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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ein, dass ihr das Wasser fast bis ans Kinn reichte. Sie spritzte es sich ins Gesicht und auf die Haare und versuchte, die verfilzten Knoten zu entwirren. Jetzt, nachdem das Haar wieder länger wurde, konnte sie es nicht mehr so beiläufig behandeln wie in den letzten Monaten.
    Als sie fertig war, blieb sie noch eine ganze Weile einfach still sitzen und lauschte dem Lärm der Vögel und dem warmen Wind, der in den Bäumen spielte.
    Endlich stieg sie ans Ufer und zog sich ihre schmutzige und ziemlich übelriechende Mönchskutte wieder an. Sie ärgerte sich, weil sie nicht so schlau gewesen war, ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln aus Pelippas Schüssel mitzunehmen. Gerade band sie den Gürtelstrick fest, als das Rascheln der Blätter über ihr plötzlich lauter wurde.
    Miriamel blickte auf und erwartete, einen großen Vogel oder vielleicht sogar einen der Marschaffen vor sich zu sehen. Was sie stattdessen erblickte, ließ sie überrascht und entsetzt den Atem einziehen.
    Das Geschöpf, das da an einem Ast hing, war nicht größer als ein kleines Kind, aber schon diese Größe berührte sie unangenehm. Es sah aus wie eine Kreuzung aus einem Krebs und einer Spinne, besaß aber trotz dieser Krustentiergestalt, soweit Miriamel erkennen konnte, nur vier Gliedmaßen. Jede davon hatte mehrere Gelenke und endete in einer nach innen gekrümmten Klaue. Den Körper bedeckte eine hornig-ledrige Schale, graubraun mit tintenschwarzen Flecken, mit unregelmäßigen Spuren von Flechten überzogen. Das Schlimmste waren jedoch die Augen. Ihr stechender, schwarzerGlanz – eigentümlich intelligent trotz des missgeformten Kopfes und des Chitinkörpers – ließ Miriamel stolpernd zurückweichen, bis sie sicher war, dass das Wesen, auch wenn es einen gewaltigen Sprung machte, sie nicht sofort erreichen konnte. Es rührte sich nicht, sondern schien sie nur auf eine beunruhigend menschliche Art zu beobachten. Davon abgesehen hatte es keinerlei menschliche Züge. Soweit Miriamel feststellen konnte, besaß es nicht einmal einen Mund, wenn nicht der Spalt mit den kleinen, klickenden Dingern an der Unterseite des stumpfen Kopfes diesen Zweck erfüllte.
    Miriamel zitterte vor Ekel. »Geh weg!«, rief sie und fuchtelte mit den Händen, als wollte sie einen Hund verscheuchen. Die glitzernden Augen musterten sie boshaft und belustigt.
    Aber es hat kein Gesicht, dachte sie, wie kann es Gefühle haben? Es war ein Tier, und als solches entweder gefährlich oder ungefährlich. Wie konnte sie sich einbilden, in etwas, das nichts weiter als ein Riesenkäfer war, Gefühle zu entdecken? Aber dennoch jagte ihr das Wesen Angst ein. Obwohl es keine feindselige Bewegung machte, schlug sie, als sie die kleine Schlucht verließ, einen großen Bogen um den Baum. Das Wesen machte keinen Versuch, ihr zu folgen, drehte sich aber um und schaute ihr nach.
    »Ein Ghant«, erklärte Tiamak, als sie alle wieder ins Boot stiegen. »Es tut mir leid, dass er Euch erschreckt hat, Herrin Miriamel. Es sind hässliche Tiere, aber sie greifen selten Menschen an und fast nie jemanden, der größer ist als ein Kind.«
    »Aber es hat mich angeblickt wie ein Mensch!« Miriamel schauderte. »Ich weiß nicht warum, aber es war schrecklich.«
    Tiamak nickte. »Sie sind mehr als unvernünftige Tiere, Herrin. Zumindest bin ich dieser Auffassung, obwohl andere meiner Stammesgenossen darauf bestehen, dass sie nicht klüger als Flusskrebse sind. Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe die gewaltigen Nester gesehen, die sie bauen, und wie geschickt sie Fische jagen und Vögel fangen.«
    »Möchtet Ihr damit andeuten, es handle sich um denkende Wesen?«, fragte Cadrach trocken. »Das wäre für die Hierarchie der Mutter Kirche ein höchst störender Gedanke. Denn müssten siedann nicht auch Seelen besitzen? Vielleicht muss Nabban noch Missionspriester ins Wran entsenden, um sie der Gnade des einzig wahren Glaubens teilhaftig werden zu lassen!«
    »Spottet nicht, Hernystiri«, brummte Isgrimnur. »Helft mir lieber, das verdammte Boot von dieser Sandbank herunterzuschaffen.«
    Die Fahrt nach Haindorf, so hatte zumindest Tiamak gesagt, würde nicht lange dauern. Der Morgen war hell und gerade so warm, dass man es als angenehm empfand.
    Aber der Ghant hatte Miriamels Stimmung verdüstert. Er hatte ihr das Schreckliche, Fremdartige der Marsch vor Augen geführt. Das war nicht ihre Heimat. Vielleicht konnte Tiamak hier glücklich sein – obwohl sie sogar daran zweifelte –, aber sie ganz

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