Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
erstaunlichen Behendigkeit nach.
»Wenn wir jetzt noch etwas zu essen finden könnten«, seufzteIsgrimnur. »Ich vertraue Tiamaks Marschfraß nicht so recht – nicht, dass ich nicht dankbar dafür wäre.« Er leckte sich die Lippen. »Es ist nur, dass ich jetzt gar nichts gegen eine Rinderkeule oder etwas in dieser Art einzuwenden hätte. Hält einen kräftig, Rindfleisch.«
Miriamel musste lachen. »Ich glaube nicht, dass man hier im Wran viele Kühe findet.«
»Kann man nicht wissen«, murmelte Isgrimnur zerstreut. »Komische Gegend. Könnte alles geben.«
»Schließlich sind wir dem Großvater aller Krokodile begegnet«, meinte Cadrach, der immer noch mit seinen Feuersteinen beschäftigt war. »Wäre es nicht möglich, Herzog Isgrimnur, dass irgendwo im feuchten Unterholz die riesenhafte Großmutter aller Kühe lauert? Mit einem Bruststück, so groß wie ein Ackerwagen?«
Der Rimmersmann ließ sich nicht ärgern. »Wenn Ihr Euch anständig benehmt, Bursche, würde ich Euch vielleicht sogar ein paar Bissen übrig lassen.«
Es gab kein Rindfleisch. Tiamak und alle anderen mussten sich mit einer dünnen Suppe aus verschiedenen Sorten Marschgras und ein paar Krümeln des einzigen Fischs begnügen, den Tiamak, bevor es ganz dunkel wurde, noch hatte fangen können. Isgrimnur machte eine beiläufige Bemerkung über die Vorzüge von über der Glut gerösteter Taube, entsetzte damit jedoch den Wranna so, dass der Herzog sich sofort entschuldigte.
»Ich bin nun mal so, Mann«, brummte er. »Tut mir verdammt leid. Würde Eure Vögel nicht anfassen.«
Aber selbst wenn er es ernst gemeint hätte, wäre er auf ganz unerwartete Hindernisse gestoßen, denn Camaris hatte sich mit Tiamaks Tauben angefreundet. Den größten Teil des Abends verbrachte der alte Ritter auf dem Dach, den Kopf in den Taubenschlag gesteckt. Nur für kurze Zeit kam er herunter, um seine Suppe zu essen, dann kletterte er wieder nach oben und saß dort in stummer Zwiesprache mit Tiamaks Vögeln, bis die anderen sich längst in ihren Mänteln auf den Dielen zusammengerollt hatten. Dann stieg auch er wieder durchs Fenster und legte sich hin, starrte aber auch jetzt noch an die dunkle Decke, als könnte er durch das Schilfdach seineneuen Freunde auf ihren Stangen sitzen sehen. Lange nachdem das Schnarchen von Isgrimnur und Cadrach schon den kleinen Raum erfüllte, waren seine Augen noch offen. Miriamel beobachtete ihn, bis sie so schläfrig war, dass ihre Gedanken sich wie ein träger Strudel im Kreis zu drehen begannen. Und so schlief sie in einem Baumhaus ein – unter ihr das leise Plätschern des Wassers, über ihr die nächtlich schreienden Vögel.
Als das durch die Bäume flimmernde Sonnenlicht sie weckte, schrillten andere Vögel. Ihre Stimmen waren rauh und wiederholten sich ständig, aber das störte Miriamel wenig. Sie hatte erstaunlich gut geschlafen und fühlte sich, als hätte sie nach dem Verlassen von Nabban die erste wirklich ruhige Nacht verbracht.
»Guten Morgen«, sagte sie vergnügt zu Tiamak, der vor der Feuerstelle kniete. »Irgendetwas riecht köstlich.«
Der Wranna nickte. »Ich habe da hinten einen Mehltopf gefunden, den ich vergraben hatte. Wieso er trocken geblieben ist, werde ich wohl nie erfahren. In der Regel halten meine Siegel nicht dicht.« Er zeigte mit den langen Fingern auf ein paar flache Fladen, die auf einem heißen Stein Blasen schlugen. »Es ist nicht viel, aber mir geht es nach einer warmen Mahlzeit immer gleich besser.«
»Mir auch.« Miriamel schnüffelte tief und genussvoll. Wie erstaunlich und zugleich tröstlich war es doch, dass jemand, der an den unter ihrer Last ächzenden Banketttafeln des erkynländischen Königshofs aufgewachsen war, sich so über ungesäuertes, auf einem Stein erhitztes Backwerk freuen konnte, wenn nur die sonstigen Umstände stimmten. Darin lag eine tiefe Weisheit, das wusste sie, nur dass es ihr irgendwie ungehörig vorkam, sich schon so früh am Morgen in Grübeleien zu vertiefen. »Wo sind die anderen?«, fragte sie.
»Sie versuchen, aus einer Engstelle des Kanals ein paar große Steine zu entfernen. Wenn wir das Boot dort vorbeibekommen, ist der Weg nach Haindorf wesentlich bequemer. Wir werden lange vor Mittag dort sein.«
»Gut.« Miriamel überlegte und sagte dann: »Ich würde mich gern waschen. Wo kann ich hingehen?«
»Nicht weit von hier gibt es einen Regenwasserteich«, antwortete Tiamak. »Aber es wäre besser, wenn ich Euch hinbrächte.«
»Ich kann allein
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