im Gegenzug würden Simons Freunde sich Mühe geben, so viele von diesen Soldaten wie möglich umzubringen. Am Ende dieses Tages würde es viele neue Witwen und Waisen geben.
    Das unerwartete Trillern einer Melodie hinter seinem Rücken ließ ihn zusammenfahren. Er wirbelte herum und sah einen der Trolle, der sich langsam hin- und herwiegte und mit erhobenem Kopf leise vor sich hin sang. Von Simons plötzlicher Bewegung erschreckt, blickte er ihn fragend an. Simon versuchte zu lächeln und gab dem kleinen Mann ein Zeichen weiterzusingen. Gleich darauf stieg das klagende Lied des Trolls von neuem in die eisige Luft, einsam wie die Stimme eines Vogels in einem kahlen Baum.
    Ich will nicht sterben, dachte Simon. Und, Gott, bitte, ich möchte Miriamel wiedersehen – das wünsche ich mir von ganzem Herzen.
    Ganz plötzlich stieg ihr Bild vor ihm auf, die Erinnerung an die letzten, verzweifelten Sekunden an der Steige, als er es gerade geschafft hatte, die Fackel anzuzünden, und der Riese krachend auf sie zustampfte. Ihre Augen, Miriamels Augen … Furcht war in ihnen gewesen, aber auch Entschlossenheit. Sie war tapfer, erinnerte er sich, tapfer und schön. Warum hatte er ihr nie gesagt, wie sehr er sie bewunderte – und wenn sie hundertmal eine Prinzessin war?
    Unten am Hang an der Barrikade aus umgestürzten Stämmen entstand eine Bewegung. Josua, auch aus der Entfernung an seinem verstümmelten rechten Arm zu erkennen, kletterte auf den Behelfswall. Drei weitere Gestalten in Mantel und Kapuze folgten ihm.
    Der Prinz legte die Hand an den Mund und rief mit lauter Stimme: »Wo ist Fengbald?« Sein Ruf hallte über den gefrorenen See und brach sich in den Schluchten der nahen Berge. »Fengbald!«
    Nach kurzer Zeit löste sich aus der Horde am Ufer eine kleine Gruppe und ritt ein Stück auf das Eis hinaus. In ihrer Mitte auf hohem Schlachtross saß ein Mann in silberner Rüstung und leuchtend scharlachrotem Mantel. Auf seinem Helm, den er jetzt abnahm und unter den Arm steckte, spreizte ein silberner Vogel die Schwingen. Das lange Haar war schwarz und flatterte im frischen Wind.
    »Da seid Ihr ja endlich, Josua«, schrie der Reiter. »Ich hatte mir schon Gedanken gemacht.«
    »Ihr dringt widerrechtlich in freies Land ein, Fengbald. Wir erkennen meinen Bruder Elias hier nicht an, denn seine Verbrechen haben ihm das Recht entzogen, über das Reich meines Vaters zuherrschen. Wenn Ihr jetzt umkehrt, habt Ihr freien Abzug und könnt ihm diese Worte wiederholen.«
    Es sah nach ehrlicher Erheiterung aus, als Fengbald den Kopf zurückwarf und lachte. »Sehr gut, Josua, sehr gut!«, brüllte er. »Aber Ihr seid es, der sich mein Angebot überlegen sollte. Wenn Ihr Euch der Gerechtigkeit des Königs unterwerft, verspreche ich, dass mit Ausnahme der wenigen Hauptschuldigen das ganze verräterische Pack, mit dem Ihr Euch umgebt, heimkehren kann und alle ihren Platz als ehrenwerte Untertanen wieder einnehmen dürfen. Ergebt Euch, Josua, und sie sollen verschont werden.«
    Simon fragte sich, welche Auswirkungen dieses Versprechen auf die eingeschüchterten und hoffnungsarmen Streiter von Neu-Gadrinsett wohl haben würde. Sicher ging es Fengbald genauso.
    »Ihr lügt, Mörder!«, schrie jemand hinter Josua. Der Prinz hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, und rief dann laut: »Habt Ihr den Wollhändlern von Falshire nicht das Gleiche versprochen, bevor Ihr ihre Frauen und Kinder in ihren Betten

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